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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dass sie
kaum merklich auf dem linken Bein hinkte.
    „Es geht um Emzwei, den Milan Nowatschek. Er arbeitet zur
Zeit, wie ich gerade hörte, auf Stützpunkt acht. Du kennst
ihn?“
    Der Hauch einer Überraschung umhüllte sekundenlang
Cathleens Gesicht. „Ich kenne zwar nicht alle unserer
zweiundfünfzig Mitarbeiter hier, aber den schon.“
    Die Creff geriet in Eifer, sodass Mannas’ schmale Augen sich
leicht erstaunt vergrößerten. „So ein Schlanker mit Hakennase,
aber – sympathisch. Ich glaube, er ist gut ausgebildet. Er macht
sich ausgezeichnet im Tarnungsgeschäft. Zu tun hatte ich mit
ihm bei…“
    Mannas unterbrach die Creff mit einer heftigen
Handbewegung. „Ich möchte, dass du dich um die zwei Milan
Nowatscheks kümmerst und dass sich diese Angelegenheit
ausschließlich zwischen mir und dir abspielt.“
    „Er ist also einer von den Doppelten“, bemerkte Cathleen
nachdenklich.
„Ja – und es ist höchste Zeit, dass er sich amortisiert.“
„Ich sagte, er arbeitet gut.“
„Die jetzige Tätigkeit ist nicht seine Zweckbestimmung. Für
Tarnarbeit hätten wir ihn nicht heranpäppeln müssen.“
Mannas’ Entgegnung klang eine Spur unwillig. „Emeins ist
endlich von der Bildfläche verschwunden, als wir schon ans
Nachhelfen dachten. Er hat sich als Sektionsvorsitzender dieser
Zweitlebensvereinigung selber aus dem Verkehr gezogen; ganz
geschickt der Mann. So entgeht er dem Druck, dem diese
Leute jetzt ausgesetzt sind. Er hat sich für fünfzig Jahre
schlafen gelegt, nur – wir wissen noch nicht, wo. Aus der
Datenbank hat er sich, weiß der Teufel wie, entfernen lassen.
Deine erste Aufgabe also, herauszufinden, wo er pennt. Er
muss selbstverständlich unter Kontrolle bleiben.“
Cathleen nickte, drückte einige Tasten auf ihrem Merker.
„Keine Unterlagen produzieren“, mahnte Mannas streng.
„Auch die Akteure werden nur in das Nötigste eingeweiht!“
„Lediglich persönliche Gedächtnisstützen, mit denen keiner
etwas anfangen kann…“
„Okay – also: Wenn seine Schlafstatt gefunden ist, sollte er in
unseren Stützpunkt nach Bacherode übergeführt werden, dort
wird neben unserem
– Dopplerlabor eine automatische
Schlafstation eingerichtet. Einer der unseren macht das,
eingeschleust in die Vereinigung, aber das sollte dich nicht
weiter interessieren. Wichtig ist nur, dass dorthin auch noch
ein paar andere – Normale sozusagen – verbracht werden. Die
haben mit uns nichts zu tun, aber unser Mann muss den Schein
zu wahren.“
„Verstehe.“
„Das Wichtigere aber ist der Einsatz von Emzwei. Wir
benötigen dringend insbesondere technische Informationen
über das HAARP-Projekt, dessen Ausbau vor zwei Jahren
wieder aufgenommen wurde, nachdem es beinahe zwei
Jahrhunderte geächtet war. An drei Stellen der Erde wird daran
gearbeitet, am weitesten ist das Internationale Konsortium, das
die Anlage auf der kroatischen Insel Unije errichtet, wohl zu
Ehren des Nikola Tesla, eines Kroaten…“, Mannas’ Tonfall
wurde eine Spur ironisch, „der bereits Ende des neunzehnten
Jahrhunderts Ideen zu HAARP entwickelte und in die Tat
umsetzen wollte. Dann haben die Amerikaner eine respektable
Anlage für militärische Zwecke etwa ums Jahr zweitausend
herum bauen wollen. Dieses Vorhaben wurde von
Umweltfreaks zu Fall gebracht. Jetzt kommt das Comeback,
und da möchten wir dabei sein. Mit mehr Einzelheiten über
diese Sache solltest du dich nicht belasten.“
„Und was bedeutet das für uns?“
Mannas blickte etwas pikiert, als stehe seiner Mitarbeiterin
eine solche Frage nicht zu. Es genügte wohl, dass er aus seiner
Sicht das Projekt mehr als umfänglich erläutert hatte und es für
wichtig hielt, sich damit zu befassen. Aber er bequemte sich in
einem leicht unwilligen Tonfall zu einer Antwort: „Man soll
damit die Erde durchleuchten können – nach Bodenschätzen
zum Beispiel… oder vielleicht Erdbeben auslösen,
beobachten… Es sollte bei den Amerikanern seinerzeit eine
global wirkende Waffe werden. Ein Machtinstrument ist es
allemal.“
„Verstehe“, sagte Cathleen Creff mit ungerührter Miene.
„Emzwei wird sich als Physiker bewerben und als solcher
eingestellt werden.“
„Sie werden streng prüfen.“ Es schien, als hätte die Frau
Vorbehalte gegen Mannas’ Plan.
„Oh, ganz bestimmt. – Aber, meine Liebe, wir haben Einfluss
– maßgeblichen – auf das dortige Personalmanagement.“
„Und Emzwei ist kein Physiker!“
Jetzt lächelte Paolo Mannas überlegen. „Er

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