Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
für Rob einzustellen.« Ihr Gesicht war hart, der Mund eine hässliche, starre Linie. »Von uns kriegt der keinen Penny mehr!« Sie legte sich den Gurt um, während Ashley, sichtlich mitgenommen von Brians Wutausbruch, auf der Beifahrerseite einstieg. Logan ließ die Tür los, und sie fiel mit einem Knall ins Schloss.
    Das Fahrerfenster surrte herunter, und Mrs. Macintyres wutverzerrtes Gesicht blickte zu ihm auf. »Mein kleiner Junge ist halb totgeschlagen worden – Sie sollten zusehen, dass Sie den Kerl fangen, der das getan hat, anstatt hier rumzustehen und von Autos und Anwälten zu labern! Und so was nennt sich Polizist. Schämen sollten Sie sich!« Sprach’s und fuhr davon. Logan sah dem Wagen nach und dachte, dass er das vielleicht tatsächlich tun sollte.
    »Also, das war wirklich dumm von Ihnen.« Logan lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und blickte auf Brian hinab, der leise in sich hineinschluchzte. »Passen Sie auf«, sagte er, »die Familie will Anzeige erstatten. Ich werde versuchen, es ihnen auszureden, aber selbst wenn sie Sie verklagen sollten, wird nicht mehr als eine Verwarnung dabei herauskommen. Es ist also nicht das Ende der Welt, okay?«
    Christines Freund gab keine Antwort, sondern begann nur noch heftiger zu weinen. Der Mann war am Ende.
    Logan seufzte. »Kommen Sie, ich bring Sie nach Hause.«
    Als sie in seiner Straße ankamen, hatte Brian sich so weit beruhigt, dass er nur noch kaum hörbar vor sich hin schluchzte. Das Haus war dunkel, alle Vorhänge offen, alle Lichter erloschen – als wäre alles Leben aus diesen Räumen gewichen. Logan wartete, aber Brian machte keine Anstalten, sich vom Beifahrersitz zu erheben. »Christine wartet sicher schon auf Sie.«
    Keine Antwort. Logan stieg aus. Das konnte er heute Abend wirklich nicht gebrauchen – er hatte so schon genug am Hals, da musste er nicht auch noch den Babysitter für den betrunkenen, in Tränen aufgelösten Freund eines Vergewaltigungsopfers spielen.
    Brian saß einfach nur da, ohne das Haus anzusehen. Die Haustür war nur angelehnt. Wahrscheinlich hatte er in seinem besoffenen Zustand vergessen, sie zuzumachen, als er aus dem Haus gewankt war, um Macintyres Familie anzubrüllen. Kein Grund zur Beunruhigung. Und doch hatte Logan plötzlich dieses komische Gefühl, als ob etwas Eiskaltes in seinen Eingeweiden rumorte.
    »Sind Sie …« Er starrte zu dem ausgestorben wirkenden Haus hinauf. »Möchten Sie vielleicht hier warten? Ich schaue nur mal rasch nach …«
    »Sie ist im Bad.«
    Und da wuchsen dem eiskalten Ding in Logans Eingeweiden plötzlich Krallen.
    Um neunzehn Minuten nach sechs erklärte das Notarztteam Christine Forrester für tot. Sie lag in der Badewanne; das Wasser war wohl einmal heiß gewesen, aber jetzt war es kalt und hellrot verfärbt. Das war kein Hilfeschrei – Christine hatte ganze Arbeit geleistet. An beiden Armen zog sich je eine lange Wunde mit blassroten Rändern von der Armbeuge bis zum Handgelenk; mehrere horizontale Schnitte hatten die Venen noch weiter geöffnet. Und als ob das nicht ausgereicht hätte, lagen noch zwei leere Schachteln auf dem Badezimmerboden – in einer war ein starkes Schmerzmittel gewesen, in der anderen Schlaftabletten.
    Es wäre tröstlich gewesen, hätte man sagen können, dass sie im Tod heiter und ruhig aussah, aber so war es nicht. Ihre Augen, die einmal schön gewesen waren, starrten leblos zur Decke hinauf, der Mund war leicht geöffnet, als sei sie im Begriff, etwas zu sagen. Etwa, um Logan Vorwürfe zu machen, weil er nicht verhindert hatte, dass Macintyre sie vergewaltigt hatte. Sogar die gezackte Narbe, die sich von oben nach unten über ihr Gesicht zog, schien sich deutlicher abzuzeichnen, als sie es im Leben getan hatte. Eine Spur des Schmerzes, unauslöschlich eingebrannt in der verletzten Haut.
    »Sollen wir sie hier rausschaffen?«, fragte einer der Sanitäter, der sich gerade die Latexhandschuhe abstreifte.
    »Nein … danke; lassen Sie sie doch einfach so liegen, wie sie ist.« Er würde Insch anrufen müssen und wahrscheinlich auch die Staatsanwaltschaft, selbst wenn es sich ganz offensichtlich um Selbstmord handelte. Christine hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem sie sich dafür entschuldigte, dass sie nicht stärker gewesen war. Dass sie nicht damit fertiggeworden war. Dass sie alle im Stich gelassen hatte. Als wäre das alles ihre Schuld gewesen.
    Logan konnte ihren Anblick nicht länger ertragen. Er schloss die Badtür und begleitete

Weitere Kostenlose Bücher