Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
rollte ein Auto an dem Fenster vorbei, wo Logan und Steel Wache hielten, aber abgesehen davon war die Straße ruhig. »Er muss bald auftauchen«, sagte Logan mit erzwungenem Optimismus, während er von einem Fuß auf den anderen trat.
»Ich weiß nicht …« Steel seufzte. »Bei meinem Pech kann ich mir vorstellen, dass er sich diesmal endgültig aus dem Staub gemacht hat. Das ist echt nicht mehr normal – ich glaube allmählich, dass irgend so ein Scheißfluch auf mir …« In den Fenstern gegenüber flammte plötzlich Licht auf, und DI Steel verharrte reglos. Da war jemand im Haus der Burnetts. »Jetzt haben wir dich, du miese kleine Ratte!« Sie zückte ihr Handy und rief die einzelnen Teams an. »Wer hat ihn gesehen? Wie ist er reingekommen? … Was ist – sind Sie eingeschlafen? … Ja … Ich weiß, dass es kalt ist … Nein … Hören Sie mal, für uns war das auch nicht gerade ein Spaziergang … Nein! Warten Sie, bis ich das Kommando gebe.« Sie klappte ihr Handy zu und schnitt dem Polizisten am anderen Ende das Wort ab. »Elende Jammerlappen.«
»Sie haben ihn also nicht gesehen?«
»Pah.« Verächtlich schnaubend zog sie ihre Schuhe an. »Bei der Hälfte von den Gestalten frag ich mich, wie die eigentlich die Grundausbildung überstanden haben.« Sie dankten ihrer Gastgeberin und eilten über die Straße auf die Haustür zu. DI Steel hatte wieder das Handy am Ohr und wies die Teams an, von hinten in den Garten der Burnetts einzusteigen.
»Wie soll der Zugriff ablaufen?«, fragte Logan, als sie sich an die Haustür heranschlichen, wo zwei Uniformierte sie bereits erwarteten, die stichfesten Westen angelegt, Schlagstöcke und Pfefferspray gezückt. Sie schienen es kaum erwarten zu können.
Steel zuckte mit den Achseln. »Wir haben einen Haftbefehl für Sean … Falls jemand fragt, wir sind ihm hierher gefolgt, okay?« Sie wandte sich an die stämmigste Beamtin, eine Frau mit Beinen wie Baumstämme. »Tür eintreten!«
RRRUMMMS ! Das Holz erzitterte. Ein zweiter Tritt riss das Schloss aus der Einfassung, Holzsplitter spritzten in die Diele, und die Haustür flog krachend gegen die Wand. Die bullige Polizistin brüllte: » POLIZEI, KEINE BEWEGUNG !« und stürzte hinein, ihr Partner dicht hinter ihr.
Ein Krachen im hinteren Teil des Hauses – » POLIZEI !« – und dann das Geräusch von schweren Stiefeln, die die Hintertür eintraten.
Steel grinste. »Find ich immer wieder köstlich, diese Nummer.«
23
Sie durchsuchten das Haus von oben bis unten und dann noch einmal von unten bis oben – keine Spur von Sean Morrison.
DI Steel stand in dem tadellos aufgeräumten Wohnzimmer und fluchte sich die Seele aus dem Leib. »Wie kann es verdammt noch mal sein, dass er uns durch die Lappen gegangen ist? Er ist schließlich ein kleiner Junge und nicht Superman!« Sie fuhr herum und funkelte das Team an, das den Garten bewacht hatte. »Sie! Sie haben ihn durchwitschen lassen, stimmt’s?«
Die beiden Beamten wichen synchron zurück und murmelten etwas in der Art, dass sie sicher seien, dass Sean nicht an ihnen vorbeigekommen war … Damit erreichten sie nur, dass Steel noch lauter schimpfte.
Logan schlurfte nach nebenan in das abgedunkelte Esszimmer, um sich aus der Schusslinie zu bringen, bevor er selbst auch noch Steels Zorn zu spüren bekam. Er nahm sein Handy heraus, ließ sich im Dunkeln auf einen der Stühle sinken und wählte aus dem Gedächtnis Jackies Nummer. Sie würde inzwischen zu Hause sein und sich fragen, wo er steckte. Es läutete acht Mal, dann schaltete sich knackend der Anrufbeantworter ein – Jackies Stimme, die ihm mitteilte, dass sie beide gerade entweder auf Verbrecherjagd waren oder im Pub hockten, er aber gerne nach dem Pfeifton eine Nachricht hinterlassen könne. Er legte auf.
Wie um alles in der Welt war es Sean Morrison gelungen, sich an einem halben Dutzend Polizisten vorbeizuschleichen? Das war einfach nicht zu begreifen. Es war beinahe so, als ob … Da leuchtete plötzlich die Stehlampe in der Ecke auf und ließ das polierte Silberbesteck funkeln.
»Ach du Scheiße …« Die Lampe war mit einer dieser Zeitschaltuhren verbunden – die Burnetts mussten sie installiert haben, um den Eindruck zu erwecken, das Haus sei bewohnt. Um Einbrecher abzuschrecken und die Polizei wie einen Haufen Vollidioten dastehen zu lassen. Sean Morrison war nie in diesem Haus gewesen.
Stöhnend stemmte sich Logan aus dem Stuhl hoch, schaltete das verdammte Ding aus und tauchte den Raum wieder
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