Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Rücken zu, und ihre aufgerissenen Veilchenaugen
richteten sich auf Tim.
    Er nickte. Seine Miene entspannte sich.
Sein Blick tauchte in Gabys Augen.
    Ja! hieß das. Hast dich nicht verguckt.
Das ist sie, die Dame. Sehr lebendig. Auf dem Foto als blonde ,Leiche 4 mit bluttriefendem Kopf — hier gänzlich unverletzt und fröhlich wie eine
Weinkönigin. Und elegant — im lila Sommerkostüm. Mit langer Perlenkette und
starkem Make up.
    Die Frau mochte Ende Dreißig sein,
hatte grüne Augen und ein warmherziges Lächeln. Sie und Tückl steckten jetzt
die Köpfe zusammen. Pisper, pisper! Natürlich erzählte er, was ihm passiert war
— und welche Rolle das Pärchen dabei spielte.
    Tims Gedanken drehten Spiralen. War die
Frau nur verletzt gewesen? Unmöglich! Also nicht Blut, sondern rote Tinte.
Überhaupt: Sah die Blonde nicht verdammt gesund aus auf dem Foto als ,Leiche’?
Und die gebleckten Zähne des vermeintlichen Täters? Schauspielerei! Ein
gestelltes Foto! Wozu? Wer machte sowas? Was steckte dahinter? Ein Filmfoto
war’s nicht. Und auch keins für die Presse.
    Drüben war der Bericht zu Ende.
    Die Frau, die Tim zugewandt saß, lächelte
vielsagend und warf einen bewundernden Blick herüber.
    Der TKKG-Häuptling grinste und zuckte
mit den Achseln.
    Dann kam die Serviererin — erst zu
Tückl und der Leichen-Darstellerin, dann zu den Kids. Tee für Gaby, Espresso
für Tim. Oskar hatte keinen Wunsch — und Süßes bekam er nie, weil das Hunden
gesundheitlich schadet.
    Tückl drehte sich um. „Darf ich euch
jetzt wenigstens einladen?“
    „Sehr freundlich“, erwiderte Gaby über
die Schulter. „Aber es geht ums Prinzip. Keine Belohnung für eine
selbstverständliche Hilfe. Wir haben da sehr unseren Stolz.“
    „Bemerkenswert! An euch könnte sich die
übrige Jugend ein Vorbild nehmen.“
    „Die ist ganz in Ordnung“, erwiderte
Gaby. „Von Ausnahmen abgesehen. Genau wie bei den Erwachsenen. Allerdings sind da
die Ausnahmen häufiger, glaube ich.“
    Tückl lachte.
    Mit perlender Altstimme sagte die
Blonde: „Du machst dir die richtigen Gedanken. Hast einen schönen Hund. Ich
hatte auch mal einen Cocker Spaniel. 13 Jahre hat Brauni mich begleitet. Ein
ganz treuer Freund.“
    Die Serviererin brachte ein großes
Tablett. Gabys Tee, Tims Kaffee. Dann kam sie nochmal und schaukelte einen
wassergefüllten Aschenbecher für Oskar vor sich her. Gaby bedankte sich
herzlich.
    Am Nebentisch holte Tückl sein
Foto-Kuvert hervor und reichte es der Blonden hinüber.
    „Hübsche Schnappschüsse von unserem
letzten Urlaub, Helena.“
    Sie krauste die Stirn, während sie die
Fotos durchsah.
    „Sehr gelungen, Baldur. Ich meine, sie
überzeugen. An Fabian ist ein Schauspieler verloren gegangen.“
    „Ein Oscar-Preisträger, hahahahah.“

    Na, bitte, dachte Tim. Baldur, Fabian
und Helena. Das verdächtige Trio machte Mord-Fotos, die Julius Blendel entwickelte.
Welcher faulen Kiste sind wir da auf die Spur gekommen?

16. Beim Froschkönig
     
    Tim und Gaby blieben nicht lange.
    Als sie aufstanden, nickten sie zum
Nebentisch hinüber, was freundlich erwidert wurde.
    Draußen war es heiß, und alle naslang fuhr
irgendwo der Notarzt mit Sirene vorbei, um alte Leute zu versorgen, denen die
Hitze nicht bekam.
    „Kein Mord“, sagte Tim, „sondern... Das
bringen wir raus. Klar ist: Die wollen irgendwen linken mit den Fotos. Wir
sollten sie nicht aus den Augen verlieren, die beiden, zumal sich auch Sigi für
sie interessiert. Falschgeld — und das Foto einer gestellten
Leichen-Beseitigung. Es sind offenbar Ganoven mit verschiedenen Talenten.“
    „Sehr sonderbar.“ Gaby bückte sich zu
Oskar hinunter.
    Er schwitzte in seinem schwarzweißen
Fell, hatte zwar den Aschenbecher leer gesoffen, aber jetzt Lust auf ein Bad.
    „Laß uns schnell in den Mozart-Park
fahren“, sagte Gaby. „Wenn Oskar in den Froschteich eintaucht, fällt das gar
nicht auf.“
    Sie schoben die Räder. Nur 300 Meter —
dann waren sie am Park. Er umfaßt 90 000 Quadratmeter — hatte Karl mal
errechnet — und hat die Form eines Dreiecks mit abgerundeten Ecken. Straßen
ringsum: eine überlastete Verkehrsader und — an den kurzen Seiten — lauschige
Einbahnwege mit hübschen Wohnhäusern, die kleine Vorgärten aufweisen.
    In den Park dürfen Hunde nur angeleint.
    Oskar roch den Teich und begann zu
zerren.
    Laubbäume überdachten die Kieswege.
Leute auf den Bänken, Zeitung lesend; zwei Jogger drehten Runden; auf einer
Wiese mit dem Schild BETRETEN

Weitere Kostenlose Bücher