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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mir, und ich habe
annähernd das gefunden, was ich drüben vermisst habe.“
Alina lachte ein wenig bitter. „Ungefähr aus solch einer
egozentrischen Welt komme ich, aus meiner sozusagen, und
aus einer lange Zeit gut funktionierenden Liaison. Wir hatten
unsere Arbeit oder Passion und – uns, Milan und ich. Das
Umfeld verblasste.
Milan versuchte eine dritte Kategorie: Du wirst von der
Vereinigung für das zweite Leben gehört haben, von Leuten,
die aus diesem Leben herauswollen in ein vielleicht besseres
zweites. Hoffnungsnarren also, denen nicht zu helfen ist. Weil
ich nicht glaube, dass eine bessere, gerechtere – oder was weiß
ich – Zukunft von sich aus entsteht, man also nur darauf zu
warten braucht, habe ich, unabsichtlich freilich, die Ursache
gesetzt, dass sich unsere gut funktionierende Partnerschaft
verflüchtigte.“
Bei der Erwähnung der Vereinigung durch Alina war Connan
höchst aufmerksam geworden. „Dein Partner, sagst du, gehörte
dieser Vereinigung an. Seltsam.“
„Was ist daran seltsam?“
„Entschuldige, nicht dass dein Milan denen angehörte. In
meinem letzten Job habe ich nämlich für Leute gearbeitet, die
mit dieser Einschläferei offenbar eng zu tun hatten. Höchst
dubiose Leute. Dieses Verhältnis hat vielleicht sogar meine
Entscheidung für den Mars beschleunigt.“
Alina horchte auf. „Willst du darüber sprechen?“, fragte sie.
„Bei denen musste ich mich zwar verpflichten, nicht darüber
zu sprechen – nachträglich hat das meine Gewissheit verstärkt,
dass ich an Ungesetzlichem beteiligt war –, aber das war
drüben. Hier ist eine andere Welt. Ich habe dir doch gesagt,
dass ich an der Verwahrung alter Bergwerksanlagen
mitgearbeitet habe.
Ich will dich mit Fachkram nicht langweilen, aber man ist
früher davon ausgegangen, dass insbesondere Bergwerke, aus
denen man ungeheure Mengen Düngesalz gefördert hat, eine
hohe Standfestigkeit haben und Schäden an der
Tagesoberfläche so gut wie ausgeschlossen sind. Man hat also
die Schächte verschlossen und im Übrigen die ausgedehnten
Grubenbaue sich selbst überlassen, hundert, zweihundert Jahre,
bis die ersten Brüche auftraten. Wir hatten gerade begonnen,
für eine dieser großen, noch verhältnismäßig gut erhaltenen
Kaligruben in Deutschland die endgültige Verwahrung zu
planen, als die Arbeiten rigoros gestoppt wurden und unsere
Firma sofort, was nicht gerade üblich ist – als Trost sozusagen
–, den gewinnträchtigen Auftrag für ein anderes Objekt erhielt.
Wenige Tage, nachdem sich das abgespielt hatte, bat mich eine
Dame um eine Unterredung. Kurzum, ich nahm ihr Angebot
an, auch weil in meiner Firma… Aber ich verkürze das. Es sah
wie eine gute Arbeit aus, nicht nur, weil sie lukrativ war. Just
in dieser Kaligrube Bacherode wurden unter Tage neue Räume
geschaffen, Teile des Ausbaus, der Fördereinrichtungen
erneuert, kurzum, das Bergwerk wurde gebraucht, es hieß, für
eine automatisierte Fertigung elektronischer Teile, für die die
homogenen klimatischen Bedingungen wichtig wären,
außerdem sei die Immobilie für geringe Kosten zu haben
gewesen. Nun, ich bekam die Pläne. Dass danach eine recht
eigenwillige Produktionsanlage entstehen würde, machte mich
nicht misstrauisch. Ich wurde großzügig mit Personal, das mir
übrigens beigestellt
– sozusagen zugeteilt
– wurde, und
Technik ausgestattet, und die Sache gedieh prächtig. Was
auffiel, wobei ich mir aber nichts dachte, war, dass ein
bestehender Teil der Grubenbaue offensichtlich bereits genutzt
wurde, von uns aber nicht betreten werden durfte. Der Zugang
wurde sogar ständig bewacht.
Tja, Alina, so ein Bergwerk kann aber auch ein
merkwürdiges Ding sein: An einem Sonntag, die Arbeiten
ruhten, kontrollierte ich deren bisherige Ergebnisse, und da
habe ich schlicht – zufällig zunächst, dann interessiert – eine
Zusammenkunft belauscht, in der einige der Bewacher
instruiert wurden, wie ihr späterer Einsatz sich vollziehen
sollte, wenn die automatische Station für Langzeitschläfer ihrer
Bestimmung übergeben werden würde. Ich konnte mir das mit
aller Ruhe anhören. Sie saßen in einer Nische einer großen
zentralen – na, sagen wir – Halle, ich entgegengesetzt in einer
Streckenmündung. Und der große Raum trug den Schall. Ich
hätte auch ein kräftiges Flüstern verstanden. Vielleicht kennst
du die Flüstergalerie in London? So ähnlich. Ja – so bin ich
indirekt mit der Vereinigung deines Milans in Berührung
gekommen. Mehr

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