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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Schloss und Riegel bringt. Meist geraten sie wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter, und da werden Leute wie ich gebraucht.«
    Sie verstummte und trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, das neben dem Tonbandgerät stand. Keiner ihrer schwedischen Kollegen stellte eine Frage. Sie wagten sich kaum zu rühren, um ihren Bericht nicht zu stören.
    Lee Hazel räusperte sich und fuhr dann fort: »Vater Sergio Santini ist ein hervorragender Geschäftsmann. Aus der Perspektive des Vaters ist sein Sohn Sergio junior das leider nicht. Er ist vermutlich das, was wir einen typischen Mafioso nennen. Smart, tough und sehr hitzköpfig. Aber Legastheniker. Er kann kaum lesen, von schreiben und rechnen ganz zu schweigen. Er ist dreiundvierzig, verheiratet, hat aber keine Kinder, jedenfalls nicht mit seiner Ehefrau. Seine Frau heißt Amelia, geborene Bonetti.«
    Frau Special Agent machte eine Kunstpause und lächelte vielsagend.
    »Wie bitte …? Sagten Sie Bonetti?«, fragte Andersson.
    In seiner Verwirrung sprach er Schwedisch, aber Lee Hazel nickte trotzdem und antwortete, ehe ihr jemand zuvorkommen konnte: »Genau. Ihr Mädchenname lautet Amelia Bonetti. Sie ist das Kind einer Cousine von Thomas Bonettis Vater Antonio. Sie sagten gestern, er sei ein bekannter Anwalt hier in Schweden. Ich habe ihn überprüft. Er ist der Cousin von Amelias Vater Leonardo Bonetti. Und Leonardo Bonetti ist der Mafiaboss von Massachusetts. Antonios und Leonardos Väter waren Brüder. Beide emigrierten in die USA, und ihre Söhne wuchsen dort auf. Soweit ich weiß, hat Ihr Staranwalt Bonetti verbreitet, er stamme aus Italien. Das stimmt nicht. Er wurde in Boston geboren und ist dort aufgewachsen. Dort hat er auch Jura studiert. Nach Schweden kam er durch seine Ehe mit Marianne … jetzt habe ich ihren Nachnamen vergessen … der Mutter von Thomas … er lernte die Sprache rekordverdächtig schnell und legte dann noch das schwedische Staatsexamen ab.«
    Irene hob die Hand, damit Lee Hazel sah, dass sie etwas sagen wollte.
    »Bedeutet das, dass Antonio Bonetti der Kontaktmann der USA-Mafia hier in Schweden ist?«, fragte sie.
    »Nein. Wir haben keine Informationen, die darauf hindeuten. Er war im Gegensatz zu seinen drei älteren Brüdern nie direkt in die Machenschaften der Cosa Nostra verwickelt. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum der kleine Antonio nach Schweden auswandern durfte. Schließlich darf man seine Familie nicht verlassen, wie es einem gerade einfällt. Auf keinen Fall darf man eine Nicht-Italienerin heiraten!«
    Irene hob erneut die Hand, und Lee Hazel nickte ihr zu.
    »Wie kam es dann, dass Janice Santini Edward Fenton heiraten durfte? Der hatte doch keinerlei italienisches Blut?«
    »Da war in der Tat Amor im Spiel. Amor und Janice. Edward Fenton begann bereits Anfang der neunziger Jahre bei der Europafiliale von H.P. Johnson’s als Platzierungsexperte. Er war sehr erfolgreich, und Sergio Santini wurde auf den viel versprechenden jungen Mann aufmerksam. Denken Sie daran, dass die Mafia ihr schwarzes Geld investieren wollte, um dann die Rendite geglückter Investitionen kassieren zu können. Dieses Geld ist unantastbar. Mit ein paar genialen Schachzügen vervielfachte Edward das investierte Geld der Mafia, und Santini beschloss, den begabten jungen Mann zu protegieren. Er brachte ihn bei der Zentrale der Bank in New York unter. Dort begegneten sich Janice und Edward. Janice verliebte sich über beide Ohren. Diesen Mann wollte sie haben. Ihrem Vater passte das weniger. Er drohte damit, sie zu enterben, musste aber schließlich klein beigeben, weil Janice wie immer ihren Willen durchsetzte. Sie wickelte ihren Daddy um den kleinen Finger. Eigentlich hat sie die Intelligenz ihres Vaters geerbt und sollte seine Nachfolge antreten. Aber wir haben es hier mit der Cosa Nostra zu tun, und da gibt es keine Frauen an der Spitze. Die Frauen sind nicht ohne jeden Einfluss, sie üben ihre Macht jedoch nur indirekt aus. Also bekam Janice ihren Traumprinzen, aber erst nach einem größeren Hin und Her. Aus Tradition wird nicht akzeptiert, dass Töchter von Topmafiosi Männer außerhalb der Cosa Nostra heiraten, solange die Ehe nicht strategisch wichtig ist und den Einfluss der Organisation vergrößert. Das größte Hindernis in diesem Fall war, dass Edward kein Italiener und kein Katholik war. Dagegen, dass er kein italienisches Blut hatte, konnte er nicht viel unternehmen, er konvertierte jedoch zum Katholizismus. Da konnte Papa Santini dann

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