sein ganzes Leben noch vor sich, und Nachwuchs ist auch unterwegs. Wer immer ihn zusammengeschlagen hat, sollte sich was schämen. Man müsste die allgemeine Wehrpflicht wieder einführen. Neulich erst, da hab ich zu Denise gesagt …«
Insch sagte ihr, sie solle die Klappe halten.
Ma schmollte noch immer, als Finnie zurückkam, in der Hand einen braunen A4-Umschlag, aus dem er ein Hochglanzfoto zog. »Ist er das?«
Ma warf nur einen kurzen Blick darauf. »O ja. Er hat wunderbares Haar, finden Sie nicht? Wie der Freund von unserem Norman. Er benutzt sicher Volumenshampoo.«
»Jimmy Duff. Stammt von hier. Ein kleiner Dealer.«
»Den kaufen wir uns«, sagte Insch und starrte das Foto an. Gleich darauf trat er mit DI Finnie in Verhandlungen über die Ergreifung des Knaben ein.
Logan war der Einzige, der Mas Gesichtsausdruck sah, als sie erfuhr, dass »Derek MacDonald« nicht der war, für den er sich ausgegeben hatte. Es war kein schöner Anblick.
Im Präsidium war es den IT-Forensikern inzwischen gelungen, den Inhalt von Jason Fettes’ Hotmail-Account weiterzuleiten. Logan arbeitete sich durch die E-Mails, wobei er die Spams und den ganzen Alltagsschrott ignorierte und sich nur auf die Nachrichten von Leuten aus der SM-Szene konzentrierte, in denen Geld für Sex geboten oder ein persönliches Treffen vereinbart wurde.
Wie es aussah, hatte Fettes eine Reihe von Stammkundinnen gehabt, von denen keine ihren wahren Namen preisgab. Die E-Mail-Adressen halfen ihm auch nicht viel weiter – es waren alles Sachen wie »
[email protected]« oder »
[email protected]«. Offenbar fand das erste Treffen mit Fettes jeweils bei einem der regelmäßigen »Munches« in Aberdeen statt, und dann hieß es: »Donnerstag um sechs bei mir. Gleitmittel bitte selber mitbringen.« Keine Namen, keine Adressen. Alles vollkommen unbrauchbar.
Er ordnete alle Mails nach Datum und ging mit dem ganzen Stoß hinauf zu DI Insch.
»Nein, ich … Nein … Hören Sie mal, bloß weil Sie meinen, dass Sie … Ja … Schnappen Sie sich den Kerl einfach, okay? Denn wenn Sie’s nicht tun, dann mach’ ich’s selber, kapiert?« Der Inspector knallte den Hörer auf die Gabel und starrte ihn noch einen Moment lang wütend an, um dann in seiner Schreibtischschublade zu kramen. Er fand ein Röhrchen Brausepulver. »Ich würde Ihnen ja was davon anbieten«, sagte er, während er die orange-gelbe Verpackung aufriss, »aber Sie wissen ja, wie das ist …«
Logan warf den Stapel E-Mails auf Inschs Schreibtisch und sah hypnotisiert zu, wie der Inspector das Ende der Lakritzstange ablutschte, es in das weiße Brausepulver tunkte und dann wieder in den Mund steckte. Und immer so weiter: tunken, lutschen, tunken, lutschen …
»Tja, also«, sagte Logan, als er sich endlich losreißen konnte, »wegen Fettes’ E-Mails – ich habe sie durchgesehen. Vom Abend seines Todes gibt es nichts, aber ich habe sämtliche SM-Verabredungen aus den letzten vierzehn Tagen, bevor er vor der Notaufnahme abgeladen wurde, mit Leuchtstift markiert.«
»Namen?«, fragte der Inspector. Seine Oberlippe war weiß gepudert, es sah aus wie Kokain.
»Keine echten, nur so was wie ›Mistress Nicky‹ und ›Jenny Schlagmich‹.«
Insch nickte und machte sich wieder ans Tunken und Lutschen. »Kann man also mehr oder weniger vergessen, hm?«
»Alle Bottoms, Subs oder Masochistinnen können wir schon mal ausschließen«, meinte Logan, während er in der Akte blätterte. »Die hätten sich selbst anstelle von Fettes auf den Tisch schnallen lassen. Es muss also ein Top, eine Domina oder ein Switch sein.«
Der Inspector sah ihn an, eine Braue hochgezogen, während die Lakritzstange aus seinem Mund ragte wie ein Fieberthermometer. »Sie sind ja inzwischen schon ziemlich … vertraut mit dieser ganzen SM-Terminologie, wie?«
»Wichtig ist, dass diese Leute wahrscheinlich aus der näheren Umgebung stammen. Und wenn sie in der Aberdeener Szene aktiv sind, können wir über ihre SM-Pseudonyme herausfinden, wer sie sind. Wer weiß, vielleicht kennt Rickards sie ja sogar!«
Insch kippte sich den letzten Rest Brausepulver in den Mund und klopfte mit dem Finger auf die leere Pappröhre, um auch das letzte Milligramm Pulver herauszubekommen. »Na, was ist? Holen Sie ihn schon her!«
»Ja, Sir.«
Laut Auskunft der Leitstelle war Rickards auf einem Einsatz mit DI McPherson; Insch würde also warten müssen. Bis dahin hatte Logan noch einiges an Papierkram abzuarbeiten. Diese