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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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in Dunkelheit. Er trat ans Fenster und überlegte, wie er sich dem drohenden Anschiss möglichst schnell entziehen könnte, um seine Sorgen bei einer Flasche Wein und einem chinesischen Imbiss zu vergessen. Steel würde ihm garantiert die Schuld geben, das spürte er. Er war sich so sicher gewesen, dass der Achtjährige hierherkommen würde …
    Auf der anderen Straßenseite stand jemand und blickte zum Haus auf. Ein kleiner Junge in Jeans und einer dicken, gefütterten Jacke, Rucksack über der Schulter, Mund sperrangelweit offen. Sean Morrison.
    Logan stürzte hinaus in den Flur und brüllte: »Er ist draußen!« Dann riss er die Haustür auf und sprang die Treppe hinunter. Sean zögerte nur eine Sekunde, ehe er losrannte. Logan sprintete hinterher. Hinter sich hörte er aus dem Haus gedämpfte Rufe, dann stampfende Schritte auf dem Pflaster, als die anderen sich der Verfolgungsjagd anschlossen.
    Sean schlitterte um die Ecke in die Westfield Terrace. Der Rucksack flog im hohen Bogen davon – der kleine Junge warf Ballast ab. Im Augenwinkel sah Logan etwas Schwarzes aufblitzen: einer der Constables hatte zu ihm aufgeschlossen. Zusammen rannten sie die kleine Seitenstraße hinauf. Der Abstand schmolz dahin.
    Da sprang Sean auf die Motorhaube eines Autos, das halb auf dem Gehsteig parkte, kletterte aufs Dach und schwang sich mit einem Satz auf die knapp zwei Meter hohe steinerne Grundstücksmauer dahinter. Und schon war er drüber. Der Constable erreichte die Mauer als Erster und erklomm sie im gleichen Moment, als der Strahl einer Automatikleuchte die Dunkelheit durchschnitt.
    Schwer atmend folgte Logan dem Constable und landete in einem Koniferengebüsch. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig daraus befreien, um zu sehen, wie der Constable Sean, der gerade über den Zaun zum Nachbargrundstück klettern wollte, am Hosenbein zu fassen bekam.
    Sean schrie.
    »Hiergeblieben, du kleiner Lümmel!« Der Constable zog Sean mit einem Ruck zurück in den Garten. Fluchend gingen die beiden in einem Gewirr von Armen und Beinen zu Boden. Dann ein gellender Schrei – der Constable ließ Sean los und hielt sich das linke Handgelenk. Entsetzt starrte er auf die klaffende Wunde in seiner Handfläche. Das hervorquellende Blut glänzte im Schein der Sicherheitsleuchte neonrot. »Aaaaaaah!«
    Sean rappelte sich auf und wich schimpfend und schreiend zurück. In seiner Hand blitzte ein Küchenmesser. Er starrte den Constable an, dann Logan. In diesem Moment kam eine Polizistin über die Mauer geklettert, landete in einer Rabatte und fiel der Länge nach auf den Rasen. Der achtjährige Mörder fletschte die Zähne, fuchtelte mit dem Messer herum und wich gegen den Zaun zurück. Seine Blicke zuckten durch den Garten. »Ihr Schweine! Ihr beschissenen Dreckschweine!«
    In der Rückfront des Hauses ging ein Fenster auf. Ein alter Mann streckte den Kopf heraus und schrie, er würde jetzt die Polizei rufen.
    »Es ist vorbei, Sean«, sagte Logan so sanft und verständnisvoll, wie er nur konnte. »Komm, leg das Messer weg. Ich weiß, dass du nicht noch jemandem wehtun willst.«
    »Ich bring dich um , du Schwein!« Tränen flossen über seine Wangen, und unter den Nasenlöchern glitzerten zwei silbrige Bahnen. Seine Unterlippe zitterte. »Ich bring euch alle um …«
    Hinter sich konnte Logan hören, wie die Polizistin sich stöhnend aufrappelte, während gleichzeitig ein weiterer Beamter im Garten landete. »Du musst nicht mehr davonlaufen.«
    »Schweine …« Die Spitze des Messers zitterte, senkte sich langsam, bis sie auf das zerwühlte Gras zu seinen Füßen zeigte.
    »Schsch – es ist ja gut, Sean, es ist alles gut.«
    Die Polizistin marschierte geradewegs auf Sean Morrison zu und sprühte ihm eine Ladung Pfefferspray mitten ins Gesicht. »Das ist für Jess Nairn, du kleiner Mistkerl.«
    Die Schreie des Jungen konnte man bis nach Peterhead hören.
    »Es wird noch eine Weile brennen, aber die Schwellung dürfte bald zurückgehen. Nicht dass es einen großen Unterschied machen wird, da, wo er hingeht.« Doc Wilson lehnte schlaff an der Wand des Flurs, die Hände in den Hosentaschen, ein Gesicht wie ein verregnetes Pfingstwochenende – lang und öde. Er seufzte theatralisch. »Ich hab morgen früh ’nen Termin beim Onkologen …«
    Logan nickte. Er hatte keine große Lust, sich wieder in Doc Wilsons persönliches Jammertal hineinziehen zu lassen. »Ist er vernehmungsfähig?«
    Der Arzt dachte darüber nach und zuckte dann mit den Achseln.

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