Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
nächsten – die haben wohl ’n Vogel!«
»Jason Fettes.« Logan hielt den Bericht hoch. »Duff ist immer noch total dicht, aber ich …«
»Immer noch?« Steel sah auf ihre Uhr. »Meine Güte, keine schlechte Leistung. Am besten rufen Sie mal im Gericht an: Sie sollen ihn morgen auf den letztmöglichen Termin schieben, sonst müssen wir ihn am Ende laufen lassen, ehe er wieder so weit beieinander ist, dass man ihn vernehmen kann.«
»Ich habe auch eine Spur im Fall Frank Garvie; das war der Typ, der …«
»Expornostar, zwielichtige Geschäfte mit geheimen Computerdaten, hat sich aufgehängt. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich hab tatsächlich aufgepasst. Kümmern Sie sich drum, ich hab auch ohne den Scheiß schon genug am Bein.« Sie deutete auf den Stapel Fallberichte. »Delegieren Sie so viel wie möglich: Sie haben die ganze Kriminalabteilung zur freien Auswahl, aber zur Not können Sie immer auf Rennie zurückgreifen. Der tut sowieso gut dran, mir aus den Augen zu gehen, bevor ich ihn irgendwann noch umbringe.«
Logan raffte DI Inschs Fälle zusammen und steckte alles zurück in den Ordner, wobei er sich bemühte, nicht zu seufzen. »Ja, Ma’am.«
»Und tun Sie nicht so leidend. Zwei von unseren DIs sind ausgeschaltet – das ist vielleicht Ihre große Chance, zu glänzen und sich von der grauen Masse abzuheben. Solange Sie keinen Mist bauen …«
Seine Kripokollegen jammerten und klagten, aber schließlich gelang es Logan doch, sämtliche Fälle, die Steel nicht haben wollte, zu delegieren. Anschließend druckte er sich die E-Mail von Rachael aus in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis auf heute Abend sieben Uhr zu finden. Fehlanzeige. Dafür hatte er jetzt eine Liste der Namen derjenigen Personen, die regelmäßig Geld auf Frank Garvies Konto eingezahlt hatten. Er hätte wetten können, dass es nur die Spitze des Eisbergs war – jeder, der nur einen Funken Verstand hatte, würde Garvie in bar bezahlt haben, um keine Spuren zu hinterlassen, falls etwas schiefging.
Aber manche Leute waren nun einmal nicht so helle. Wie etwa Kevin Massie: fünfundvierzig, großgewachsen, Haare wie eine Klobürste und Hände wie ein Kinderschänder. Deswegen stand er auch bei der Grampian Police auf der Liste der Sexualstraftäter.
Das Haus war makellos sauber; kein Stäubchen war zu sehen in der kleinen Drei-Zimmer-Doppelhaushälfte in Northfield, in der Kevin Massie wohnte. Laut Auskunft seiner Sozialarbeiter war Kevin ein braver Junge gewesen, seit er vor dreieinhalb Jahren aus Peterhead entlassen worden war. Er hatte sämtliche Rehabilitationskurse absolviert, war in Therapie, hatte keine dubiosen Kontakte und befolgte alle Bewährungsauflagen minutiös. Er war so geheilt, wie jemand, der wegen sexuellen Missbrauchs seines siebenjährigen Neffen verurteilt worden war, nur geheilt sein konnte.
Logan schickte Rickards Tee kochen, während er, Kevin Massie und dessen Sozialarbeiterin im Wohnzimmer saßen und dem Knacken und Klicken des Gaskamins lauschten. Kevin saß auf der Couch, die Knie fest zusammengedrückt, und rang lächelnd seine kleinen, verschwitzten Hände. »Also«, sagte er in die Stille hinein und deutete auf die grauhaarige Frau, die ihm gegenübersaß, »Laura sagte mir, Sie wollten mich sprechen?« Logan nickte nicht einmal. Kevin räusperte sich, blickte zu dem gerahmten Druck über dem Kamin auf und fixierte dann seine Hände. Er hustete. »Ich … tja, also, ich habe gute Fortschritte gemacht. Ich habe einen Job bei einer kleinen Abrechnungsfirma in Dyce, macht mir wirklich Spaß …« Wieder Schweigen. »Äh … was meinen Sie, hat Aberdeen dieses Wochenende eine Chance? Ist zwar bloß Dundee, aber ohne Rob Macintyre …«
»Frank Garvie.«
Kevin leckte sich die Lippen, das Händeringen wurde intensiver, bis alle Farbe aus den rosigen Fingerknöcheln wich. »Ich habe zu Laura gesagt, die Dons müssen sich wirklich am Riemen reißen, wenn sie noch die Finalrunde erreichen wollen …«
»Sie haben bei ihm verschlüsselten Speicherplatz gemietet.«
»Ich … Wir …« Sein Blick ging zu seiner Sozialarbeiterin, und er lächelte schwach. »Wir mögen beide Fußball, nicht wahr?«
Ihr Gesicht zeigte keine Regung. »Sie müssen Sergeant McRae sagen, was passiert ist, Kevin.«
»Na ja … das war …«
Logan beugte sich vor. »Garvie war im Besitz von Diebesgut; das macht ihn zum Kriminellen, und Sie hatten Kontakt mit ihm. Das ist ein Verstoß gegen Ihre Bewährungsauflagen.«
»Ich …« Kevin
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