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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Täter es ein bisschen übertrieben, finden Sie nicht? Sieht eher nach einer Strafaktion aus. Feinde hat er ja weiß Gott genug.«
    »Kann froh sein, dass er noch am Leben ist. Wenn diese Putzfrau nicht genau in dem Moment aus dem Haus gekommen wäre, dann wäre die Welt jetzt ein glücklicherer Ort … Was ist? Gucken Sie mich nicht so an – war doch bloß ein Witz!«
    »Irgendwelche Spuren?«
    Insch kramte in seinen Taschen und förderte eine Tüte Schokorosinen zutage. »Zu feucht gestern. Ein, zwei Blutflecken unter dem Auto, aber Fasern können Sie vergessen. Ein paar Fingerabdrücke von der Fahrertür werden gerade untersucht.«
    Der Verkehr wurde dichter, je weiter sie sich dem Stadtzentrum näherten, bis es nur noch im Schritttempo voranging. »Wir sollten bei seinen Opfern ansetzen – Zeugen, Leute, die er vor Gericht heruntergemacht hat.«
    » Aye «, stimmte Insch zu. Er riss gierig die Tüte auf, schüttete sich einen Berg von den kleinen braunen Klümpchen in die Hand und warf sie ein, um dann mit vollem Mund fortzufahren: »Dann sollten Sie lieber erst mal Watson überprüfen. Die schiebt einen Hass auf ihn wie niemand sonst.«
    Das war genau Logans Befürchtung.
    Als sie im Präsidium ankamen, war die Tagschicht schon fast zu Ende. Fünf vor fünf – gerade noch Zeit für eine letzte Tasse Tee vor dem Feierabend. Logan saß in dem Raum mit dem hochtrabenden Namen »Inspektions-Suite« – im Grunde kaum mehr als eine Besenkammer mit einem Aktenschrank, einem weiteren Schrank, voll mit Wechsellaufwerken aus den Überwachungskameras der Polizeitransporter, sowie dem Multiplexer-Arbeitsplatz, der dazwischen gerade noch Platz hatte. Irgendwann einmal war der »MUX« Spitzentechnologie gewesen, aber inzwischen wirkte er wie ein dampfbetriebenes Folterwerkzeug. Logan schwirrte schon der Kopf, als er das aktuelle Überwachungsvideo auswerfen ließ und das nächste in den Schlitz schob. Wer die Kameras bediente, konnte auch darüber bestimmen, worauf sie gerichtet waren. Das Bild bewegte sich, weil die Kamera bewegt wurde . Die Aufnahmen hinterher anzuschauen war wie ein Rezept für Seekrankheit: Ohnmächtig war man den Schwenks und Zooms der Kamerabediener ausgeliefert, die das Ganze offensichtlich als eine Art Videospiel betrachteten. Dass es in dem Kämmerchen bullig heiß war, machte es auch nicht gerade leichter. Der uralte Ventilator in der Ecke gab kein Lebenszeichen von sich. Nicht einmal ein kräftiger Tritt hatte daran etwas ändern können, weshalb Logan das Ding schließlich zweckentfremdet hatte, um die Tür offen zu halten, sodass wenigstens ein bisschen frische Luft hereinkam.
    Er drehte an dem großen runden Steuerungsknopf des MUX und ließ das Band schneller laufen, während er nach einer Person Ausschau hielt, die um die Zeit des Überfalls vom Golden Square weglief, wo Sandy die Schlange sein Büro hatte. Das Zentrum von Aberdeen war ein wahres Reservat für Überwachungskameras, und Logan hatte die Bänder aus jeder einzelnen neben sich auf dem Boden gestapelt.
    Band einlegen – sirrrr – schneller Vorlauf bis zu der Stelle, wo die eingeblendete Uhr 21:00 anzeigte; zuschauen, wie die Passanten vorbeiruckeln, immer ein Bild pro Sekunde; nach verdächtigen Details suchen; gegen Gewissensbisse ankämpfen, weil er Jackie nicht vertraut hatte; gegen noch heftigere Gewissensbisse ankämpfen, weil er Rachael noch nicht gesagt hatte, dass alles nur ein einziger großer Irrtum war; den Bildschirm beobachten, bis die Uhr auf 21:30 stand; Kassette auswerfen; und dann das Ganze noch einmal von vorn.
    Das einzige Highlight war ihm vergönnt, als er das Band von der Union Terrace durchsah – die Kamera hing irgendwie schief, und das Bild war halb verdeckt von einer fetten Taube, die auf dem Fensterbrett hockte. Hinter den grauen Federn war die schmale Gasse zu erkennen, die die Union Terrace mit der Diamond Street verband. Halb zehn: Autos rauschten vorüber, Scheinwerfer spiegelten sich im regennassen Asphalt. Passanten rückten ins Bild, Betrunkene, noch mehr Autos, ein Bus, noch mehr Passanten – Logan sah sich jedes einzelne Gesicht ganz genau an, um zu überprüfen, ob jemand von der »Wer-hasst-Sandy-die-Schlange?«-Liste dabei war, die er zusammen mit Insch erstellt hatte – und dann passierte es.
    Zwei Mädels torkelten zusammen in Richtung Union Street – Arm in Arm, vermutlich weniger aus Kameradschaft als vielmehr des Gleichgewichts wegen –, ohne sich um den Regen zu scheren. Die

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