Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
und dafür zu sorgen, dass sie alle ein Dach überm Kopf haben. Und dann fängt sie an, abends allein auszugehen, wo sie sich eigentlich um die Kleinen kümmern sollte. ›Freundinnen besuchen.‹ Verlogene Schlampe.«
Rickards hatte derweil eine Kiste aus dem Stapel ganz hinten in der Garage gezerrt und wühlte darin herum. Er hielt einen durchscheinenden lila Dildo hoch. »Sir, ich habe etwas gefunden!«
Logan stöhnte. »Herrgott noch mal, können Sie nicht vorher Handschuhe anziehen?«
»Sie wissen natürlich, was sie in Wirklichkeit getrieben hat, oder?«, sagte Berwick, während Rickards sich ein Paar Latexhandschuhe überzog und fortfuhr, diverse erotische Vorrichtungen aus der Kiste zu hieven. »Sie hat mit dem Typen gevögelt, der uns den DSL-Anschluss installiert hat. Da riskiere ich mein Leben und meine Freiheit, damit sie sich weiter die Haare färben und Französischunterricht nehmen kann, und sie treibt es hinter meinem Rücken mit so einem Computerfuzzi!« Er schien plötzlich geschrumpft. »Und was das Schärfste ist – als ich sie zur Rede stelle, tut sie auf einmal total gekränkt! Wie ich es wagen könnte, ihr nachzuspionieren! Ob ich denn kein Vertrauen hätte? Sie pennt mit einem anderen, und ich krieg einen Anschiss, weil ich ihr nicht vertraue … Scheißweiber.«
Rickards hielt eine runde Metalldose hoch. » Kitty-Cat Katy «.
»Ich gehe einen Bruch machen, und als ich zurückkomme, ist sie verschwunden. Hat die Kinder mitgenommen und alles, was nicht niet- und nagelfest war. Einen Umzugstransporter hat sie gemietet, können Sie sich das vorstellen?« Berwick zog die Nase hoch und sah dem Constable zu, der weiter munter in Zander Clarks viktorianischer Pornosammlung herumwühlte. »In der Küche lag ein Zettel: ›Ich habe dich verlassen. Mutter hat immer gesagt, ich könnte was Besseres haben, und jetzt habe ich es mir genommen.‹« Er schüttelte den Kopf. »Ich sag’s Ihnen, trauen Sie ja nie einem Weib, da werden Sie doch immer nur verarscht.«
Es war weit nach sechs, aber Logan hockte noch immer in DI Steels Soko-Zentrale, inmitten von stetig anwachsenden Papierstapeln, und kämpfte mit dem Wust von Formularen, der unweigerlich anfiel, wenn man einen Einbruch tatsächlich aufklärte. Auf der anderen Seite des Schreibtischs versuchte Rickards die Liste der Gegenstände, die sie in Ronald Berwicks Garage sichergestellt hatten, den Adressen zuzuordnen, wo sie seiner Aussage nach entwendet worden waren. Sie hatten nicht alles wiedergefunden, was in den Einbruchsanzeigen aufgelistet war, aber damit hatte Logan auch eigentlich nicht gerechnet. Seiner Erfahrung nach legten die Betroffenen in ihren Schadensmeldungen gerne mal ein, zwei Sachen drauf, die sie nie besessen hatten, auf die sie aber immer schon scharf gewesen waren – der Versicherung würde es ja wohl nicht wehtun. Und Berwick hatte einiges davon schon in den Pubs verhökert, um die Renovierung seines Häuschens zu finanzieren.
Logan füllte die letzten Angaben in einem Formularsatz aus und schickte sie an den Laserdrucker in der Ecke. Als das Gerät mit Surren und Quietschen fertig war, stemmte er sich von seinem Stuhl hoch und ging hin, um die Ausdrucke zu holen. »Wie viele haben wir jetzt?«, fragte er, während er die Papiere zusammenheftete und sie auf den Stapel legte.
Rickards blickte von seinem Bildschirm auf. »Ich bin bei zwanzig.«
Logan nickte und warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir dürften also gegen … sieben, halb acht fertig sein, oder?« Er unterdrückte ein Gähnen. »Und dann gehen wir eine Pizza essen. Kommt nicht oft vor …«
»Tut mir leid, Sir …« Da war sie wieder, die wohlbekannte, verräterische Röte, die sich in Rickards’ Gesicht schlich. »Ich habe heute Abend schon … ähm … eine Verabredung.«
»Ach ja?« Logan ließ sich wieder auf seinen Stuhl plumpsen und rief die nächste Einbruchsanzeige auf. »Darf ich Sie mal was fragen?«, sagte er, während er das Formular auszufüllen begann. »Was sind das eigentlich für Leute, die auf so was stehen?«
»Na ja …« Der Constable räusperte sich, und das Scharlachrot seiner Wangen wurde noch einen Ton tiefer. »Es … Wir …« Die Tür flog polternd auf, und Rickards’ Miene drückte einen Moment lang Erleichterung aus – bis er sah, dass es DI Steel war, die da in der Tür stand, mit einer Frisur wie ein aufgeschrecktes graues Eichhörnchen, die blaue Bluse mit dunklen Schwitzflecken verziert.
»Und?«, wollte sie wissen.
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