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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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dann fünf, und es kommt keine Antwort. Sie hat Zeit, umherzublicken, und sie stellt fest, daß sie die Siedlung des Gehirns von ihrem Standort aus nicht sehen kann. Und Baumkulissen versperren ihr den Blick zur Landstraße. Sie kann auch nicht ihren Wagen sehen, den sie einen halben Kilometer entfernt etwas abseits der Straße abgestellt hat.
    Unsicher geht sie an der Hüttenwand entlang zum nächsten Fenster. Sie erwartet halb, daß es nur eine Imitation sein werde, und daß sie nichts sehen werde. Aber das Fenster scheint echt zu sein, durchsichtig, wie es sich gehört. Sie sieht kahle Wände, einen nackten Boden und eine halboffene Tür, die in einen inneren Raum führt. Unglücklicherweise ist ihr der Blick in den hinteren Raum verwehrt.
    Wieso, denkt sie, die Hütte ist leer.
    Sie fühlt sich erleichtert – unnatürlich erleichtert. Sie kehrt zur Tür zurück und drückt auf die Klinke. Sie gibt nach, und die Tür öffnet sich, leicht und geräuschlos. Die Frau stößt sie weit auf, tritt zurück – und wartet.
    Alles ist still. Sie sieht keine Bewegung, kein Zeichen von Leben. Sie holt tief Atem und tritt über die Schwelle ins Innere.
    Sie findet sich in einem Raum, der größer ist als sie vermutete. Aber wie sie bereits gesehen hat, ist er völlig leer. Sie nähert sich der inneren Tür. Und bleibt plötzlich stehen.
    Als sie von draußen hineingespäht hatte, war die Tür offen gewesen – oder hatte sie sich getäuscht? Jetzt ist die Tür zu. Sie schleicht näher heran und lauscht aufmerksam, ein Ohr am Metall der Tür. Aus dem hinteren Raum kommt kein Geräusch. Sie fragt sich, ob sie nicht lieber um die Hütte gehen und nachsehen solle. Wenn auf der anderen Seite ein zweites Fenster wäre, könnte sie hineinsehen …
    Plötzlich kommt sie sich albern vor. Ihre Finger umfassen die Klinke, drücken sie nieder, stoßen. Die Tür bleibt geschlossen, gibt keinen Millimeter nach. Sie zieht vorsichtig. Die Tür öffnet sich wie von selbst und schwingt weit auf, bevor sie sie halten kann.
    Da ist eine Türöffnung, und dahinter Dunkelheit.
    Sie scheint in einen Abgrund zu blicken. Mehrere Sekunden verstreichen, bevor sie sieht, daß es helle Punkte in dieser Schwärze gibt. Strahlend helle Punkte mit verschwommenen Flecken schwächeren Lichts hier und dort.
    Es scheint vertraut, und sie hat das Gefühl, daß sie das Bild kennen müßte. Mit dem Gefühl kommt auch schon das Wiedererkennen.
    Sterne.
    Sie blickt in einen Ausschnitt des sternenübersäten Universums, wie es sich einem Betrachter im Weltraum zeigen mag.
    Ein Schrei bleibt ihr in der Kehle stecken. Sie weicht zurück und versucht die Tür zu schließen. Die Tür läßt sich nicht bewegen. Keuchend läuft sie durch den äußeren Raum zu der Tür, durch die sie die Hütte betreten hat.
    Die Tür ist geschlossen. Dabei hatte die Frau sie vor kaum einer Minute offen gelassen. Sie läuft darauf zu, blind in ihrer Angst. In diesem Moment des Entsetzens übernehme ich – als ich selbst – die Kontrolle über sie. Ich begreife, daß es gefährlich für mich ist. Aber der Besuch ist für mich zunehmend unbefriedigend geworden. Mein Bewußtsein – das mit dem von Anne Stewart eins ist – konnte nicht gleichzeitig in meinem eigenen Wahrnehmungszentrum sein. So sah sie meinen – Körper –, wie ich ihn für zufällige menschliche Besucher zurückgelassen hatte, empfänglich für bestimmte automatische Übertragungen wie das öffnen und Schließen von Türen.
    Ich kalkuliere, daß sie in ihrem Entsetzen nichts von meiner Aktion bemerken wird. Meine Berechnung ist korrekt. Ich leite sie hinaus – und überlasse sie wieder sich selbst.
    Das Bewußtsein, wieder im Freien zu sein, schockiert sie. Sie hat keine Erinnerung, tatsächlich hinausgegangen zu sein.
    Sie beginnt zu laufen. Sie krabbelt über den Zaun und rennt fort, so schnell sie kann.
    Später, in ihrem Wagen, läßt der Fluchtimpuls nach. Sie atmet auf und zündet sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. Und sie hat die klare, zusammenhängende Erkenntnis: Da oben in der Hütte ist etwas. Und es ist seltsamer und gefährlicher – weil es anders ist – als das Gehirn.
    Nachdem ich Anne Stewarts Reaktionen bis zu diesem Punkt beobachtet habe, unterbreche ich den Kontakt. Mein großes Problem bleibt: wie soll ich mit dem Gehirn fertig werden, das mir in seiner Denkfähigkeit entweder ganz oder doch annähernd ebenbürtig ist?
    Würde es die beste Lösung sein, es zu einem Teil meiner selbst

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