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Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg

Titel: Der erste Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Berghahn
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Schlachtschiff das russische Odessa, woraufhin Petrograd (das alte St. Petersburg, bei Kriegsbeginn umbenannt) der Türkei den Krieg erklärte und dieses wiederum kurz darauf einen Jihad gegen Frankreich und Großbritannien verkündete.
    Bulgarien verhandelte lange mit den beiden verfeindeten Bündnisblöcken, ehe das Land sich im Oktober 1915 dem Zweibund anschloss und dann bis zum Ende des Jahres mithalf, Serbien ganz zu erobern. In ihren Verhandlungen mit Rumänien machten die Alliierten eine Reihe von territorialen Versprechungen, die nach vielem Hin und Her im August 1915 schließlich in einem Geheimvertrag mit London, Paris und Petrograd endeten. Kurz darauf übersandten die Rumänen der Habsburger Monarchie ihre Kriegserklärung, auf die die Deutschen, Bulgaren und Türken ihrerseits mit der Eröffnung von Feindseligkeiten antworteten. Im Dezember 1915 eroberten sie Bukarest.
    Die größte Sensation des Jahres 1915 war indessen das Verhalten Italiens. Seit 1882 dem Zweibund in einer Allianz verbunden, erklärte Rom am 3. August 1914 die Neutralität des Landes. Berlin und Wien waren düpiert. Seitdem bemühten sich beide Seiten, die Italiener durch territoriale Zugeständnisse zu gewinnen. Berlin kam es in erster Linie darauf an, Italien neutral zu halten. Die Alliierten hofften derweil auf Rom als Bündnispartner. Diese Hoffnung erfüllte sich im April 1915, als Italien einen Geheimpakt unterzeichnete, in dem seine territorialen Forderungen großzügig erfüllt wurden. Vier Wochen später erklärte Rom den Habsburgern den Krieg.
    Das größte Objekt der Diplomatie, dessen Gewinn durchdie Alliierten schließlich kriegsentscheidend wurde, stellten freilich die Vereinigten Staaten dar. Obwohl die deutschsprachigen Amerikaner zahlenmäßig die größte Einwanderungsgruppe waren und viele kulturelle Verbindungen bestanden, erklärte U.S.-Präsident Woodrow Wilson im August 1914, dass das Land neutral bleiben werde. Seitdem bemühten sich die Engländer, Washington ins alliierte Lager zu ziehen, während die deutsche Diplomatie weiterhin auf die Neutralität baute. Das war angesichts der deutschen Seekriegführung nicht einfach.
    Schon im Frühjahr 1915 kam es zu erheblichen Spannungen, nachdem die «Lusitania», ein britischer Dampfer, am 7. Mai von einem deutschen U-Boot versenkt worden war. Dabei kamen von den fast 1200 Passagieren auch 124 Amerikaner ums Leben. Amerikanische Proteste, die Deutschen müssten das Völkerrecht beachten, wurden von Bethmann erst ernst genommen, nachdem im März und Mai 1916 bei Versenkungen weitere amerikanische Zivilisten ertrunken waren. Als Wilson mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen drohte, schraubte die Reichsleitung den U-Boot-Krieg auf das völkerrechtlich Zulässige zurück. Bei diesem Rückzug scheint zumindest Bethmann daran gedacht zu haben, die Amerikaner als Friedensvermittler einzusetzen. Das war eine Rolle, in der sich Wilson wiederholt auch selbst sah.
    So jedenfalls ist zu erklären, dass der deutsche Reichskanzler am 3. Januar 1917 ein geheimes Vermittlungsangebot der Amerikaner annahm. Drei Wochen später signalisierten die Engländer Wilson ihre Gesprächsbereitschaft. Dieser Initiative, die auch ein Zeichen wachsender Kriegsmüdigkeit war, folgte im Frühjahr ein geheimes Verhandlungsangebot Wiens an Großbritannien. Doch alle diese Friedensfühler wurden durch die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges seitens der Kaiserlichen Marine zunichte gemacht, auf den die Verfechter einer harten Seekriegführung gegen England seit dem Sommer 1916 drängten. Als er am 1. Februar 1917 begann, brach Washington noch im gleichen Monat die diplomatischen Beziehungen zu Berlin ab. Ein entscheidender Schritt für denamerikanischen Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten war getan.
    Die Durchsetzung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges spiegelte zum einen die Totalisierung des Krieges auf den Ozeanen der Welt. Schon lange vor 1914 hatte sich auch in den Kriegsmarinen der europäischen Großmächte der Gedanke einer schnellen Vernichtungsschlacht durchgesetzt, in der Flotten von großen Schlachtschiffen auf Gedeih und Verderb mit einem Sieg das Mächtegleichgewicht zur See gewissermaßen an einem Nachmittag dramatisch verschieben würden. Allerdings kam es wegen der bleibenden Unterlegenheit der Flotten der Zentralmächte im Ersten Weltkrieg nur einmal ansatzweise zu einer derartigen Schlacht, als die Kaiserliche Marine am 31. Mai 1916 im

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