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Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg

Titel: Der erste Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Berghahn
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moderne Technologie – voran das Maschinengewehr (MG) und den Flammenwerfer – und die Massenmobilisierung überholt war.
    Gerade an der Anwendung dieser beiden Waffen lässt sichzeigen, wie stark der Verteidiger durch deren Erfindung militärisch begünstigt wurde. Hielt der französische General Ferdinand Foch das MG vor 1914 noch für eine ideale Angriffswaffe, lehrte die Erfahrung an der Westfront schnell das Gegenteil. Mit einigen MGs ließ sich so gut wie jeder Sturmangriff des Feindes abwehren.
    Ein weiteres Beispiel: Obwohl der deutsche Angriff auf Belgien 1914 auf eine schnelle Kapitulation des kleinen Königreichs angelegt war und durch große Brutalitiät beschleunigt werden sollte, konnten sich die Angegriffenen schon bei Lüttich erfolgreicher als von Moltke angenommen verteidigen. Derweil blieb der nach Plan 17 durch Lothringen vorgetragene Gegenangriff auf das Elsass mit dem Ziel, Südwestdeutschland zu bedrohen, vollends stecken. Die französischen Truppen wurden nach massiven Verlusten von General Joseph Joffre am 25. August 1914 zurückgenommen. Die Truppen wurden Hals über Kopf zur Verteidigung von Paris eingesetzt, als die Deutschen Ende August von Norden her auf die Hauptstadt vorzudringen begannen.
    Dort erfüllten diese Truppen in den folgenden Wochen dann einen für Moltkes Strategie fatalen Zweck. Am 29. August begann die erste Schlacht bei Guise östlich von St. Quentin. Vier Tage später erreichen deutsche Truppen die Marne, und die französische Regierung verlässt Paris, um in Bordeaux Quartier zu beziehen. Die Marne-Schlacht wurde am 4. September eröffnet. Doch dann geschah (aus französischer Sicht) das «Wunder an der Marne»: Nachdem Moltke bereits Truppen an die Ostfront hatte schicken müssen, wo die Russen schneller als erwartet gefechtsbereit waren und deutsches und österreichungarisches Gebiet bedrohten, schien ihm die Ansammlung französischer Streitkräfte nördlich von Paris so groß zu sein, dass er den überdehnten Vormarsch mit den durch den starken belgischen Widerstand erschöpften deutschen Truppen stoppte und die Armee in ein günstigeres Terrain an der Aisne zurücknahm.
    Mit diesem Entschluss war der deutsche Blitzkrieg im Westen gescheitert. Zwar konnte der französische Gegenangriff an derAisne abgewehrt werden, und auch der alliierte Versuch, die deutschen Stellungen weiter nördlich von Westen her zu umgehen, scheiterte. Am 18. Oktober unternahmen die Deutschen einen letzten Vorstoß gegen die British Expeditionary Force im Norden bei Ypern, der ebenfalls keinen Durchbruch brachte. Auf deutscher Seite fielen Tausende von Studenten-Freiwilligen. Die Gesamtzahl der Toten und Verletzten belief sich in den ersten zwei Monaten auf beiden Seiten auf 3,5 Millionen. Hernach begann ein Stellungskrieg, der zwar immer noch auf eine Vernichtung des Gegners ausgerichtet war, aber mit einem Sieg allenfalls noch durch eine totale Erschöpfung des Gegners rechnete.
    Diese Ermattungsstrategie barg jedoch die Gefahr der Selbsterschöpfung in sich, sofern sich der Kampf über Jahre hinweg fortsetzte. Aus diesem Dilemma erklärt sich, warum die Führer aller Armeen im Westen immer wieder durch Großangriffe in verschiedenen Frontabschnitten versuchten, doch noch einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen. Mit ihrer Hilfe sollte der Feind dann ganz zurückgerollt und zur Kapitulation gezwungen werden.
    Die Schlacht an der Somme im Sommer 1916 ist das vielleicht eindrücklichste Beispiel für diese Art der Kriegführung, auf die wir weiter unten aus der Perspektive des einfachen Soldaten zurückkommen werden. Hier gilt es das eiskalte Kalkül zu betonen, mit dem ein Brite, General Sir Douglas Haig, bereit war, Hunderttausende in den Tod zu schicken. Diese Schlacht dokumentierte einen Starrsinn und eine Erbarmungslosigkeit, die bei den Heerführern aller Nationen zu beobachten war. Auch als Haig die verlustreiche Schlacht bei Loos befahl, bewies er eine stählerne Härte. Gewiss waren die Nerven aller während einer Schlacht aufs Äußerste angespannt, und einige von ihnen, wie z.B. Moltke und später Erich Ludendorff, erlitten zeitweilig Nervenzusammenbrüche.
    Doch erwies sich ein übergroßes Selbstvertrauen oft als ihre größte Schwäche, und soweit bekannt, hatten sie nachher bei der Erinnerung an das von ihnen mitverantwortete Massensterben keine schlaflosen Nächte und lasteten das Versagenlieber anderen an. Folglich unterdrückten sie auch rigoros die wiederholt

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