Der erste Marsianer
Büro des kommandierenden Offiziers geführt, der sich als General Herrold vorstellte. Morlake beschränkte sich auf eine kurze Meldung und erklärte dem General, unter welchen Umständen er die Chikago-Bombe gesehen hatte. Dann wartete er auf die unvermeidliche Flut von Fragen.
Der alte Mann blickte ihn lange an, aber die Fragen blieben aus. Und Morlake wurde in ein spartanisch eingerichtetes unterirdisches Quartier geführt, bevor ihm aufging, was die Schweigsamkeit und Feindseligkeit des Generals zu bedeuten hatte. Bei Gott, dachte er, er hat mir nicht geglaubt!
Das war ein Schock für Morlake, aber es ließ sich nicht ändern. Gleichgültig, wie unglaublich es klingen mochte, er hatte die Pflicht zu sagen, was geschehen war.
Er setzte seinen Bericht schriftlich auf, so gut er konnte, dann rief er das Büro des Generals an und sagte, daß er fertig sei. Nach kurzer Pause sagte man ihm, er solle in seinem Quartier bleiben, und ein Offizier werde den Bericht holen. Das war wieder ein schlechtes Zeichen, doch Morlake redete sich ein, daß dies ein normales Verfahren sei. Er legte sich auf das Feldbett und versuchte, sich seiner Müdigkeit zu überlassen, doch sein Gehirn war zu aktiv, und er konnte nicht einschlafen. Er begann seine Situation hier zu überdenken und versuchte sich seine Möglichkeiten auszumalen. Es war schwierig, denn er wußte das mißtrauische Verhalten des Generals nicht zu deuten.
Dann ging ihm ein Licht auf. Alle Radarstationen in der Nähe der betroffenen Städte, die die niedergehende Rakete gesehen hatten, mußten zerstört worden sein. Das machte seine Beobachtung zur einzigen verfügbaren Information.
Aber was bewies diese Information? Sie war der einzige Hinweis auf die Identität des Feindes. Und sie schien wertlos zu sein.
Wochen mußten noch vergehen, ehe er begreifen sollte, von welcher Bedeutung dieser Hinweis tatsächlich war.
2.
Das Kriegsgericht begann nach den üblichen einleitenden Phrasen des Militärrichters mit dem Vortrag des Anklagevertreters.
„Es ist die Absicht der Anklage, Beweise beizubringen, die die gegen Captain Morlake vorgebrachten Beschuldigungen erhärten werden. Die erste Beschuldigung ist, daß er nicht, wie er behauptet, eine Atomrakete im Anflug auf Chikago gesehen hat, und daß er diese Behauptung nur aufstellte, um aus der Katastrophe einer ganzen Nation für sich selbst billige Publizität zu gewinnen. Es ist die Ansicht der Anklage, daß Captain Morlake, sollte das Gericht ihn in diesem Punkt schuldig sprechen, eine Strafe zuteil werden muß, deren Strenge an der Schrecklichkeit des Unglücks zu messen ist, das unser Land betroffen hat.
Die zweite Beschuldigung“, fuhr der Anklagevertreter fort, „ist ernster. Sie geht davon aus, daß Captain Morlake tatsächlich die niedergehende Atomrakete sah, wie er behauptet hat, daß er aber vorsätzlich seinen Bericht fälschte oder in grober Fahrlässigkeit zu beobachten versäumte, aus welcher Richtung die Atomrakete tatsächlich kam.“
Das Fatale für Morlake war, daß er niemanden kannte. Man gestattete ihm nicht, Zeugen vorzuladen, die über seinen Charakter hätten aussagen können. Als die beiden Raketenexperten ihre Gutachten abgegeben hatten, wußte er, daß er verloren hatte. Kurz nach seiner Verhaftung, als einer seiner Bewacher ihm erzählt hatte, daß mehr als die Hälfte aller Offiziere und Mannschaften des geheimen Luftwaffenstützpunkts im Atomangriff Familienmitglieder verloren hätten, war ihm bereits klar geworden, daß das Gewicht des emotionalen Vorurteils gegen ihn war. Diese Männer, vom Unglück getroffen, konnten nicht objektiv sehen oder denken.
Die Krise kam rasch, nachdem er selbst in den Zeugenstand gerufen worden war.
„Sie zweifeln nicht im geringsten daran“, sagte der Vorsitzende des Militärgerichts, „daß der Flugkörper, den Sie sahen, eine Atomrakete war?“
„Es war eine Atomrakete.“
„Und sie kam senkrecht herunter?“
„Ja. Absolut senkrecht.“
„Und das war wie hoch über der Erdoberfläche?“
„Fünfzig Kilometer, wenn der Höhenmesser richtig anzeigte.“
Eine Pause folgte; dann sagte der Richter ernst: „Captain Morlake, Sie haben die Erklärungen der Experten gehört, nach denen jede von irgendeinem Punkt der Erdoberfläche gestartete Atomrakete eine parabolische Kurve beschrieben haben muß, um ins Ziel zu gelangen?“
„Ich habe die Erklärungen gehört.“
„Und was schließen Sie daraus?“
Morlake sagte mit fester
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