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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Stimme: „Bis vor kurzem war ich überzeugt, daß unsere Raketentechnik der eines jeden anderen Landes überlegen sei. Heute weiß ich, daß wir übertroffen worden sind.“
    „Das ist Ihr ganzer Kommentar zum Tod von sechzig Millionen Amerikanern? Wir wurden übertroffen.“
    Morlake schluckte. „Das habe ich nicht gesagt. Die Rakete kam senkrecht herunter.“
    „Wollen Sie sich das nicht lieber noch mal überlegen, Captain?“
    Verführerische Worte. Er wußte, was sie wollten. In der vergangenen Nacht waren sie mit Zeichnungen von hypothetischen Raketenflugbahnen zu ihm gekommen. Jede Zeichnung war auf einer Weltkarte, und es waren drei verschiedene Ausgangspunkte eingetragen. Stimmte er zu, daß die Rakete mit einem geringen Neigungswinkel aus einer der drei Richtungen heruntergekommen sei, würde er ein Held sein.
    „Sie haben immer noch Gelegenheit, Captain“, sagte der Militärrichter, „Ihrem Land einen großen Dienst zu erweisen.“
    Morlake zögerte. „Es tut mir leid“, sagte er schließlich, steif vor Angst, „aber ich kann meine Aussage nicht abändern. Das Ding kam senkrecht aus großer Höhe herunter. Das ist die Wahrheit.“
    Das Urteil lautete auf dreißig Jahre, und er konnte von Glück sagen. Innerhalb eines Monats nach seinem Verfahren war es an der Tagesordnung, daß Männer wegen unbewiesener Vorwürfe gehenkt wurden. Im ganzen Land begann eine hysterische Hexenjagd auf vermeintliche Verräter und Spione, und fliegende Standgerichte überzogen wie Unkraut eine Nation, die ihren Angreifer nicht entdecken konnte.
     
    Am vierundneunzigsten Morgen zog Morlake wie gewöhnlich seinen Häftlingsanzug aus grau und schwarz gestreiftem Drillich an. Er hatte sich so an die täglichen Routinehandlungen gewöhnt, daß ihm nur noch vage bewußt war, irgendwann einmal etwas anderes getan zu haben. Auf dem Weg zur Kantine blieb er vor dem Schwarzen Brett stehen, wo das Arbeitsprogramm für die einzelnen Häftlingsgruppen bereits angeschlagen war: Pflügen, Stalldienst, Kartoffeln pflanzen, Wege ausbessern, Futtersilos reinigen, Latrinengrube leeren.
    Es war, von kleineren Variationen abgesehen, immer das gleiche. Nur etwas fehlte diesmal. Sein Name war bei keiner der Arbeitsgruppen aufgeführt. Sofort nach dem Frühstück meldete er das Versäumnis beim Sergeanten, der die Aufsicht hatte.
    „In Ordnung, dann gehst du mit der Gruppe, die Kartoffeln pflanzt.“
    Morlake ging und sagte sich, daß er, sollte sein Name wieder einmal auf dem Arbeitsprogramm fehlen, lieber in die Schreibstube gehen würde, wo das Programm gemacht wurde.
    Nicht, daß er unter der Arbeit gelitten hätte. Er war kerngesund, und körperliche Arbeit machte ihm nichts aus; tatsächlich hatte er sich nie besser gefühlt. Er war ruhiger, jetzt, weniger nervös, und zugleich wacher und nachdenklicher, mit einem neuen Sinn für die einfachen, kleinen Dinge des Lebens. Aber er pflanzte nicht gern Kartoffeln. Die Armeefarm hatte nur wenige Maschinen, weil es ihr an Arbeitskräften nicht mangelte, und so mußte jede Saatkartoffel mit der Hand in die Erde gelegt und mit Ackerkrume bedeckt werden … Nach vier Stunden war er verschwitzt und müde und hatte Rückenschmerzen.
    Das Mittagessen wurde am Arbeitsplatz verzehrt. Die Männer setzten sich mit ihren Blechtellern und -tassen an den Feldrand. Und das Gespräch entwickelte sich genau wie am Tag zuvor und am Tag davor und so weiter.
    „Habt ihr gehört, was der Neue gestern sagte, daß die Raketen nur vom Mond gekommen sein können …?“
    „…Das waren die Chinesen, oder ich laß mich taufen …“
    „… Ich wette mein ganzes Geld, daß die Russen …“
    „Verdammt, wenn ich General Wayne in Europa wäre, würde ich …“
    Der Wachsergeant nahm seine Maschinenpistole an sich und stand träge auf. „Los, ihr Generäle, an die Kartoffeln.“
    Der Nachmittag zog sich hin. Gegen vier Uhr löste sich ein Wagen aus dem Dunst, der die Gebäude der Gefangenenfarm sechs Kilometer nördlich verbarg. Er schaukelte langsam einen Feldweg entlang, verschwand hinter Bäumen und in Senken, kam aber immer wieder zum Vorschein, jedesmal näher, und für den wachhabenden Sergeanten ebenso ein Gegenstand der Neugierde wie für die Gefangenen. Als es keinen Zweifel mehr gab, daß der Wagen zu seiner Arbeitsgruppe wollte, gingen der Sergeant und sein Korporal langsam zum Feldweg und erwarteten den Wagen dort. Die restlichen Wachen sorgten dafür, daß die Arbeit weiterging. Die Pferde mit dem

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