Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Gesundheit unserer Beamten uns ein äußerst wichtiges Anliegen …«
Als dann endlich alle das Feld geräumt hatten, kam Steel nach vorne, ließ sich auf einen Stuhl plumpsen, legte den Kopf in den Nacken und starrte stöhnend auf die flackernden Neonröhren an der Decke. »Mein Gott, der Mann kostet einen echt Nerven.«
»Ich musste ohne Sie anfangen.«
Steel nickte. »Hab ich gemerkt. Gute Arbeit, wirklich. Absolute Spitze. Ich wäre ja pünktlich gewesen, aber der Stellvertretende hat sich vor den Damenklos rumgetrieben. Dieser Perversling. Ich musste ihm verraten, was bei uns gerade ansteht.« Sie ließ eine Hand unter der Jacke verschwinden und fummelte in ihrer Achselhöhle herum. »Besorgt um die Gesundheit ihrer Beamten … wenn die glauben, dass ich an ihrem bescheuerten ›Fit wie ein Turnschuh‹-Programm teilnehme, haben sie sich aber gewaltig geschnitten.«
Logan war fast mit Aufräumen fertig. »Womit wollen Sie anfangen?«
Steel sah auf ihre Uhr, dachte kurz nach und antwortete dann: »Mit einem großen Glas Weißwein. Und einer Portion Pommes. Und ein paar Fluppen. Ist sowieso fast Feierabend.«
»Aber …«
»Jetzt hören Sie mir mal zu: Die Zeitungen werden morgen das Foto des Opfers und das Phantombild des Mörders bringen. Die Zahnarztpraxen dürften inzwischen alle geschlossen sein, deshalb muss der Zahnstatusabgleich auch noch warten. Wir werden das Opfer heute nicht mehr identifizieren. Das Einzige, was noch zu tun bleibt, ist die Einrichtung des Soko-Büros, und die kann einer von den Verwaltungsfuzzis übernehmen. Sie und ich, wir gehen jetzt einen trinken.«
»Aber …«
»Das ist ein Befehl, Sergeant.«
»Jawohl, Ma’am.«
Das Archibald Simpson’s war einmal eine Bank gewesen, bevor es in ein Pub umgewandelt worden war. Ein riesiger Prachtbau aus Granit am östlichen Ende der Union Street, mit korinthischen Säulen, Portikus, reich verzierten Stuckdecken, Kronleuchtern, einer Einrichtung aus dunklem Holz und glänzendem Messing – und billigem Bier. Außerdem war es gleich um die Ecke vom Präsidium und daher eine beliebte Anlaufstelle für Polizisten nach einem harten Tag im strömenden Regen.
Steel ließ Logan die erste Runde holen und steuerte gleich ihren Stammplatz an, in einer Ecke der ehemaligen Kassenhalle, direkt unter dem Fernseher. Ein großer Weißwein, zwei Portionen Pommes und ein großes Stella Artois. Eigentlich wäre er viel lieber nach Hause gegangen und hätte ein bisschen Schlaf nachgeholt, aber wenn er nicht mitspielte, würde Steel schmollen und ihm bei der Ermittlung die ganzen unangenehmen Jobs aufs Auge drücken. Also blieb er und redete mit ihr über die Arbeit, hörte sich geduldig an, wie sie über ihre anderen Fälle jammerte, wie etwa den toten Stadtstreicher, den sie im Duthie Park gefunden hatten – natürliche Todesursache, aber keine Sau wusste, wer der Kerl war – oder die Serie von Einbrüchen in Tillydrone, Bridge of Don und Rosemount. Und der Mann, der auf der Guild Street sein Unterstübchen entblößte. Als die Pommes kamen, klagte sie gerade über ihre Freundin Susan, die ihr immer in den Ohren lag, dass sie sich eine Katze anschaffen sollten, dabei wusste Steel genau, dass das nur eine Vorübung für ein Baby war, und sie war einfach noch nicht bereit, sich so endgültig zu binden.
Sie holten sich noch etwas zu trinken, während nach und nach die Tagschicht mit quatschenden Sohlen eintrudelte. Langsam, aber sicher füllte sich das Lokal mit Polizistinnen und Polizisten, die ihren Dienstschluss begießen wollten. Logan kannte die meisten beim Namen – nun ja, mit Ausnahme von einigen der jüngeren –, aber nur eine hatte er je nackt gesehen: PC Jackie Watson, die jetzt mit einem Bier, einer Tüte Chips mit Tomatengeschmack und finsterer Miene auf ihren Tisch zumarschierte.
Sie ließ sich neben Logan auf die Bank plumpsen und reichte die Chipstüte herum. »Mann, was für ein Scheißtag!«
»Selber hallo.« Logan grinste sie an – die zwei Pints auf fast leeren Magen taten schon ihre Wirkung. »Wir haben Sandy die Schlange vor dem Gericht gesehen.«
Jackies Miene wurde noch finsterer. »Dieser Mistkerl. Wieso muss es eigentlich bei jedem Fall, bei dem er die Finger drin hat, eine Pressekonferenz auf der Treppe vor dem Präsidium geben? Kennst du sonst noch irgendwen , der das macht?«
Logan zuckte mit den Achseln. »Er ist nun mal mediengeil.«
» Aye «, pflichtete Steel ihm bei und trank ihr Glas aus, »aber dass wir
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