Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
einer unsichtbaren Tüte. Alles kringelte sich vor Lachen, sogar Insch.
»Übrigens«, fragte Logan, nachdem der Applaus sich gelegt hatte, »wie gehen wir denn nun vor, was Macintyre betrifft?«
»Wir kassieren erst mal seine Mama und seine blonde Tussi ein. Wir konfrontieren sie mit dem Vorwurf der Strafvereitelung und des wiederholten Verschaffens eines falschen Alibis, setzen sie ordentlich unter Druck. Wir beschlagnahmen das Auto und lassen es von der Spusi gründlich auf den Kopf stellen. Koma hin oder her, wir kriegen den Dreckskerl dran!« Und dann stemmte der Inspector seine massige Gestalt aus dem Stuhl hoch und rief: »Zeit für die nächste Runde!«
Ein verschlafenes Gesicht lugte unter der Bettdecke hervor, als Logan ins Zimmer getorkelt kam, das Licht anknipste und sich aus der krakenartigen Umklammerung seiner Kleider zu befreien suchte. Die Socken leisteten den härtesten Widerstand. »Das rätst du nie«, sagte er. »Na los, rate mal!«
»O Mann, was soll das?« Jackie vergrub den Kopf unter der Decke und nuschelte: »Mach das verdammte Licht aus!«
»Na komm schon, dreimal darfst du raten …« Er warf die zweite Socke nach dem Lichtschalter, aber es klappte nicht, also musste er es mit der Hand ausknipsen. »Wir haben ihn!«
»Es ist nach eins!«
»Alle waren … waren …« Logan ließ sich aufs Bett fallen und versuchte sich zu erinnern, was er eigentlich sagen wollte. »Er …« Ein kleiner Rülpser entfuhr ihm. »Aber trotzdem hättest du’s nicht tun sollen.« Er hatte gewisse Artikulationsprobleme. »Aber er war’s, also interessiert das kein Schwein.« Er beugte sich über Jackie und tätschelte ihren Schenkel durch die Decke. »Aber trotzdem hättest du’s nicht tun sollen.«
»Du bist besoffen. Leg dich schlafen.«
»Ich hab’s keinem erzählt«, fügte er hinzu. Er machte übertrieben laut » Pssst! « und fing an zu kichern. »Ich bin ein saumiserabler Polizist.« Und plötzlich war es überhaupt nicht mehr witzig. Aber ehe die Schuldgefühle ihn so richtig packen konnten, war er schon eingeschlafen.
»Na, ist das nicht entzückend ?« Insch nahm einen kleinen Schluck aus seiner edlen Porzellantasse und beäugte die Tunnocks-Karamellwaffel, die er auf dem Knie balancierte. Es war düster in Macintyres Haus; der Eisregen prasselte an die Fensterscheiben, während Ashley und ihre Schwiegermutter in spe mit Logan und Insch im Salon den Morgentee einnahmen.
Die Mutter des Kickers schniefte und funkelte ihn über den Brillenrand hinweg an. »Ich verbitte mir Ihre Anschuldigungen, Inspector. Mein Robby war zu Hause.«
»Nein, das war er nicht.«
»Ich hab doch grad gesagt, dass er es war! Sie haben kein Recht, mich in meinem eigenen Haus eine Lügnerin zu schimpfen! Wie können Sie es wagen!«
Insch ließ sie eine Weile toben, um ihr dann mitten im Redeschwall über den Mund zu fahren. »Nun, wenn Sie die Wahrheit sagen, wie kommt es dann, dass wir Überwachungsvideos besitzen, die ihn am Steuer des Wagens Ihrer Schwester auf der Straße von Aberdeen nach Dundee zeigen, und das jeweils an den Abenden, als dort eine Frau vergewaltigt wurde?«
Der Inspector hatte den Blick starr auf die Alte gerichtet, doch Logan beobachtete Ashley. Sie war heute ganz in Schwarz gekleidet und trug zu ihrem Rubinanhänger einen passenden Armreif und Ohrringe, dazu makelloses Make-up. Als Insch die Vergewaltigungen erwähnte, zuckte sie zusammen, als wäre sie geschlagen worden. Aber sie schwieg weiter beharrlich.
Macintyres Mutter stellte ihre Tasse ab und zeigte mit dem Finger auf den dicken Mann. » Sie sind hier der Lügner!«
»Die Tayside Police hat Ihren Sohn mithilfe der dortigen Überwachungskameras identifiziert. Er war dort.«
»Ich rede nicht mit fetten, hässlichen Lügnern. Ich werde mich beschweren.« Sie stand auf und blickte finster auf den Inspector hinab. »So können Sie mit mir nicht reden: Mein Sohn liegt im Koma!«
»Nur um alle Missverständnisse auszuschließen«, erwiderte Insch und lehnte sich lächelnd auf dem Sofa zurück, »Sie behaupten also, Robert Macintyre sei jeweils die ganze Nacht hier gewesen und nicht vor die Tür gegangen?«
»Ich will, dass Sie mein Haus verlassen!«
»Ist das Ihre Aussage? Dass Ihr Sohn sich nie den Wagen Ihrer Schwester ausgeliehen hat, um nach Dundee zu fahren und dort Frauen zu vergewaltigen?«
»Hören Sie schlecht? Ja! Mein Robby ist ein guter Junge!«
»Was sagen Sie, Ashley?«
»Sag’s ihm, Ashley! Sag du ihm, dass Robby
Weitere Kostenlose Bücher