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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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auch wenn Geschichte sie nicht sonderlich interessiert. Es geht doch viel mehr vor sich als nur Geschichte. Und das war immer so. Es gibt noch eine Menge anderes.“ Mit einer kreisenden Handbewegung deutete ich auf die Halteplattform, die vorbeirumpelnden Sessel und die beschäftigten, schlafenden oder zurechtgemachten Leute, die unter den Deckenleuchten und den sich bewegenden 3-D-Reklamen dahinfuhren.
    Wir waren ausgestiegen und standen auf der Plattform. Die anderen umringten mich, um meinen Argumenten zuzuhören. Einen Moment lang herrschte verwunderte Stille.
    „Muß ich mir diesen Scheiß anhören?“ beschwerte sich Weeny, ein großes, pickelgesichtiges Bandenmitglied. Auch die anderen rührten sich ungeduldig.
    „Das ist das Honorar für Georges Arbeit“, sagte Larry. „Fünf Tage nutzbringenden ESP-Einsatz gegen fünf Tage Geschichtsunterricht und Philosophie.“
    „Das ist es gar nicht wert“, sagte Weeny finster und fummelte an der schweren, silbernen Eisenkette herum, die sich um seine Hüften schlang. Mit dieser Kette kämpfte er. Und jetzt war er sauer auf mich.
    „Was es wert ist, entscheide ich“, erwiderte Larry. „Und wenn ich ,Springt!’ sage, dann springt ihr.“ Er geleitete uns zum richtigen Ausgang, aber am oberen Ende der Rolltreppe blieb er auf dem Bürgersteig stehen und legte das Gesicht in sorgenvolle Falten. Wir bildeten einen Kreis um ihn.
    „Was ist denn Sache, Gehirn?“
    „Sind wir zu früh ausgestiegen?“
    Der blonde Junge schüttelte den Kopf. „Nein. Mir ist bloß nicht klar, was George eben gemeint hat. George, kannst du’s noch mal versuchen? Vielleicht bin ich der Blödere.“
    „Was ich meine ist das“, sagte ich, während die anderen mich angafften. „Du kommst mir vor wie jemand, der den Leuten ewig auf die Fingernägel starrt, und da sie – ich meine die Gesellschaft – nun mal schmutzige Fingernägel hat, der Meinung ist, man sollte ihnen eine Kugel durch den Kopf jagen. Aber die Leute bestehen ja schließlich nicht nur aus ihren Fingernägeln, sondern aus viel mehr.“
    „Oh“, sagte Larry, aber er sah mich noch mit gerunzelter Stirn an.
    „Ihr beiden habt sie ja nicht alle“, schnaubte Weeny. „Ich sollte euch eine Kugel durch den Kopf jagen und die Bande selber anfuhren.“
    „Wenn wir wieder im Tunnel sind, sprechen wir weiter darüber, George.“ Larry nickte mir zu und wandte sich den anderen zu.
    „Du bist doch einer von der schlauen Truppe, Weeny. Du solltest vor dem Reden das Gehirn einschalten. Solltest du je versuchen, meine Bande zu übernehmen, wirst du es nicht überleben.“ Larry stieß ein häßliches Gelächter aus und führte uns dann weiter. Die Bande folgte ihm.
    Als er auf dem Fenstersims hockte und das Gewicht des Fensters nicht mehr auf der Alarmfeder lastete, drückte er sein Gewicht dagegen. Jack schob das Fenster langsam nach oben und suchte nach weiteren Federn.
    Mit einem Seufzer schob Larry ein Bein hinein, um das Gleichgewicht zu halten. „Okay. Weeny und Jack, rein mit euch. Paßt auf, stoßt nicht gegen meinen Arm, sonst kriegen wir alle ’ne Gehirnwäsche.“
    Weeny, der knochige Typ, den man leicht in Rage bringen konnte, setzte einen Fuß in meine gefalteten Hände, kletterte auf meine Schulter, wurde von Larry auf den Sims gezogen und war drin. Alles, was von ihm zurückblieb, war eine Spur seines schlechten Körpergeruchs.
    „Streck’ deine Fühler aus, George“, sagte Larrys hohe Stimme. „Spürst du, ob irgendwas auf uns zukommt?“
    „Es kommt niemand.“
    „Okay. Komm1 rauf. Brauchst du eine Hand?“
    „Nein.“ Ich sprang hoch, packte den Simsrand, zog mich hinauf und war drin. Larry kniete immer noch auf dem Fenstersims und blockierte die Feder.
    Dann beugte er sich hinaus und sprach mit Nicholi, einem weiblichen Mitglied der Bande, und Perry, einem Neuzugang und Mitläufer.
    „Perry und Nicholi, ihr bleibt draußen und steht Schmiere. Legt euch ins Gras und behaltet die Straße im Auge. Tut so, als würdet ihr’s miteinander treiben. Wenn jemand vorbeikommt, haltet ihn auf und haut dann ab. George wird eure Vibrationen auffangen, wenn euch der Kragen zu eng wird. Ihr braucht uns also kein Zeichen zu geben.“
    „Wie realistisch soll unsere Vorstellung denn sein, wenn wir so tun, als würden wir’s miteinander treiben?“ fragte Perry und versuchte lüstern zu blicken.
    „Seid so realistisch, wie es euch gefällt, aber denkt daran, die Augen offenzuhalten. Auf jeden Fall solltet ihr den

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