Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
mein Job, Sachen rauszufinden.« Sah ihm gar nicht ähnlich, diese Bescheidenheit. Er schob sich die Gabel voll Toast und Bohnen in den Mund und kaute selbstzufrieden. »Also, willst du jetzt noch was über unseren toten Freund Garvie wissen?«
»Was denn?« Logan legte sein Besteck hin.
»Bis über beide Ohren verschuldet. Du hast doch den ganzen Krempel gesehen, den er in seiner Wohnung hatte – Computer, Heimkinoanlage und der ganze Schnickschnack – ein Vermögen wert, das Zeug, und nichts davon abbezahlt. Also hat er nebenbei eine kleine Vermietung organisiert.«
Logan rutschte auf seinem Stuhl vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Lass mich raten: Hardcore-SM-Pornos?«
»Scheiße, nee, wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!« Es wurde schlagartig totenstill im Restaurant, und alle Augen richteten sich auf den Reporter, als er loslachte. »Den Mist kannst du dir bis zum Abwinken kostenlos aus dem Internet runterladen – nein, er hat Serverplatz vermietet. Für verschlüsselte Daten. Für die Art von Daten, an die nun wirklich niemand rankommen soll.«
Logan musste sofort an den kurz und klein geschlagenen Memory-Stick denken, den sie in Garvies Wohnung gefunden hatten. »Was war da drauf?«
Doch hier versiegte der Strom von Colin Millers enzyklopädischem Wissen. »Weiß ich nicht. Jedenfalls noch nicht. Aber sobald ich es rausgefunden habe, knalle ich es in extra fetten Lettern auf die Titelseite – darauf kannst du dich verlassen.«
37
Er brauchte fast eine Stunde, um die ganze dreckige Wäsche einzusammeln und in die Maschine zu stopfen. Die Wohnung sah aus wie ein Schweinestall – wie immer, wenn sie beide bis über die Ohren in Arbeit steckten und zu viele Überstunden schoben. Und so biss Logan in den sauren Apfel und brachte den größten Teil des Nachmittags in dem Bemühen zu, sie wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Er saugte gerade das Wohnzimmer, als die Türklingel ertönte: ein langgezogenes, beharrliches Summen, das endlich auch durch das Dröhnen des Staubsaugers an sein Ohr drang. Es war PC Rickards – fröstelnd stand er vor der Haustür, die Hände in den Taschen vergraben. Logan bat ihn herein. »Lassen Sie mich raten: DI Steel ist plötzlich eingefallen …«
»Tut mir leid, Sir. Es ist der DCS – Sie sollen sich sofort im Präsidium melden.«
»Was? Ich habe seit Wochen keinen ganzen Tag mehr frei gehabt! Kann das nicht …«
»Er hat wirklich sehr nachdrücklich darauf bestanden.«
Das hörte sich gar nicht gut an.
Im Büro des Polizeipräsidenten sah es aus, als würde gerade ein Horrorfilm gedreht – DI Insch, der leitende DCS der Kriminalabteilung, der dicke Gary und dieser rothaarige Bastard Inspector Napier, alle mit langen Gesichtern. Der Herrgott selbst saß hinter seinem Schreibtisch und fixierte mit zornumwölkter Miene Jackie, die in Habachtstellung in der Mitte des Raumes stand.
»… finde ich jedenfalls, Sie nicht?« Sandy Moir-Farquharson verstummte, als Logan das Büro betrat. Gleich darauf trat ein selbstzufriedenes Lächeln auf seine übel ramponierten Züge. »Sieh an, sieh an, wenn das nicht der Komplize unserer großartigen PC Watson ist!«
Logan ignorierte ihn und starrte stattdessen Insch an. »Sir?«
Doch es war der Polizeipräsident, der das Wort ergriff. »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht? Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, was das für Konsequenzen haben würde? Die Grampian Police kann keine Beamten gebrauchen, die durch unüberlegte Einzelaktionen die ganze Truppe in Verruf bringen!«
Logan musste feststellen, dass er immer noch nicht schlauer war als zuvor. »Verzeihung, Sir?«
Der gerissene Sandy beugte sich in seinem Besuchersessel vor, wobei er den gebrochenen Arm behutsam mit der anderen Hand festhielt. »Sie und Watson haben eine illegale, nicht genehmigte Observierungsaktion vor Rob Macintyres Haus durchgeführt, und das, obwohl ich eine gerichtliche Verfügung erwirkt habe, die Ihnen verbietet, meinem Mandanten zu nahe zu kommen.« Er grinste wie ein Haifisch – die ausgeschlagenen Zähne waren inzwischen durch strahlend weiße Provisorien ersetzt worden. »Das ist ein eklatanter Fall von Polizeischikane, und so etwas können wir auf keinen Fall hinnehmen!«
Logan hatte sich also nicht getäuscht – dieser miese kleine Balltreter hatte ihnen tatsächlich zugezwinkert. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät, sich durch eine dreiste Lüge aus der Affäre zu ziehen? Schließlich stand ja nur
Weitere Kostenlose Bücher