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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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sprang auf, als Rickards mit vier Tassen Tee ins Zimmer trat. »Ich … Kekse! Ich bin sicher, dass ich irgendwo noch Kekse habe.«
    Seine Sozialarbeiterin seufzte und verbarg das Gesicht in den Händen. »Mein Gott, Kevin, wir haben doch darüber geredet! Sie dürfen sich nicht mit Leuten abgeben, die gegen das Gesetz verstoßen, sonst sind Sie im Nu wieder drin. Wollen Sie vielleicht zurück nach Peterhead?«
    Die kleinen Hände wedelten nervös. »Es tut mir leid.« Er starrte den Teppich an. »Ich wollte nicht … Es war nicht … Ich wollte nichts tun, wirklich nicht! Ich wollte …« Er verstummte und rieb sich das Gesicht. »Ist ganz schön heiß hier, nicht? Ich dreh mal die Heizung runter.«
    » KEVIN !«
    Er zuckte zusammen, verknotete seine rosigen, schweißglänzenden Finger und führte seine Besucher in das kleinere der beiden oberen Zimmer, das offenbar als Arbeitszimmer benutzt wurde. Die rosa Tapete war mit silbernen Streifen und winzigen Rosen verziert; unter dem Fenster stand ein billig aussehender IKEA-Computertisch, und darauf, die Kanten exakt an der Tischplatte ausgerichtet, ein Laptop. »Ich … ich wollte niemanden anfassen.« Er schüttelte sich. »Ich wollte mich bessern. Ich will nicht …«
    Die Sozialarbeiterin setzte ein professionelles Lächeln auf: verständnisvoll, mitfühlend und spröde. »Es ist in Ordnung, Kevin. Sie können es uns auch einfach zeigen, wenn Sie nicht darüber sprechen wollen.«
    Und das tat Kevin auch. Er fuhr seinen Laptop hoch und klickte auf einen Ordner auf dem Desktop. Dann öffnete er eine Datei, und der Bildschirm füllte sich mit einem Wust von kryptischen Symbolen. Kevin nahm einen Memory-Stick, der auf dem Schreibtisch lag – ein glänzendes rotes USB-Teil, nicht größer als Logans kleiner Finger –, und steckte ihn an der Seite des Laptops ein, um dann das Entschlüsselungsprogramm aufzurufen.
    Es war eine Filmdatei. Ein kleiner blonder Junge, nicht älter als acht, stand mit dem Rücken zur Kamera, bis auf die Unterwäsche entkleidet. Die Sozialarbeiterin seufzte wieder. »Kevin …«
    »Es tut mir leid. Wirklich. Ich habe niemanden angerührt! Ich habe nichts … Aber ich brauche …«
    Eine Hand legte sich auf die Schulter des Jungen. Er blickte sich zur Kamera um, die Augen voller Tränen. Und Logan sagte: »Ach du Scheiße.« Es war Sean Morrison. Die Hand drehte den Jungen weiter um, bis er im Profil zu sehen war, und dann trat der Mann vor. Er war nur von der Hüfte abwärts zu sehen, und er war nackt. Eine schrumplige Narbe zog sich den Oberschenkel hinunter bis zum Knie, umwuchert von grauen Haaren. Der Mann redete beruhigend auf den Jungen ein, und seine Stimme drang blechern aus den schwachen Lautsprechern des Laptops. » Schsch, schsch, bist ein braver Junge … « Sean starrte in die Kamera, die Augen in Panik geweitet, und dann … Logan wandte sich ab. Er hatte genug gesehen.
    Es kostete ihn eine gewaltige Willensanstrengung, nicht die Faust in Kevin Massies Kehle zu rammen – Kevin Massie, der jetzt lossprudelte, dass er doch nie jemanden angerührt habe, dass er sich nur das Video angeschaut habe, und dass nur sein Onkel schuld daran sei, dass er so geworden war, und dass er nicht wieder ins Gefängnis wolle.
    » Braver Junge, so ein braver Junge … Oh, was für ein braver Junge … «
    Logan bat Rickards, das Ding auszuschalten.
    » Mein braver Junge … Oh, Craig … « Klick. Stille.
    Es war Nachmittag, und der Regen prasselte aus einem bleigrauen Himmel herab. Im glitzernden Asphalt spiegelten sich die blau-weißen Lichter von Alpha zwo-sieben, als Logan aus seinem Einsatzwagen stieg und durch den wolkenbruchartigen Regen auf das Haus am Hamilton Place zuging. Die Straße war ruhig; von dem Van der Whytes war nichts zu sehen.
    »Haben Sie den Haftbefehl dabei?«, fragte er. Rennie nickte, kramte das Papier aus der Tasche hervor und händigte es ihm aus. Nachdem Logan überprüft hatte, dass es überall an den richtigen Stellen unterschrieben war, marschierte er auf die Haustür zu und hämmerte mit der Faust dagegen wie DI Insch. Keine Reaktion.
    »Vielleicht sind sie ja nicht zu Hause?«
    Logan versuchte es noch einmal, wartete eine Weile und ging dann um das Haus herum in den Garten. Rennie und Rickards trotteten hinterdrein. In dem Schuppen am Ende des Gartens lief ein Radio – Satisfaction von den Rolling Stones, halb übertönt vom Rauschen des Regens und einer Stimme, die ziemlich falsch mitsang. Mr. Whyte senior hatte

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