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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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vorhergehenden Fall: Die Polizei hat bereits die Namen dreier Verdächtiger bekanntgegeben und erklärt, daß der Anschlag nicht nur ernst genommen werden muß, sondern als Teil des Zerstörungsprogramms anzusehen ist, das Larrys Überfallkommando plant.“
    Die Nennung ihres Namens ernüchterte sie, und von nun an sprach man leiser. Wir kauften uns ein Essen zum Mitnehmen, kehrten in den U-Bahn-Tunnel zurück, hauten uns die Bäuche voll und schliefen in den nächsten Tag hinein. Als wir wach wurden, traute sich niemand hinauszugehen, und wir hatten sogar Angst, die Nachrichten einzuschalten. Das Mädchen Nicholi faßte sich schließlich ein Herz, und dreidimensionale Abbildungen wuchsen vor ihr aus dem Boden, die wie echt aussahen. Nicholi tastete sich an ihnen vorbei zur Seite. Die Abbildungen waren überlebensgroß; es waren Riesen, aber sie kamen uns bekannt vor. „Die beiden meistgesuchten Verdächtigen der Vereinigten Staaten sind noch sehr jung“, sagte die Stimme des Sprechers. Die Einstellung wurde schärfer, und die Bande sah, daß es sich bei den beiden Riesen um den strohblonden Larry und einen fetten, kräftigen Burschen handelte, der sich nach vorn beugte, da er offenbar den Probelauf irgendeines Motors beobachten wollte. Als er damit fertig war, machte er mit seinen Fingern das V-Zeichen und sah auf. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem runden Gesicht. Die Kamera blendete „410 Sekunden“ über seinem Kopf ein. Ich hatte ja schon früher Bilder von mir gesehen, aber bei meinem eigenen Anblick bin ich immer wieder überrascht. Und der fette Bursche, den sie da zeigten, bin ich ja nicht mehr.
    „Das bist du, George“, sagte Perry aufgeregt. „Das bist du! Du bist im Fernsehen!“
    „Die Montage hab ich ziemlich schnell begriffen“, sagte ich. „Aber weil ich bei der Prüfung die Schaltpläne nicht lesen konnte, kam ich nicht weiter.“ Das war nun zwei Jahre her. Einen Lehrabschluß hatte ich nicht gemacht.
    „Wann warst du denn so dick?“ fragte Nicholi. „Du bist es doch jetzt nicht mehr.“
    Die Aufzeichnung, die sie von Larry hatten, zeigte ihn, wie er ausdruckslos dastand und einen Preis entgegennahm. An den Bildrändern sah man die verschwommenen Gestalten seiner Klassenkameraden. Larry nahm die eingerollte Urkunde an sich und nickte. Er war kleiner als die ihn flankierenden anderen Schüler. Er hatte ein schmales Gesicht, große Ohren und einen abstehenden Blondschopf.
    „Dein genaues Ebenbild, Larry“, sagte Weeny. „Wenn du auf die Straße gehst, schnappen sie dich sofort. Ich schätze, ich sollte besser die Bande führen, wenn wir ein neues Ding drehen.“
    Die Stimme des Sprechers sagte: „Die Namen der Gesuchten lauten George Sanford, Alter zwanzig Jahre, und Larry Rubaschow, Alter fünfzehn Jahre. Larry Rubaschow wird außerdem dringend im Zusammenhang mit der Zerstörung der Brooklyn- und New-Jersey-Unterseekuppeln gesucht, zweier kleiner Unterwasser-Vorstädte, die auf dem kontinentalen Schelf der Vereinigten Staaten von Amerika erbaut wurden und dem Hafen von New York seitlich vorgelagert waren.“ Das Fernsehbild zeigte nun Luftaufnahmen der Küstenwachen-Rettungsboote, die die auf dem Wasser treibenden Trümmer umkreisten. Dann kam eine Nahaufnahme: Jemand wurde aus dem Wasser in ein Boot gezogen. „Es waren Tausende von Opfern zu beklagen“, fuhr der Sprecher fort.
    „In einer an alle Kommunen, Dörfer und selbständigen Gemeinwesen des Distrikts New York verschickten Nachricht gab Larry Rubaschow an, für diese Katastrophen verantwortlich zu sein, und bot all jenen Kommunen seine Unterstützung an, die Angriffs- oder Verteidigungspläne für den Fall eines interkommunalen Bürgerkriegs haben wollten. Er verlangte einen hohen Preis für seinen Rat und bezeichnete die vorhergehenden Katastrophen als Beispiele.“
    Der Bildschirm fing jetzt an, in schneller Folge verschiedene Bilder von Larry und mir zu zeigen, die man zu verschiedenen Zeiten unseres Lebens bei unterschiedlichen Tätigkeiten aufgenommen hatte.
    „Jetzt stecke ich drin“, sagte ich. Die Bilder, die mich zeigten, füllten den Raum. „Jeder, der mich kennt … In der ganzen Stadt werden sie einander jetzt zunicken. Alle werden sie mich für einen Mörder halten.“
    Nicholi drehte eine Wählscheibe, und der Ton verstummte. „Ich habe Angst“, sagte sie mit leiser und furchtsamer Stimme. „Ich steige aus der Bande aus.“ Sie betätigte eine andere Scheibe, und die dreidimensionalen Bilder in

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