Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Fingern zog sie eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, steckte sich eine in den Mund, zündete sie an und sog hektisch daran. Ein Wonneschauer schüttelte sie, gefolgt von einem heftigen Hustenanfall. »Ohhhhh, das hab ich jetzt gebraucht! Wessen Schnapsidee war das eigentlich, die Leute dafür zu belohnen, dass sie einen verpfeifen?«
Logan hob nur die Schultern. Bislang hatte er sich zwanzig Pfund verdient, indem er dem DCS, der das »Fit wie ein Turnschuh«-Programm leitete, Meldung gemacht hatte, wenn Steel mal wieder heimlich rauchte. »Achtung – Feind im Anmarsch!« Er deutete auf eine uniformierte Polizistin, die den Hang heraufgeschnauft kam. Der Park war ein Keil aus vergilbtem Gras, Schnee und erfrorenen Bäumen, der sich von Bon Accord Crescent bis hinunter zur Willowbank Road zog. Er war nicht gerade riesig, aber er war das größte Stück offenes Gelände in der Nähe von Rob Macintyres letztem bekannten Aufenthaltsort. Zudem bot er reichlich Möglichkeiten, eine Leiche zu verstecken.
Steel nahm einen letzten Zug und versteckte die Kippe hinter dem Rücken, während sie mit der anderen Hand vor ihrem Gesicht wedelte, als könnte sie damit tatsächlich den Geruch vertreiben. »Und?«
Die Polizistin erklomm die letzten Meter des glitschigen Fußwegs und schüttelte den Kopf. »Nichts. Könnt’ ich vielleicht ’ne Kippe haben? Ich geh’ echt ein sonst.«
Steel gab ihr eine. »Überall Fehlanzeige – hier und in den ganzen Gärten genauso. Der Mistkerl liegt wahrscheinlich bis zu den Ohren zugekokst in den Armen von irgendeiner dämlichen Nutte, aber ich nehme mal an, dass wir besser die Suche ausweiten sollten. Wer weiß, vielleicht … Oh, Mist.« Sie spähte angestrengt in die Ferne, zum anderen Ende des Parks, wo gerade ein großer grauer Kastenwagen mit aufmontierter Satellitenschüssel einparkte. »Die verdammte Presse ist hier. Sagen Sie allen Bescheid, dass sie ein bisschen beschäftigt tun sollen!« Sie begann den Hang hinunterzumarschieren und zerrte die Polizistin mit sich, während sie Logan über die Schulter zurief: »Schnappen Sie sich mal diesen Nichtsnutz von Rennie, und machen Sie ihm Beine!«
Langstane Place und Justice Mill Lane waren eine einzige lange Reihe trendiger Nachtclubs und Bars. Genau die Art von Schuppen, wo eine lokale »Berühmtheit« wie Macintyre hoffen konnte, ein naives, leicht zu beeindruckendes Girlie aufzureißen, das ihn mit nach Hause nehmen und sich von ihm die Abseitsregel erklären lassen würde.
Bitte, lieber Gott, mach, dass Macintyre mit irgendeiner Tussi nach Hause gegangen ist! Die Alternative war so erschreckend, dass er gar nicht darüber nachdenken wollte.
Logan fand Rennie in einem riesigen, exklusiv aussehenden Nachtclub, wo das Dröhnen der Staubsauger gegen die Klänge von Northsound Two aus einem Ghettoblaster ankämpfte. Der Constable saß an der Bar, trank einen Cappuccino und machte der Geschäftsführerin schöne Augen. Wenigstens besaß er den Anstand, eine schuldbewusste Miene aufzusetzen, als er Logan erblickte. »Äh … vielen Dank, Miss«, stammelte er und stellte seine Tasse neben einem halb gegessenen Muffin ab, »Sie haben uns sehr geholfen.« Dann marschierte er auf Logan zu, um Meldung zu machen. »Bingo!« Er blätterte in seinem Notizbuch. »Das Taxi setzt Macintyre um halb zwölf nach irgendeiner Wohltätigkeitsparty hier ab. Er ist ein bisschen angeheitert, aber sie lassen ihn trotzdem rein, weil er berühmt ist. Die Überwachungskameras zeigen ihn, wie er um ein Uhr dreiundzwanzig mit einer Gruppe von Leuten das Lokal verlässt, hauptsächlich scharfe Weiber – Glückspilz, verdammter –, aber er ist in keinem der anderen Clubs in dieser Straße gesehen worden.«
Logan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus: Wie es aussah, hatte Macintyre sich tatsächlich nur einen vergnügten Abend mit Wein, Weib und Geschlechtsverkehr gemacht. Gott sei Dank. »Rufen Sie die Pressestelle an – wir wollen mit jedem sprechen, der sich erinnert, den Club mit Macinytre verlassen zu haben, und so weiter und so fort.«
»Schon erledigt, Sir.«
»Dann gibt es doch noch Hoffnung für Sie. Wir …«
Ein Krachen – die Tür flog auf, und DI Steels Silhouette zeichnete sich vor den letzten Strahlen der untergehenden Sonne ab. »Stehen Sie nicht so blöd rum! Sie haben jemanden gefunden!«
Cromwell Road: Der Rettungswagen schoss schlitternd durch das Maschendrahttor, die Reifen gruben matschige Rinnen in den Rasen des
Weitere Kostenlose Bücher