Der erste Verdacht
nicht mehr nein sagen. Janice und Edward heirateten vor zehn Jahren. Zwei Jahre später wurde er Europachef von H.P. Johnson’s, und die Familie zog auf ein Gut in der Nähe von London.«
»Das muss bedeuten, dass Edward wusste, dass er für die Mafia arbeitete.«
Lee Hazel lächelte schwach.
»Das bedeutet noch mehr. Edward Fenton gehörte zu den Mächtigen der Organisation. Er hatte zwar nur Einfluss auf die Verwaltung des schwarzen Geldes, aber da das für die Mafia so unerhört wichtig ist, machte ihn das sehr mächtig. Er war sich vollkommen bewusst, wer seine Auftraggeber waren.«
Irene nutzte die Gelegenheit, um noch eine Frage zu stellen:
»Wenn er so mächtig innerhalb der Cosa Nostra war, muss das bedeuten, dass er alle Macht verloren hätte, wenn er sich von Janice hätte scheiden lassen.«
Frau Special Agent warf Irene unter ihren langen Wimpern einen viel sagenden Blick zu.
»Natürlich hätte er alle Macht verloren. Er hätte die Arbeit verloren, seine Söhne, das Haus, das Geld und mit größter Wahrscheinlichkeit auch sein Leben, und das tat er schließlich auch.«
Sie machte eine Pause und betrachtete ihr andächtig lauschendes Publikum.
»Man gerät nicht einfach so in die Cosa Nostra, und man verlässt sie definitiv nicht einfach so. Der einzige Grund für das Ausscheiden ist der Tod. Und damit wären wir wieder beim Mord an Edward Fenton.«
Sie beugte sich zu dem Papierstapel hinab, der vor ihr auf dem Tisch lag, und zog eine rote Plastikhülle hervor. Dieser entnahm sie einen Zeitungsausschnitt.
Irene verspürte ein gewisses Mitleid mit Sanna Kaegler. Edward hatte sie betrogen. Er hatte nie die Absicht gehabt, sich von Janice Santini scheiden zu lassen. Er hätte das nie tun können, und das wusste er bereits, als er die Affäre mit Sanna begann.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Lee Hazel Kopien des Zeitungsausschnittes herumgehen ließ. Als Irene die ihre erhielt, stutzte sie.
Das Foto war schräg von oben aufgenommen. Vermutlich hatte der Fotograf auf einer Mauer gestanden. Es zeigte ein sich küssendes Paar an einem Pool. In den Armen hielt der Mann ein hellhäutiges Baby. Der Text unter dem Bild lautete:
» Unser Reporter erhielt den Tipp, dass die ehemalige IT-Prinzessin (ph.com) Sanna Kaegler, 29, in einem Haus bei Albufeira mit ihrem kleinen Sohn und einem Unbekannten Ferien macht. Da wir wissen, dass sie erst vor knapp einem Jahr den schwedischen Restaurantkönig Kjell Bengtsson Ceder, 53, heiratete, gingen wir natürlich davon aus, dass es sich um ihren Gatten handelt. Als dieser Gatte in einem Nachtclub mit der bekannten französischen Schauspielerin Brigitte Defoe, 30, gesichtet wurde, witterte unser Reporter sofort eine Neuigkeit. Und ganz richtig. Das Bild bestätigt, dass Sanna Kaegler einen Neuen hat. Wer er ist, haben wir noch nicht herausfinden können. Aber dass alles auf eine Scheidung von ihrem so viel älteren Mann hindeutet, scheint uns so gut wie sicher. Hoffentlich erfahren wir bald, wer dieser neue Mann in ihrem Leben ist. An seinem Verhältnis zu Sannas Sohn scheint jedenfalls nichts auszusetzen zu sein. Sie wirken wie eine entzückende kleine Familie. «
Die Schärfe des Fotos war perfekt, und es war mühelos zu erkennen, dass es sich bei dem Mann, den Sanna küsste, um Edward Fenton handelte.
»Der Urlaub in Portugal. Sanna hat uns gestern davon erzählt«, sagte Tommy.
»Ja. Das Bild erschien vor etwa drei Wochen in der größten Klatschzeitung der USA. Zweifellos hat Janice Santini von der Untreue ihres Ehemanns erfahren.«
»Das Bild tauchte also unmittelbar nach Edwards Abreise nach England auf. Seine Familie war da noch in den USA«, stellte Tommy fest.
»Genau. Man kann sich vorstellen, wie Janice reagierte. Bereits in der Woche darauf hatte man Edward identifiziert.«
Lee Hazel zog einen neuen Zeitungsausschnitt aus ihrer Mappe. Es handelte sich um einen vergrößerten Ausschnitt des küssenden Paares. Die Überschrift lautete: »Romanze von IT- Prinzessin und Bankkönig!« Aus dem Artikel ging hervor, dass beide nicht für einen Kommentar zu erreichen gewesen waren.
Das fiel genau in die Zeit nach den Morden an Kjell Bengtsson Ceder und Philip Bergman. Sanna hatte sich damals konsequent geweigert, mit Journalisten zu sprechen. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal von den Bildern in der amerikanischen Regenbogenpresse. Edward hatte sie sicher gekannt.
»Er versteckte sich also in Paris. Irene und ich begegneten ihm, als wir die
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