Der erste Versuch
eines mit
einem uralten Verbrennungsmotor fand, den er nach dem
Putzen einiger Teile, gutem Zureden und Geduld tatsächlich
zum Laufen brachte.
Sie füllten einen großen Kanister mit Treibstoff, den sie in
weiteren Tanks vorfanden, und steuerten nach Alinas
Kursweisung aufs Meer hinaus gegen Süden.
Die Fahrt an der zerklüfteten Küste und den bewaldeten
Hügeln Istriens entlang bereitete Spaß, zumal die See fast
spiegelglatt und das Wetter äußerst freundlich waren. Vom
Land grüßten Dörfer mit weißen Häusern, roten Dächern und
spitzen Kirchtürmen herüber, eine Idylle, wenn die fünf
Reisenden es nicht besser gewusst hätten.
Sie umschifften die Südspitze der Halbinsel, und nach drei
Stunden flotter Fahrt – Kevin drückte im Stillen die Daumen,
dass die Maschine es durchhalte – kam Unije in Sicht.
Und plötzlich stellten sich in Alinas Erinnerung die Bilder
ein, wie wenn es am Vortag gewesen wäre, als sie sich zum
ersten Mal der Insel genähert hatte. Und natürlich dachte sie an
die gemeinsamen Stunden, die sie mit – dem falschen? – Milan
Nowatschek verbracht hatte und die sie nicht bereute. Sie
blickte auf Connan und Emily, und sie glaubte in diesem
Augenblick zu empfinden, was Glück bedeutet.
„Was ist das?“, rief Sophie, und sie zeigte auf eine weit in
den Himmel reichende Dampfsäule, die aus der Insel
emporstieg und ständig von unten neue Nahrung erhielt.
Sophie blickte auf Alina, doch diese hob die Schultern.
„Vielleicht klärt es sich.“
Sie legten doch sehr gespannt im Hafen an und stiegen empor
zum Platz vor der Zentrale.
Bis dahin waren sie auf keinen menschlichen Überrest
gestoßen, aber nun blieben sie erschrocken stehen: Zuhauf
lagen Skelette auf der großen Terrasse, quollen förmlich aus
dem offenen Eingang eines großen Containers hervor, türmten
sich dort übereinander, bedeckt zum Teil von Fetzen guter
Stoffe. An vielen Unterarmknochen und Handgelenken hingen
kostbare Bänder und Uhren, an den Halswirbeln Ketten aus
Metallen und Perlen.
Alina wandte sich besorgt zu Emily, aber diese hatte ein
Stück entfernt eine fuchsige Katze entdeckt, die sich mit vier
drolligen Jungen auf den warmen Steinen sonnte. Dorthin zog
es das Mädchen, und sie sah belustigt den tolpatschigen
Spielen der Kätzchen zu.
„Ein Fest“, sagte Sophie.
„Das Fest“, bestätigte Connan, „zum Empfang des
Sensenmannes.“ Er deutete auf ein durch die Witterung
verschlissenes Pult mit einem verblichenen großen roten
Knopf darauf. „Von dort“ setzte er bitter hinzu, „wurde er
gerufen.“
„Und von hier wurde gesteuert.“ Alina wies auf die Zentrale,
und sie gingen hinein.
Von der Vielzahl der Monitoren flimmerte noch ein halbes
Dutzend.
„Gute Arbeit“, sagte Kevin.
„Am Ende funktioniert der ganze Laden noch und produziert
weiter diese Miststrahlung“, rief Sophie besorgt.
„Keine Angst“, beruhigte Kevin und zeigte auf große
Messskalen, deren Marker im Gegensatz zu anderen alle auf
null standen. „Zu wenig Energie. Ha!“, setzte er hinzu und
deutete auf ein Gewirr von Drähten und Geräten, das er hinter
einer spanischen Wand entdeckt hatte. „Die sind zur
Einweihung mit der Automatisierung nicht fertig geworden
und mussten wahrscheinlich noch einiges von Hand steuern.
Vielleicht unser Glück.“
„Die Wolke…?“, erinnerte Sophie.
Sie wanderten flott durch den Buschwald.
„Ein Wahnsinn“, rief Connan angesichts des riesigen
Antennenfeldes, das sie passierten. „Gegen solches muss sich
die alte Erde ja zur Wehr setzen!“
„Hier stehen die Generatoren“, Alina wies auf den Eingang
zu den so genannten Katakomben.
„Ich sag ja, ein Glück, dass sie nicht ganz fertig geworden
sind. Vollautomatisiert hätten sie sich den Treibstoff selber
genommen und liefen vielleicht heute noch.“
„Na, na“, dämpfte Connan, „schließlich sind die Zentraltanks
auch einmal leer.“
„Dort um die Felsnase herum befinden sich die Brennzellen“,
erklärte Alina.
„Da steht der Dampf“, widersprach Kevin.
Als sie näher kamen, sahen und hörten sie es: Vor ihnen
brodelte in einem riesigen Felskessel wallend kochendes
Wasser und spie aus gewaltigen Blasen den Dampf empor.
Ringsum hatte der Fels eine dicke Salzkruste angesetzt, aus der
bizarr angeschmolzene Blechteile ehemaliger
Brennzellencontainer ragten. Rechts von ihrem Standpunkt
quoll aus einem schmalen Kanal Wasser in den Kessel.
„Meine Güte“, rief Alina, „der Energiestrahl! Er wird von der
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