Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Handy und rief die Leitstelle an, um je zwei Zivilstreifen zu jeder der Adressen zu schicken. »Laz«, sagte sie, nachdem alles organisiert war, »wenn ich je auf hetero umschwenken sollte, kriegen Sie ’nen Freischuss.«
Zwei Stunden später saß DI Steel mit knurrendem Magen auf dem Beifahrersitz. »Wo zum Teufel steckt er?« Sie wühlte in ihren Taschen, fluchte und ließ sich schwer in ihren Sitz zurückfallen. »Springen Sie doch mal eben raus und besorgen Sie uns ein paar Kippen, ja?«
Logan stöhnte. »Er wird irgendwann auftauchen, okay? Wo soll er denn sonst hin? Und außerdem wollten Sie doch sowieso weniger rauchen, oder nicht?«
»Fangen Sie mir bloß nicht damit an.« Sie blies die Backen auf und ließ die Luft ganz langsam entweichen. »Haben Sie eigentlich schon Ihre Beurteilung?«
»Nein.«
»Sie Glückspilz.« Sie wiederholte ihre Kugelfischnummer. »Ich hab ’nen Schweinehunger …« Das Haus am Whitehall Place lag still und leer, die Vorhänge halb zugezogen. »Vielleicht sollten wir noch mal nachschauen? Vielleicht ist er ja schon drin?«
»Unmöglich – wir hätten ihn doch gesehen.«
Sie zog ein Airwave-Telefon aus der Tasche und verlangte einen Zwischenbericht von dem Team, das im Garten hinter dem Haus postiert war. Alles, was sie zu hören bekam, waren die Klagen der frierenden Constables. Sie stopfte den Apparat wieder in die Tasche. »Wo ist der Kerl bloß?«
»Vielleicht wartet er ja ab, bis es dunkel ist?«
Steel fluchte. »Ich hock doch nicht in dieser Scheißkarre rum, bis die Sonne untergeht. Los, kommen Sie.« Sie kletterte hinaus in die kalte Nachmittagsluft. »Wollen doch mal sehen, ob wir nicht einen braven Bürger finden, der seinen Gesetzeshütern eine Tasse Tee kocht.«
Mrs. McRitchie wohnte direkt vis-à-vis und war keine Frau, die es bei einer Tasse Tee bewenden ließ. Sie schob sich rückwärts ins Wohnzimmer, in den Händen ein Tablett mit einem Berg Pommes. »Ich hoffe, Sie haben ordentlich Hunger!«, sagte sie, als sie ihre Last auf dem Couchtisch abstellte.
»Haben Sie …?« DI Steel zog eine Augenbraue hoch und starrte die Teller an. »Pommes! Alice, Sie sind die Größte!« Sie schüttete reichlich Pfeffer, Salz und Essig drüber und begann einzufahren. »Mann, das hab ich jetzt gebraucht«, murmelte sie kauend.
Sie hatten einen ungehinderten Blick auf das Haus gegenüber – das Haus, in dem Mr. Burnett und Familie wohnten, wenn sie nicht gerade vierzehn Tage Urlaub auf den Seychellen machten. »Sehen Sie«, meinte Steel und nahm schlürfend einen Schluck Tee, »ist doch viel besser, als in dem blöden Auto rumzuhocken.«
Logan sah auf seine Uhr. »Bis Sonnenuntergang sind es noch rund vier Stunden. Fünf, bis es richtig dunkel ist.«
»Und?«, fragte Steel zurück, den Mund voller Pommes.
»Na ja, ich muss noch das eine oder andere für Insch erledigen.«
Steel wedelte wegwerfend mit ihrer Gabel. »Der kann uns mal – wir sind im Einsatz. Der Chef denkt, wir tun was ›Proaktives‹; wir sitzen gemütlich im Warmen, kriegen was Gutes zu essen, und solange Sean Morrison nicht aufkreuzt, haben wir nichts zu tun. So eine Chance kriegt man nicht alle Tage.« Sie lud sich noch einen glitzernden Klumpen Pasta mit Käsesauce auf die Gabel. »Genießen Sie es, solange Sie können.«
Ganz unrecht hatte sie damit wohl nicht, aber Logan bekam allmählich ein schlechtes Gewissen, weil er Rickards allein losgeschickt hatte, die Teppichläden abzuklappern. Sobald sie mit Essen fertig wären, würde er den Constable anrufen und fragen, wie es lief.
Als die Käsemakkaroni alle verputzt waren, gefolgt von einem Stück Dundee Cake und noch mehr Tee, machte DI Steel es sich mit der P&J in einem alten Ledersessel gemütlich. Fünf Minuten später schlief sie tief und fest.
Logan kramte sein Handy aus der Tasche. »Rickards? Ja … nein, noch keine Spur von ihm. Wie kommen Sie voran?« Nicht sehr gut, wie es sich anhörte. Wie der Constable berichtete, hatte die Hälfte der Ladeninhaber, die er befragt hatte, ihm irgendwas von wegen Datenschutzverordnung an den Kopf geworfen, während es bei den restlichen eine halbe Ewigkeit gedauert hatte, bis sie ihren klapprigen vorsintflutlichen Computern irgendetwas Brauchbares entlockt hatten. Bislang keinerlei Übereinstimmungen mit ihrer Liste der B&Bs.
Logan sagte ihm, er solle dranbleiben, legte auf und ging sich noch eine Tasse Tee holen.
Der Anruf, dem er schon mit Grauen entgegengesehen hatte, kam kurz nach drei. DI
Weitere Kostenlose Bücher