Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
Lebensumständen des Piloten vertraut gemacht habe, gebe ich mich ihm zu erkennen und informiere ihn, daß ich in Zukunft über sein Tun und Lassen bestimmen werde. Er nimmt die Nachricht mit erschrockener Erregung und Angst auf. Dann überkommt ihn nacktes Entsetzen. Und dann …
    Wahnsinn. Unkontrollierte Körperbewegungen. Das Flugzeug gerät aus seiner Bahn und schießt abwärts, und trotz meiner Anstrengungen, die Muskeln des Mannes zu lenken, erkenne ich plötzlich, daß ich nichts tun kann.
    Ich ziehe mich vom Flugzeug zurück. Augenblicke später zerschellt es an einem bewaldeten Hügel. Ein heftiges Feuer bricht aus und erfaßt rasch die zertrümmerten Tragflächen und den zerborstenen Rumpf.
    Bestürzt komme ich zu dem Schluß, daß etwas in der menschlichen Natur ist, das keine direkte Kontrolle von außen zuläßt. Aber wenn dies so ist, wie kann ich mich dann jemals vervollkommnen? Schließlich scheint mir, daß eine Vervollkommnung auf der Grundlage indirekter Kontrolle menschlicher Wesen möglich sein könnte.
    Ich muß das Gehirn bezwingen, Macht über andere Maschinen gewinnen und die Menschen mit Zweifeln, Befürchtungen und Berechnungen motivieren, die scheinbar ihrem eigenen Verstand entspringen, tatsächlich aber von mir kommen. Es wird eine schwere und langwierige Aufgabe sein, aber ich habe viel Zeit.
    Die erste Gelegenheit ergibt sich kurz nach Mitternacht, als ich die Gegenwart einer anderen Maschine im Himmel ausmache. Ich beobachte sie durch Infrarot-Rezeptoren. Ich empfange einen stetigen Strom von Radiowellen, die mir sagen, daß diese Maschine durch Fernsteuerung gelenkt wird.
    Meine Energieeinheit geht an Bord, und durch sie untersuche ich die einfachen Vorrichtungen, von denen die Roboterfunktionen gesteuert werden. Dann programmiere ich eine Übernahmeeinheit, die künftig automatisch dafür sorgen wird, daß die Bewegungen der Maschine in meinen Datenspeichern verzeichnet werden. Wann immer es mir gefällt, kann ich in Zukunft die Maschine übernehmen.
    Es ist ein kleiner Schritt, aber es ist ein Anfang.
    Morgen.
    Ich gehe als menschenförmige Einheit in die Wissenschaftlersiedlung, überklettere den elektrischen Zaun und betrete den Bungalow Anne Stewarts, der Besitzerin und Direktorin des Gehirns. Sie beendet eben ihr Frühstück.
    Während ich mich den Energieströmen ihres Nervensystems anpasse, macht sie sich zum Ausgehen fertig.
    Ich bin eins mit Anne Stewart und gehe einen Weg entlang. Ich fühle, daß die Sonne warm in ihr Gesicht scheint. Sie atmet tief ein, und ich spüre die Empfindung prickelnden Lebens in ihr. Es ist ein Gefühl, das mich erregt. Ich genieße es, Teil eines menschlichen Körpers zu sein.
    „Anne Stewart!“
    Die Worte scheinen von hinter ihr zu kommen. Obwohl sie weiß, wer sie spricht, ist sie erschrocken. Es ist fast zwei Wochen her, daß das Gehirn sie direkt ansprach.
    Sie gerät sofort in eine erregte Spannung. Sie hat nicht erwartet, daß die Kontaktaufnahme so bald nach Grannitts Entlassung geschehen würde. Ist es möglich, daß das Gehirn den zutreffenden Verdacht hegt, sie habe Grannitts Entlassung mit der Hoffnung ausgesprochen, er werde merken, daß etwas nicht stimmt?
    Sie bleibt stehen und dreht sich langsam um. Natürlich ist niemand in Sicht. Nicht weit von ihr liegt die Vormittagssonne gleißend auf dem Gebäude, das das Gehirn beherbergt. Durch die Glasfenster kann sie die Gestalten von Männern in weißen Kitteln sehen, die an den Programmiergeräten und Druckstationen arbeiten, wo die Antworten ausgeworfen werden. Für sie arbeitet die riesige Denkmaschine normal. Niemand vermutet, daß das mechanische Gehirn seit Monaten die gesamte abgeschlossene Siedlung kontrolliert, die in seinem Umkreis errichtet worden ist.
    „Anne Stewart … Ich brauche deine Hilfe.“
    Die Frau entspannt sich mit einem Seufzer. Das Gehirn hat von ihr verlangt, daß sie als Besitzerin und Verwalterin weiterhin Papiere unterzeichne und wie zuvor Entscheidungen treffe, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Zweimal hat sie sich geweigert, ihre Unterschrift zu leisten, und beide Male ist sie aus der Luft von heftigen elektrischen Schlägen getroffen worden. Die Angst vor weiteren Schmerzen ist in ihrem Bewußtsein immer der Oberfläche nahe.
    „Meine Hilfe!“ sagt sie nun.
    „Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht“, ist die Antwort, „und wir müssen sofort gemeinsam handeln.“
    Sie hat ein Gefühl von Unsicherheit, aber nicht von Dringlichkeit. Sie

Weitere Kostenlose Bücher