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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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empfangen“, bemerkte Jon.
„Ein Ereignis, das nicht alle Tage vorkommt.“
    „Und auf Neuigkeiten von uns Rückkehrern sind sie natürlich
auch gespannt“, ergänzte Martina. „Außer den offiziellen
Nachrichten gibt es nicht viel Informationen
– manchmal
spontan etwas, wenn jemand aus seinem Privatkontakt etwas
zum Besten gibt. Übrigens, dieser dort mit dem Haaratoll, das
ist Edmont, der stellvertretende Leiter und die Seele der
Station. Lene, die Chefin neben ihm, die Unnahbare, von der
ich dir erzählt habe, wird dich gleich empfangen. Sei nicht
enttäuscht, wenn das etwas unterkühlt ausfällt. Sie ist eben so,
und das konsequent. Es hat meist nichts zu bedeuten. Sie
versucht, uns paar Männeken gerecht zu leiten, und im
Wesentlichen gelingt es. Edmont hingegen ist Beichtvater,
Geraderücker, Schlichter; er ist ausgeglichen, herzlich,
bemerkt deine neue Frisur. Niemand hat ihn bisher
niedergeschlagen oder wütend erlebt… Ansonsten

geschlechtlich scheint er ein Neutrum zu sein.“ Martina zuckte
mit den Schultern.
    Der Container war abgehängt, das Aussteigen gestaltete sich
ein wenig umständlich, weil es über den zweiten Großbehälter,
der noch in den Trossen hing, erfolgen musste.
    Dann, als Alina Boden unter den Füßen hatte, trat jene Lene
forsch einige Schritte auf sie zu, reichte ihr die Hand und
sagte: „Willkommen auf Mars zwei. Wir danken dir für deine
Bereitschaft, hier zu arbeiten, und wünschen dir Freude.“ Ein
kräftiger Händedruck, ein Kopfnicken zu ihrem Vertreter hin,
das wars von ihrer Seite.
    Aber da trat jener Edmont in Aktion. Hinter seinem Rücken
holte er einen mächtigen Blumenstrauß hervor.
„Darauf kannst du dir etwas einbilden“, raunte hinter Alinas
Rücken Martina, „Blumen sind rar und werden nur zu höchsten
Anlässen…“
Und da war Edmont heran, drückte Alina den prächtigen
Strauß in die Hand und die Überraschte an seine Brust und
sagte: „Ich grüße dich, Mädchen, sei willkommen. Es wird dir
gefallen bei uns!“, und er klopfte ihr sanft auf die Schulter.
Dann traten alle anderen zur Begrüßung an, murmelten
Willkommensformeln. Aber sobald sie Alina die Hand
geschüttelt hatten – der offizielle Akt sozusagen –, stürzten sie
auf Martina und Jon zu, umringten die beiden, Fragen
prasselten auf sie ein.
Edmont nahm Alina an die Hand. „Deine Bleibe“, sagte er
und zog sie sanft zum Eingang.
Alina sah sich um, Lene konnte sie nicht mehr erblicken.
    Es stellten sich die üblichen Neulingsbeschwerden auch bei
Alina ein: Die geringere Schwerkraft, die synthetische
Atmosphäre und gleich bleibende Außentemperatur unter den
Kuppeln sowie die Arbeit bei überwiegend künstlichem Licht
– zusammengenommen führte dies bei den meisten Menschen
in der Anfangszeit auf dem Mars, so auch bei Alina, zu
leichtem Kopfschmerz, einer gewissen Mattigkeit und Unlust.
Eugene, die Ärztin, steuerte zwar mit allerlei Medikamenten
und Aufbaumitteln dagegen, schätzte jedoch die Wirksamkeit
ihrer Kunst mit dem Satz selber ein: „Da musst du durch,
Mädchen!“
    In gewisser Weise war Alina daher sehr dankbar, als bereits
nach zehn Tagen Connan O’Bennet, ein sehr aufmerksamer
Mitstreiter, ihr den Vorschlag machte, ihn zum Fundort dieses
merkwürdigen Instruments zu begleiten, er habe in der Gegend
zu tun – eine Baustelle –, werde sie dort absetzen und nach
einigen Stunden wieder aufnehmen. Sie könne sich ein Bild
vom dortigen Umfeld machen…
    Sie flogen bis zur Station IV – bizarre, rötliche Gebirge
zogen unten vorbei, Krater, kleine, kaum einige Meter im
Durchmesser, bis zu solchen von etlichen Kilometern.
    „Da, einer von den so genannten Kanälen“, machte Connan
aufmerksam. „Seinerzeit hat ihre Entdeckung riesiges
Aufsehen erregt und zu allerlei Spekulationen Anlass
gegeben.“
    „Und das alles…“, Alina machte eine unbestimmte
Bewegung mit ausgestreckten Armen, „wollen wir
kultivieren?“
    „Freilich“, Connan lachte, „aber natürlich nicht bis
übermorgen. Ist das nicht eine schöne, eine grandiose
Aufgabe?“
    Alina fand Connan sehr sympathisch; er war von großer
Gestalt mit einem Bauchansatz, gleichaltrig mit ihr, voller
hintergründigem Humor und Tatendrang. Seinen runden Kopf
umkreiste ein stoppliges schütteres Haarband, er besaß eine
kräftige Nase und ein wunderschönes Gebiss. Connan konnte
zuhören, machte sanft, ohne Besserwisserei, den Neuling auf
Fehleinschätzungen aufmerksam, half und

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