Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
sind noch Tausende, an die wir nicht rankommen.«
»Oh …« Die Aufregung verpuffte, und Steels Züge fielen in ihre gewohnte ledrige Schlaffheit zurück. »Na ja, mal gewinnt man, mal verliert man. Kassieren Sie die ganzen anderen Hirnis ein, die Garvie per Scheck bezahlt haben, und dann machen wir ihnen die Hölle heiß. Übrigens« – sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schaukelte vor und zurück –, »die Suche nach Macintyres Spaßmobil hab ich einstellen müssen. Das Scheißding ist nirgends zu finden, und der DCS liegt mir schon in den Ohren wegen des Überstundenkontos. Wie’s scheint« – hier imitierte sie die schleppende Aussprache der Landbevölkerung des Bezirks Banff and Buchan –, »hat DI Finniies Operatiooon Prioritääät.« Sie verzog das Gesicht. »Dieser ruhmgeile Bastard. Und schaffen Sie doch mal ein bisschen Tee ran, ja? Ich bin schon halb verdurstet.«
Zwanzig nach vier. Logan starrte das Telefon an und überlegte hin und her, ob er Rachael Tulloch zurückrufen und unter irgendeinem Vorwand absagen sollte, was immer er für den Abend mit ihr ausgemacht hatte, als ein großer Schatten auf ihn fiel. Er zuckte zusammen, darauf gefasst, DI Inschs zorngerötetes Gesicht zu erblicken, aber es war nur der dicke Gary mit einem Stoß Meldungen und Anzeigen in der einen Hand, einem Becher Tee in der anderen und einem Rowie zwischen den Zähnen. »Hrrm Frrhmbhm fffth drrhhmpfm.«
Logan starrte ihn nur an, bis Gary das kuhfladenförmige Schmalzgebäck aus dem Mund nahm und es noch einmal versuchte. »Ihre Freundin steht draußen – aber sagen Sie Watson nichts.«
»Was?« Wie zum Teufel hatte Gary das mit Rachael herausgefunden? Und wenn Gary es wusste, dann würde es binnen Minuten die Runde durch das ganze Präsidium machen. Jackie würde sich aus seinen Eiern Ohrringe machen lassen!
»Ashley heißt sie, nicht wahr? Macintyres Tussi – steht da vor dem Eingang und erzählt allen, die’s hören wollen, was für ein Haufen Arschlöcher wir sind. Kaum fünf Minuten aus dem Gericht raus und gibt schon wieder Pressekonferenzen.«
Na, Gott sei Dank … »Aha.«
»Hier«, sagte Gary und knallte die Hälfte der Anzeigen auf Logans Schreibtisch. »Steel sagt, Sie sind dafür zuständig.« Er biss herzhaft in sein Rowie und schlappte davon.
Logan warf einen Blick auf den Stapel Papiere und kam zu dem Schluss, dass er nicht die geringste Lust hatte, sich damit zu befassen. Stattdessen schnappte er sich seine Jacke und ging zum Ausgang, plötzlich gepackt von dem masochistischen Drang, sich anzuhören, welche Lügen Macintyres Verlobte nun schon wieder von sich gab.
Die Fernsehteams packten schon zusammen, als er vor die Tür trat. Rickards stand auf der obersten Stufe und sah zu, wie die Frau von Sky News einen Kommentar in die Kamera sprach. Der Striemen auf seiner Wange von Debbies Ohrfeige war über Nacht verblasst, aber er sah immer noch aus wie ein geprügelter Hund und seufzte theatralisch, als Logan zu ihm trat.
»Und, was hat Macintyres Verlobte gesagt?«
Rickards zuckte mit den Achseln. »Das Übliche.«
Logan ließ den Blick über die auseinanderdriftende Menge schweifen, bis er Ashleys auffälligen messingblonden Haarschopf entdeckte. Sie stieg gerade mit Macintyres Mutter in ein Taxi. »Wenn Sie vor dem Problem stünden …« Er runzelte die Stirn, während er dem Wagen nachsah. Die ganze Zeit, die sie damit vergeudet hatten, die Stadt nach dem verschwundenen kleinen roten Kombi abzusuchen, obwohl jeder wusste, dass er inzwischen längst als ausgebranntes Wrack irgendwo in der Pampa stand, meilenweit weg von jeglicher Zivilisation … Aber was, wenn sie sich alle geirrt hatten? Er packte Rickards an der Schulter. »Los, holen Sie uns einen Wagen, aber schnell!«
Während der Constable losrannte, zückte Logan sein Handy, rief den leitenden Inspector in der Videoüberwachung an und bat ihn, das Rainbow-Taxi, das gerade an der Broad Street rechts abbog, mit seinen Kameras zu verfolgen. »Und ich brauche Verstärkung – zwei oder drei …«
» Ja, schon klar, aber Finnie ist gerade mitten in einer großen Drogenrazzia, und alle sind auf Achse, um Miami Vice zu spielen. Im Moment ist niemand frei. Da hatte ich zum Beispiel vorhin eine Bande von Ladendieben auf dem … « Er jammerte immer noch, als zwei Minuten später Rickards mit einem klapprigen, nach Achselschweiß riechenden Vauxhall um die Ecke getuckert kam.
Logan sprang auf den Beifahrersitz. »Wieso hat das so
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