Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
er dehnte
das folgende Wort, „Vorschlag nicht ein, was geschieht dann?“
Kuler gab seine Haltung auf, fläzte sich gleichsam in den
Sitz. „Das, Milan Nowatschek, wäre sehr unklug von euch. Du
weißt, dass ein großer Teil der Menschheit…“
Milan winkte ab.
Kuler fuhr unbeirrt fort: „euer Tun verdammt. Leider gibt es
unter euren Gegnern auch militante, und unsere Macht…“ Er
hob bedauernd die dürren Arme und brach den Satz ab.
„Diese Leute sind wirklich einflussreich“, bemerkte Milan
mehrdeutig wie zu sich selbst. „Das war es wohl.“
„Ja, es gibt dem nichts hinzuzufügen.“
„Du verstehst, dass ich diese – Sache mit dem Vorstand…
Eine Terminvorstellung hast du sicher auch. Es schlafen im
Sektor ein paar Hundert.“
„Es ist doch gut, wenn man es mit verständigen Menschen zu
tun hat. Natürlich musst du das mit den deinen besprechen.
Und für die Schläfer dürfte es eine Lösung geben, so oder so –
euer Problem.“ Kuler hatte ein gönnerhaftes Lächeln
aufgesetzt. „Aber viel Zeit solltet ihr euch nicht lassen. Es
wäre schön, wenn sich in einem Vierteljahr niemand mehr auf
eure Art von dieser Welt hinwegstehlen würde.“
„Nun denn“, sagte Milan, stand auf, neigte leicht den Kopf
zum lächelnden Kuler hin, der lässig zum Gruß eine Hand um
wenige Zentimeter hob, und verließ den Raum.
    „Es gibt also drei Möglichkeiten, wenn ich Milan richtig
verstanden habe“, resümierte Anna Mohl. „Wir machen dicht,
gehen damit auf Kuler ein, oder wir protestieren, wie auch
immer. Zum Beispiel, indem wir das Verlangen einfach
ignorieren.“
    „Drittens?“, unterbrach Richard Collins.
„Wir gehen in die Illegalität.“
„Du redest, als hättest du das vergangene Jahr verschlafen“,
    konterte Collins. „Vor zehn Monaten gehörte Mike noch in
unsere Runde. Diese Leute pflegen ihren Vorschlägen
Nachdruck zu verleihen. Ich glaube, es hat keinen Zweck;
früher oder später müssen wir aufgeben. Lasst es uns jetzt
einigermaßen mit Würde tun. Sie würden uns hetzen.“
    Milan hatte nach seinem kurzen Bericht über das Ansinnen
des Generalanwalts geschwiegen, den Gefährten Gelegenheit
gegeben, sich dazu zu äußern. Für ihn stellte sich der
Sachverhalt ziemlich klar dar. Die Drohung in Kulers Worten
war deutlich. Dieser Generalanwalt zählte mit Sicherheit zur
weltumspannenden Mafia oder war ihr zumindest hörig.
Dagegen anzutreten, fehlten Kraft und Unterstützung,
insbesondere aber mittlerweile der Wille. Bestand bislang
Hoffnung, die Anfeindungen und militanten Akte gegen die
Vereinigung seien spontane Aktionen einzelner Gruppen, so
war nunmehr klar, dass Machtballungen dahinter standen, die
ihre Ziele durchzusetzen im Stande waren, wenn auch Milan
die Art dieser Ziele verborgen blieb. Sie konnten mannigfaltig
sein: zum Beispiel aus kommerziellen Gründen die kleinen
Quietscher ausschalten, um selber die Methode in großem Stil
zu vermarkten. Oder der Klerus fürchtete um seine ohnedies
schwindende Macht, oder… Gruppierungen also, die sich der
Unterstützung der im Allgemeinen korrupten
Sektorenverwaltungen sicher sein konnten. Und dagegen sollte
man aufstehen?
    „Deine Meinung, Milan?“, fragte Anna.
„Wir berufen eine Vertreterversammlung ein und stimmen
ab. Schließlich muss entschieden werden, was im Sektor mit
den Schläfern geschehen soll. Ich selber bin noch
unentschlossen.“
Nach weiterem, im Ganzen ergebnislosem Diskutieren
stimmte der Vorstand Milans Vorschlag zu. Sie versandten
umgehend den Aufruf an die Sektorengruppen, in vierzehn
Tagen kompetente Vertreter zu einer äußerst wichtigen
Beratung in Konferenz zu schalten.
Wäre da nicht die Verantwortung gewesen, Milan hätte
bereits in der Zusammenkunft des Vorstands seinen
persönlichen Entscheidungsvorschlag abgegeben: Auflösung
der Vereinigung. Niemand sollte in Bedrängnis gebracht,
keiner einer Gefahr ausgesetzt werden. Zu nachhaltig wirkte
der mysteriöse Tauchunfall Mikes und das anschließende
läppische Verhalten der Polizei. Schließlich gab es eine Reihe
von Drohnachrichten an einzelne Mitglieder, die insbesondere
nach dieser Unterredung mit Kuler durchaus sehr ernst zu
nehmen waren. Aber er befürchtete, dass seine persönliche
Entscheidung die Meinungsbildung der anderen
möglicherweise stark beeinflusst hätte. Deshalb sein
Vorschlag, eine Vertreterversammlung einzuberufen. Bis dahin
blieb auch noch Zeit, in die Daten zu schauen, um vielleicht
doch noch die eine oder andere

Weitere Kostenlose Bücher