Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Patienten! Schnell – Mund-zu-Mund-Beatmung!«
Und plötzlich fiel es Logan gar nicht mehr schwer, sämtliche Gedanken an Jason Fettes und seine zerfetzten Innereien zu verdrängen.
Die postkoitale Seligkeit hielt ganze zwei Stunden an. Sie fläzten sich im Bett, lachten und blödelten und genossen einfach das Zusammensein – zum ersten Mal seit ewigen Zeiten, wie es schien. Das Telefon ignorierten sie, sollte der AB sich doch um die Anrufe kümmern.
Erst als irgendein ganz besonders hartnäckiger Zeitgenosse immer wieder anrief, auflegte und noch einmal anrief, immer und immer und immer wieder, tappte Logan schließlich splitternackt und grummelnd ins Wohnzimmer und hob ab. »Wer stört?«
DI Steel. » Keine sehr freundliche Begrüßung. «
»Wir … wir haben zu tun.«
» Aye, schon klar, aber vielleicht können Sie Ihr Spielzeug mal fünf Minuten lang einpacken und die Glotze anmachen: ITV News. «
Logan seufzte, griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein – die Mittagsnachrichten brachten irgendetwas über das neueste Chaos im Krieg gegen den Terror. »Na und? Das …« – und dann ein Schnitt zu einem Archivfoto von Rob Macintyres hässlicher Visage. Er drehte den Ton auf.
» … wird seit dem späten Abend vermisst. Der 21-Jährige unterschrieb diese Woche einen Vertrag in siebenstelliger Höhe über die ersten drei Bände seiner Autobiografie …«
»Vielleicht lässt er sich ja bloß in irgendeiner Bar volllaufen?«
Macintyres Gesicht wurde durch das seiner völlig aufgelösten Verlobten bei der Pressekonferenz ersetzt. Mit offenherzigem Top und perfekt gestyltem Haar ließ sie die Weltöffentlichkeit unter Schluchzen und Schniefen wissen, dass ihr Zukünftiger letzte Nacht nicht nach Hause gekommen sei. Auch sei er an diesem Morgen nicht zum Training erschienen. Sie alle machten sich große Sorgen um ihn.
Jemand vom Pressebüro tauchte neben ihr auf und richtete einen Appell an die Bevölkerung. Logan stellte den Ton ab. Scheiße. Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße. Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße …
» Sind Sie noch dran? «
»Äh … ja. Ja.« Seine Augen zuckten zum Schlafzimmer, wo Jackie zu singen begonnen hatte.
» Gut, dann sehen Sie zu, dass Sie Ihren Arsch zum Präsidium in Bewegung setzen – Sandy die Schlange hält schon wieder Volksreden, die Presse sitzt uns im Nacken, und der Herrgott springt im Dreieck. «
»Ich … Sie haben gesagt, ich könnte ein paar Tage freinehmen, und …«
» Auf der Stelle, Sergeant! «
Fluchend legte Logan auf. »Jackie?« Er fand sie in der Küche, sie trank Orangensaft aus dem Karton. »Macintyre wird vermisst.«
»Tatsächlich?« Sie zuckte mit den Achseln, wischte sich den Mund ab und stellte den Saft zurück in den Kühlschrank. »Willst du Thai oder Italienisch zum Abendessen?«
»Jackie, was ist letzte Nacht passiert?«
»Nichts ist passiert. Ich war hier bei dir, weißt du das nicht mehr?«
»Jackie …«
»Ich glaub, ich hab Lust auf Nudeln. Wenn du gehst, bring doch welche mit, ja?«
»Aber …«
»Wir essen um sieben.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Und sei pünktlich.«
43
Der Himmel hatte eine ominöse graublaue Färbung angenommen; die tief stehende Sonne warf goldene Lichtspeere auf die Granitmauern der Häuser und ließ sie aufleuchten, als stünden sie in Flammen. Die Kälte kroch Logan in die Knochen, als sie die Grenze des Suchgebiets abschritten und sich bei den einzelnen Suchteams nach dem neuesten Stand erkundigten. »Ich verstehe immer noch nicht, warum wir uns die ganze Arbeit machen«, sagte er. »Macintyre ist ein erwachsener Mann, und er wird erst seit dreizehn, vierzehn Stunden vermisst.« Dass der Kicker verschwunden war, hieß noch lange nicht, dass er irgendwo tot im Graben liegen musste … Wenn bloß Jackie ihn nicht auf dem Gewissen hatte!
»Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete Steel, die mit zusammengekniffenen Augen, feuerroter Nase und ebensolchen Ohren im eisigen Wind neben ihm hertrottete. »Er ist ein Promi , und die sind nun mal viel wichtiger als irgendwelches hergelaufene Pack wie Sie oder ich. Wenn Sie im Rampenlicht stehen, dürfen Sie nun mal nicht so mir nichts, dir nichts verschwinden – da haben die Medien was dagegen.« Sie blieb stehen und ließ den Blick über die Reihe von skelettdürren Bäumen und stachligen Sträuchern wandern. »Guckt auch niemand?«
»Nein, die Luft ist rein.«
»Na, Gott sei Dank …« Mit zitternden
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