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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Linke trug einen Fetzen, den man fast als Rock hätte bezeichnen können, und das, obwohl es an dem Abend schweinekalt gewesen war, während das knappe Top und die Hose ihrer Freundin wie aufgemalt aussahen. Allerdings wäre dafür eine Menge Farbe draufgegangen – das Mädchen war nämlich ein Koloss. Die beiden blickten auf und entdeckten die Kamera. Sie lachten, und dann lüpfte die Dicke ihr Top und wackelte mit allem, was sie hatte.
    »Ach du Schande …« Logan wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte – es sah aus, als ob jemand einen Bettbezug mit zwei Wassermelonen darin schwenkte. Eine Gestalt näherte sich vom Diamond Place her, die Hände in den Taschen vergraben. Der Mann sah kurz hin, sah noch einmal hin und humpelte vorbei, bemüht, nicht auf die Brüste des Mädchens zu starren. Sie beeilte sich, ihre Schätze wieder zu verpacken, und dann schüttelten sie und ihre Freundin sich vor Lachen und wankten weiter die Gasse entlang, bis sie aus dem Blickfeld der Kamera verschwanden. Logan nahm die Kassette heraus, schrieb BLITZERIN auf einen Post-it-Zettel und klebte ihn auf das Etikett. Mit etwas Glück würde die Szene einen Platz in der Weihnachts-Pannenshow bekommen, zusammen mit all den anderen Idioten, die es für eine brillante Idee hielten, ihre Brüste, Pimmel und Ärsche vor einer Überwachungskamera zu entblößen.
    Er brachte die Kassetten zurück in den Video-Überwachungsraum und ging nach Hause.
    Acht Uhr. Logan setzte sich kerzengerade auf, blinzelte und versuchte herauszufinden, wo er eigentlich war … Im Wohnzimmer, auf dem Sofa – im Fernsehen lief irgendein Mist, und das schrille Dudeln seines Handys wetteiferte gerade mit dem Gequäke der pummeligen »Sängerin« auf der Mattscheibe. Er schnappte sich die Fernbedienung, um ihrem Leiden ein Ende zu machen, und griff dann nach dem Telefon.
    »Hallo?«, meldete er sich und versuchte nicht so zu klingen, als sei er gerade erst aufgewacht.
    » Logan? Ich bin’s, Rachael. «
    Ach du Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße – »Rachael, hi. Ich …«
    » Ich dachte, wir wären verabredet? «
    Logan sah auf seine Uhr: genau acht – er hätte vor einer halben Stunde am Kino sein sollen. Das hieß, dass sie vermutlich stinksauer war.
    »Es tut mir wirklich leid.« Warum zum Teufel hatte er sie nicht angerufen und abgesagt? »Ich bin durch einen Raubüberfall aufgehalten worden und erst um …« Er seufzte. »Ich bin eingeschlafen.«
    » Ach so. «
    »Hör zu, es tut mir echt leid. Ich war gestern die ganze Nacht bei diesem Einsatz, hab nur zwei Stunden Schlaf gekriegt, und heute war ich wieder von morgens bis abends im Dienst. Sandy die Schlange ist überfallen worden …« Er sank auf das Sofa zurück und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Wie sollte er ihr nur beibringen, dass alles bloß ein gewaltiger Irrtum gewesen war?
    » Ob du’s glaubst oder nicht, ich kann das verstehen. Wenn ich an die ganzen Typen denke, die ich schon vor dem Kino oder im Restaurant habe warten lassen … « Ein verlegenes Hüsteln. » Nicht, dass es Hunderte gewesen wären oder so … Vielleicht einer oder zwei. Ich meine, ich bin nicht … ähm … « Schweigen. Sicher wartete sie darauf, dass er den nächsten Schritt machte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte er, um Zeit zu schinden. »Hör mal, wir müssen …«
    » Mist – bleib mal eben dran, da versucht jemand, mich anzurufen … « Es wurde still in der Leitung. Sie hatte ihn in die Warteschleife gesteckt.
    »… reden.« Logan fluchte, hievte sich in die Vertikale und tappte ans Fenster, um in die finstere Nacht hinauszuspähen. Das Fensterbrett war mit einer feinen weißen Pulverschicht bedeckt, und vor den Lichtinseln der Straßenlaternen wirbelten kleine Schneeflocken. Irgendwo unten auf der Straße sang jemand, die Stimme gedämpft durch das Doppelglasfenster. Er würde es einfach zugeben müssen: Er hatte einen Fehler gemacht. Er war in einer Beziehung, er hatte geglaubt, Jackie hätte eine Affäre, und … nein, da würde sich Rachael doch nur wie eine Lückenbüßerin vorkommen. Auch wenn es stimmte – das würde sie ganz bestimmt nicht gerne hören. Er …
    » Tut mir leid, wir haben einen verdächtigen Todesfall in Tillydrone. Ich ruf dich später an, ja? «
    »Warte, Rachael …« Aber sie hatte schon aufgelegt.
    Die Straße war ruhig, gesäumt von teuren Autos. Durch die Ritzen zwischen den zugezogenen Vorhängen fielen dünne Lichtstreifen auf die verschneiten

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