Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Verfügung gestellt hat. Falls Sie noch irgendwelche weiteren Fragen haben, werden Sie sie mir schriftlich unterbreiten, und ich werde sie weiterleiten.«
»Ach, so stellen Sie sich das vor, ja?« Insch löste sich aus der ledernen Umarmung des Sofas und baute sich vor dem Anwalt auf, versuchte, ihn mit seiner schieren Leibesfülle einzuschüchtern. Moir-Farquharson zuckte nicht einmal mit den Wimpern.
»Jeder Versuch von Ihrer Seite, meinen Mandanten direkt zu kontaktieren, wird als Belästigung aufgefasst werden. Angesichts Ihres Verhaltens in der jüngsten Vergangenheit werden wir wohl keine Probleme haben, eine richterliche Verfügung zu erwirken. Was meinen Sie?«
Die Bombe platzte draußen im Wagen. DI Insch fluchte und wetterte bei geschlossenen Türen und hochgedrehten Fenstern vor sich hin, während Logan auf dem Gehsteig stand und der Fahrt zurück ins Präsidium mit Bangen entgegensah. Endlich beruhigte Insch sich ein wenig. Logan sah, wie er die Übung mit dem Pulsfühlen und dem tiefen Durchatmen absolvierte, deren Zeuge er schon am Abend zuvor im Theater geworden war. Dann flog die Beifahrertür auf, und Insch forderte ihn auf einzusteigen – sie hätten schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.
Für einen Sonntagmorgen war der Verkehr ungewöhnlich dicht, was der Inspector mit einem ununterbrochenen Strom gemurmelter Verwünschungen kommentierte, während er den Wagen zum Präsidium zurücksteuerte.
»Äh …«, sagte Logan, »alles in Ordnung, Sir?«
Insch schoss ihm einen giftigen Blick zu und erwiderte, nein, es sei verdammt noch mal nicht alles in Ordnung. Daraufhin trat ein ungemütliches Schweigen ein. Logan versuchte es auf eine andere Tour.
»Übrigens, wegen Fettes’ Sammlung – wir haben drei mögliche Übereinstimmungen mit dem Phantombild auf den DVDs gefunden.«
Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf Inschs fleischige Züge. »Ach ja? Namen?«
»Alles Pornostar-Pseudonyme.« Er zog die drei Hochglanzfotoausdrucke aus der Tasche und reichte sie Insch. »Da müssten wir schon den Kerl fragen, der die Filmchen dreht.«
Insch klemmte die Screenshots aufs Lenkrad und betrachtete sie während des Fahrens. »Na, sehen Sie«, meinte er, plötzlich wieder wesentlich besser gelaunt, während er Logan die Bilder zurückgab, »kaum bin ich vierundzwanzig Stunden an dem Fall dran, schon machen wir Fortschritte.« Er wendete und ließ sich von Logan den Weg zum Firmensitz von ClarkRig beschreiben. »Schauen Sie doch mal eben in die Seitentasche, da müssten noch ein paar Toffees drin sein …«
Zander Clarks Mutter putzte gerade den Empfangstresen, als Logan und Insch eintraten. »Wow«, sagte sie und starrte den Inspector an. »Sie sind aber ein strammer Bursche, was?«
»Ist Ihr Sohn im Haus?«, fragte Logan, ehe sie eine allzu peinliche Situation heraufbeschwören konnte.
»Hm? Oh … ja, ja. Normalerweise arbeiten wir sonntags nicht, aber wenn er an was Neuem dran ist, ackert er immer wie ein Besessener. Gehen Sie gleich durch.« Sie deutete auf eine dunkelblaue Tür, die vom Empfangsbereich abging. »Aber sie drehen gerade, also – pssst!«
Das Studio war eine geräumige Halle – man hätte leicht vier oder fünf Doppeldeckerbusse darin unterbringen können, und es wäre immer noch Platz für eine Dudelsackkapelle gewesen. Im Moment war hier jedoch eine Filmkulisse aufgebaut – offenbar ein Querschnitt durch die Mannschaftsquartiere einer Bohrinsel: drei Kabinen mit Stockbetten, ein Duschraum und ein Stück Korridor, alles mit starken Fernsehscheinwerfern ausgeleuchtet, die an der Decke montiert waren. Allerdings war es für Logan ziemlich offensichtlich, dass hier kein Sicherheitsfilm gedreht wurde, oder wenn, dann höchstens zum Thema: »Vermeidung von Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten beim Verkehr mit Wikingerlesben.«
Logan und Insch standen wie angewurzelt da und sahen zu, wie ein Mann in einem schmutzigen orangefarbenen Overall zwei Wasserstoffblondinen mit Schulmädchenzöpfen und unnatürlich runden Brüsten überraschte, die sich gerade mit einem doppelköpfigen Latexpenis und einer Dose Gleitmittel vergnügten. Ein Typ mit einer Steadycam ging um den Neuankömmling herum und blieb direkt hinter ihm stehen, das Objektiv auf das Bett mit den zwei Wikingerladys gerichtet.
»Uuuuuuund – Schnitt !« Zander Clark, der hinter einem Monitor gesessen hatte, stand auf und marschierte auf den Set zu. »Brian, das war perfekt. Claire, Gemma – von euch zwei Süßen bräuchte
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