Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Stimme heben, um das Dröhnen des Heizlüfters zu übertönen.
»Ich schmolle nicht«, log er und drehte das heiße Wasser noch weiter auf.
»Was dann? Willst du die Scheidung? Willst du mich einfach nur ein bisschen ärgern? Haben die Außerirdischen deine Eier gestohlen? Was ist es?«
Er ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. »Ich hatte einfach einen schlechten Tag, okay?«, sagte er und versuchte, dabei möglichst neutral zu klingen.
»Du behandelst mich wie Luft, schon die ganze Woche! Ich hab weiß Gott wie viele Nachrichten auf deiner verdammten Mailbox hinterlassen!«
Und da fiel Logan ein, wo er sein Handy hatte liegen lassen: beim Aufladen im CID-Büro. »Es funktioniert nicht. Ich benutze seit gestern dieses Airwave-Teil.«
»Darum geht’s doch nicht. Du lässt dich seit Tagen nicht mehr blicken – du machst einen Bogen um die Wohnung – und erzähl mir bloß nicht, dass das nicht stimmt, das nehm ich dir nämlich nicht ab!«
»Jackie, ich …«
»Es ist wegen Macintyre, nicht wahr?«
»Ich …«
»Es genügt wohl nicht, dass dieses miese Dreckschwein all die Frauen vergewaltigt hat, jetzt macht er …«
»Es reicht!« Logan steckte den tropfnassen Kopf durch den Duschvorhang. »Okay? Es reicht. Kein Wort mehr. Ich will nicht darüber …«
»Nein? Aber ich will! Ich lass mir das nicht länger gefallen, wie du hier rumschleichst mit einem Gesicht wie …«
» DU HAST IHN INS KOMA GEPRÜGELT !« Stille – bis auf das Brausen des Heizlüfters und das Plätschern der Dusche. Logan setzte sich auf den Wannenrand und lehnte den Rücken an die kühlen Kacheln. »Du hättest ihn umbringen können. Du hast mich zum Mitwisser gemacht, und das, wo ich selbst zum Ermittlungsteam gehöre! Was erwartest du denn von mir?«
Sie starrte ihn durch die Dampfschwaden hindurch an. »Bist du vielleicht mal auf den Gedanken gekommen, dass ich es gar nicht gewesen sein könnte?«
»Ach, hör doch auf. Du hast ihn schon immer gehasst. Du kommst heim, stopfst alle deine Klamotten in die Waschmaschine und verlangst von mir, dass ich lüge und sage, du wärst die ganze Nacht hier gewesen – und am nächsten Tag finden wir ihn, und er ist so übel zugerichtet, dass niemand sagen kann, ob er je das Bewusstsein wiedererlangen wird. Guck dir doch bloß deine Knöchel an, Mensch, die sind ja immer noch grün und blau!«
Jackie hielt die Hände hoch und drehte sie so, dass Logan die dunkelblauen Flecken sehen konnte. »Ich bin in ’ne Schlägerei geraten, okay? Ich war im Pub, und da fängt irgend so ein Arschloch an zu tönen, dass die Polizei doch Macintyre in Ruhe lassen soll, weil er nämlich ein Held ist, und wir wären alle korrupte Volltrottel, und diese Frauen hätten es doch nicht anders gewollt. Er hat irgendwas geworfen, und dann wurde es ungemütlich. Ich glaube, ich hab ihm den Unterkiefer gebrochen …« Sie beugte und streckte die Finger und zuckte zusammen. »Ich bin nicht stolz drauf, aber ich wollte nicht, dass sie mich erwischen. Sie hätten mich suspendiert, oder noch schlimmer, und er hatte schließlich angefangen! Ich lass mich doch nicht aus dem Polizeidienst rausschmeißen, nur weil so ein kranker Idiot unbedingt eine Schlägerei anzetteln will!«
Logan sah sie an und versuchte dahinterzukommen, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht, doch er suchte vergebens nach irgendwelchen verräterischen Anzeichen. Wenn es eine Lüge war, dann eine sehr gute. »Du hast also nie Hand an Macintyre gelegt?«
»Ich hab ihm einen Tritt in die Rippen versetzt, als ich ihn festgenommen habe, ja, und in die Eier getreten hab ich ihn auch, aber ich hab ihn verdammt noch mal nicht ins Koma geprügelt, okay? Wie konntest du nur denken, dass ich so was tun würde? Ich bin Polizistin!«
»Ich …« Logan ließ den Kopf in die Hände sinken. »Es war eine Scheißwoche.«
Sie nickte, schlüpfte aus ihren Schuhen und kletterte in voller Montur zu ihm in die Wanne. Ihre Bluse wurde unter dem Duschstrahl transparent und ließ die Konturen eines scheußlichen BHs erkennen. »Also«, sagte sie, während sie Logan vom Wannenrand hochzog und sich eng an ihn schmiegte, »wenn du denkst, dass ich zu so schmutzigen Tricks greife, dann solltest du mich mal gründlich von Kopf bis Fuß waschen.« Der Rest waren wilde Küsse, viel nacktes Fleisch und nicht jugendfreie Spielchen mit der Kordelseife.
Sieben Uhr am Freitagmorgen. Bei der morgendlichen Einsatzbesprechung war von Insch nichts zu sehen, also übernahm Logan die
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