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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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blutunterlaufenen Augen weit aufgerissen, weinte sie lautlos in sich hinein und schaukelte auf ihrem Stuhl vor und zurück, einen Arm um den Oberkörper geschlungen, als könnte sie damit ihre Welt zusammenhalten.
    Beinahe tat sie ihm schon leid.
    Logan legte das letzte Foto auf den Tisch, das Rob Macintyres Galerie des Leidens komplettierte. Insch beugte sich vor. »Was war der Preis?«, fragte er und tippte mit einem Wurstfinger auf die Tischplatte. »Was hat er Ihnen dafür gegeben, dass Sie für ihn gelogen haben? Ein neues Auto? Schmuck? Nein, sagen Sie nichts – Sie haben es aus Liebe getan!«
    Logan hätte eher auf Schmuck getippt, wie etwa diese schicke goldene Halskette mit dem Rubin, die sie getragen hatte, als sie Macintyre nach der ersten Vergewaltigung in Dundee vernommen hatten. Mit der sie jedes Mal gespielt hatte, wenn die Rede auf den Überfall kam. Dann waren da die Ohrringe und das Armband. Ein nagelneuer, blutroter Rubin für jede Frau, die ihr Verlobter überfallen hatte.
    Ihre Unterlippe zitterte, als sie sich mit dem Handballen die Tränen aus den Augen wischte. Sogleich quollen neue hervor. »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum tun Sie das? Mein Gott, er liegt doch im Koma!«
    Inschs Stimme durchbrach die darauffolgende Stille wie ein dumpfes Donnergrollen. » Sehen Sie denn nicht die Fotos? Meinen Sie etwa, die Tatsache, dass Ihr Freund im Krankenhaus liegt, macht das alles weniger schlimm? Glauben Sie, diese Frauen schrecken nicht mehr seinetwegen jede Nacht schreiend aus dem Schlaf hoch? Das haben sie alle nicht verdient.«
    Sie sprang auf, und ihre tränennassen Augen blitzten. » UND WAS IST MIT MIR? WAS HABE ICH VERDIENT ?«
    Insch stand auf und baute seine massige Gestalt vor ihr auf. »Im Moment fünf bis acht Jahre. Sie haben ihn gedeckt, und er hat das Leben von zehn Frauen ruiniert. Sie werden nach drei oder vielleicht vier Jahren auf Bewährung entlassen werden, aber das Leiden dieser Frauen wird nie enden. Und das ist alles Ihre Schuld.«
    Als Logan endlich alles erledigt hatte, war die Tagschicht schon seit über einer Stunde vorbei. Immer noch gab es keine Spur von dem roten Kleinwagen und auch kein Geständnis von Macintyres Mutter oder seiner Verlobten. Und als ob das nicht vollauf gereicht hätte, kam auch noch das Team, das Logan mit der Überprüfung von Debbie Kerr beauftragt hatte, mit einer ausgesprochen mageren Ausbeute zurück: nichts Aufregenderes als zwei unbezahlte Strafzettel wegen Falschparkens und eine Anzeige wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses, als sie achtzehn gewesen war. Alles in allem ein beschissener Tag.
    Logan schaltete den Computer aus, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Decke. Jetzt würde er nach Hause und sich mit Jackie herumschlagen müssen. Warum hatte er sich nicht eine Freundin mit einer etwas ausgeglicheneren Persönlichkeit aussuchen können? Jemanden wie … »Scheiße.« Rachael – die Einladung zum Essen, irgendetwas Gruseliges von Delia und dazu Wein. Wann war das gewesen – gestern Abend? Vorgestern? Er hatte sie noch nicht einmal zurückgerufen, um abzusagen, und er konnte auch nicht die Nachricht abhören, weil er sein verfluchtes Handy nicht finden konnte. »Gottverdammte, elende Scheiße noch mal!«
    DI Insch kam ins CID-Büro geplatzt, und seine Stimme ließ die Wände erbeben. »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt? Ich versuche seit einer halben Stunde, Sie anzurufen!«
    Logan zog sein Airwave heraus und warf einen Blick auf das Display. »Da ist aber …«
    »Ich hab Sie auf Ihrem beschissenen Handy angerufen!« Insch machte kehrt und stapfte zurück zur Tür. »Na los, setzen Sie Ihren Arsch in Bewegung, sonst kommen wir zu spät zur Probe.«
    O Gott – nicht noch so ein Horrorabend mit Gilbert und Sullivan! »Äh, heute Abend geht’s leider nicht, ich …«
    »Doch, das geht sehr wohl! Das ist alles Ihre bescheuerte Idee gewesen. Und wenn ich schon die einzige Person in meiner Truppe vernehmen muss, die auch nur einen Funken Talent hat, dann werden Sie gefälligst auch dabei sein!«
    Vielleicht bildete Logan es sich nur ein, aber je weiter sie sich vom Präsidium entfernten, desto unmöglicher schien Inschs Fahrstil zu werden. An jeder Kreuzung jagte er den Motor hoch, und alle paar Minuten hupte er wie wild irgendeinen Autofahrer oder Fußgänger an. Als eine alte Dame es wagte, den Zebrastreifen zu benutzen, fluchte er los wie ein Bierkutscher. Logan hielt wohlweislich den Mund und

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