Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
Beine gespreizt wie ein Frosch, schnarchend und mit offenem Mund. Sehr feminin. Aber immerhin redeten sie wieder miteinander.
    Logan versuchte sich zu strecken, gähnte, schüttelte den Kopf und sah auf seine Uhr. Sechs Uhr zweiundzwanzig. Er wusste, dass diese Observierung reine Zeitverschwendung war – das ANPR hätte Macintyre erfasst, wenn er tatsächlich nach Dundee gefahren wäre, um dort Frauen zu überfallen. Aber wenn das der Preis für das Ende der Streitereien und des grimmigen Schweigens war, dann verbrachte Logan gerne eine unbequeme Nacht in einer verdreckten Rostlaube. Auch wenn es sein freier Tag war.
    In einem der Zimmer im Obergeschoss von Macintyres Haus brannte Licht, und es brannte schon seit fast fünfzehn Minuten. Jetzt ging die Haustür auf, und Macintyre trat hinaus in die kalte Morgenluft, eine schwere Sporttasche in der einen Hand, während er sich mit der anderen ein Handy ans Ohr hielt. Logan beugte sich zu Jackie hinüber und rüttelte an ihrer Schulter.
    »Pff, emem, ngeh …« Blinzelnd und gähnend tauchte sie aus ihren Träumen auf, während Macintyre seinen funkelnagelneuen silbernen Audi mit dem persönlichen Wunschkennzeichen aufschloss und einstieg.
    Jackie fuhr erst los, als Macintyre das Ende der Straße erreicht hatte und den linken Blinker setzte, um in die Great Western Road einzubiegen. Er hätte rechts abbiegen müssen, um die Kreuzung mit dem South Anderson Drive und die Straße nach Dundee zu erreichen. Links ging es zum Zentrum.
    Sie folgten ihm in sicherem Abstand und fanden sich in einer Schlange wieder, die hinter einem Streufahrzeug der Stadt herschlich. Das gelbe Blinklicht spiegelte sich in den dunklen Schaufensterscheiben der verlassenen Läden. So ging es die ganze Union Street entlang und bis zur Mitte der King Street, wo Macintyre plötzlich rechts abbog. Jackie tat es ihm gleich und fuhr von der Hauptstraße in die verschneite Nebenstraße ab, wobei sie immer noch darauf achtete, den Abstand so groß wie möglich zu halten.
    Der Fußballer bog in den Parkplatz gegenüber dem Pittodrie-Stadion ein, doch Jackie fuhr geradeaus weiter, um am Ende der Straße anzuhalten. Von hier aus konnten sie beobachten, wie Macintyre ausstieg, nach hinten ging, die große Tasche aus dem Kofferraum nahm und auf den Spielereingang zumarschierte, wo er irgendeinen Neandertaler mit fliehender Stirn per high five begrüßte.
    »Mist«, sagte Logan. »Er geht bloß zum Morgentraining.«
    Aber Logan hätte schwören können, dass der Fußballer, kurz bevor er im Stadion verschwand, sie direkt angeschaut und ihnen zugezwinkert hatte.
    Das Inversnecky Café war so etwas wie eine Institution in Aberdeen: ein dunkelgrüner, eingeschossiger Flachdachbau an der Strandpromenade, unscheinbar eingereiht zwischen einem halben Dutzend anderer Cafés, Eisdielen und Restaurants, mit Blick auf die graue, winterliche Nordsee. Der Spielsalon an der Ecke hatte geöffnet, aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass er an diesem eisig kalten Sonntagmorgen viel Umsatz machte. Es war auch niemand da, der die bunten blinkenden Lichter hätte bewundern können, abgesehen von ein paar Möwen, groß wie Bulldoggen, die missgelaunt auf dem kalten Pflaster herumwatschelten und an herumliegenden Pommestüten und Hamburgerkartons zerrten.
    Erstaunlicherweise wartete Colin Miller bereits auf Logan, als dieser seinen Wagen auf dem Parkplatz gegenüber abstellte. Der Reporter lehnte mit eingezogenen Schultern an der Seitenwand des Gebäudes und paffte eine Zigarette, den Blick aufs Meer gerichtet. Er wirkte gedankenverloren und schien nichts um sich herum wahrzunehmen als das Tosen der Wellen und das Kreischen der Möwen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.«
    Miller zuckte zusammen, jäh aus seinen Tagträumen gerissen. »Tu ich gar nicht. Und wenn du Izzy was anderes erzählst, bist du fällig, verstanden? Sie ist so schon stinksauer auf mich.« Er sah ein bisschen besser aus als neulich abends vor Garvies Wohnung. Der Dreitagebart war verschwunden, aber die Ringe unter seinen Augen waren so dunkel wie Wolken, die sich drohend über dem Meer auftürmten. Wenigstens was seine Klamotten betraf, war er wieder fast der Alte: teurer Anzug, scharlachroter Wollschal und dicker schwarzer Mantel. Mit seinen schwarzen Lederfingern nahm er die Zigarette aus dem Mund und hustete lange und heftig, um dann die Kippe auf die Straße zu schnipsen.
    Im Café war es warm; das Zischen und Gurgeln der Espressomaschine

Weitere Kostenlose Bücher