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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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da und starrte an die Decke, während sie sich meine Beine vornahm.
    „Wofür ist das denn?“ fragte sie erneut. „Kann ich es abmachen?“
    Ich legte mich auf meinen Ellbogen und schaute hin. Ein Vierteldollar war an meine Hüfte geklebt. Ich grinste. „Klar, Mausi, mach’ ihn ab.“
    „Wofür ist das denn?“
    Ich erinnerte mich an den Guru, der mir erzählt hatte, ich würde einen Vierteldollar brauchen, um mein Leben zu retten. In einem vagen Aufflackern meiner wirren Erinnerungen fiel mir ein, daß ich eine scheußliche Woche in einem Käfig verbracht und manchmal hatte sterben wollen. Die Münze hätte mir das alles ersparen können.
    „Jemand hat sie mir gegeben, damit ich nicht in Schwierigkeiten komme. Ein Guru. Ich glaube, er kann in die Zukunft sehen. Er sagte, die Münze würde mir das Leben retten.“
    Die hübsche Schwesternhelferin packte das Pflaster, riß es ab und befreite mich von der Geldmünze und einigen Beinhaaren. Sie seifte mich mit ihrem Schwamm ein, wusch mir etwas getrocknetes Blut ab und säuberte und desinfizierte mich. „Das ist aber interessant. Hat es auch funktioniert?“
    Ich lehnte mich in meinem Krankenhausbett zurück und sah an die Decke. Ich lachte nicht. „Nein. Ich bin tot.“ Dann lachte ich doch. „Als er mir die Münze gab, sagte er, ich solle vergessen, daß ich sie habe!“
     
    Ein Telefonanruf, der das Krankenhaus erreichte, wurde aufgezeichnet und an die Rettungsbrigade weitergegeben. Auf dem Band war eine Stimme zu hören, die durch ein Tuch sprach, damit sie gedämpfter klang. Des weiteren hatte sich der Anrufer eine Folie vor den Mund gehalten, um nicht erkannt zu werden. Offenbar fürchtete er sich vor den Stimmendetektoren, die die Polizei in die Vermittlungen eingebaut hatte. Die Stimme sagte: „Im Van Cortlandt-Park, am Fuß der östlichen Klippe, zwischen den Treppenstufen und dem Gehweg, können Sie einen Gesuchten finden. Er ist ohne Bewußtsein. Wenn Sie zu spät kommen, wird er sterben. “
    Obwohl die Stimme sehr gedämpft war, konnte sie anhand ihrer jugendlichen Tonlage und der intelligenten Wortwahl als die Larry Rubaschows identifiziert werden. Die Rettungsbrigade rief Ahmed an, weckte ihn auf, und er hörte sich die Tonbandaufzeichnungen an. Anschließend erklang die Stimme eines Polizisten, der Ahmed informierte, daß ein Polizeihubschrauber das erwähnte Gebiet mit einem Infrascanner abgesucht, nach menschlicher Körpertemperatur Ausschau gehalten und nichts als größere Kaninchen aufgespürt habe. Daraufhin sei er zurückgekehrt. Man war zu dem Ergebnis gekommen, daß der Anruf Larrys nur einer seiner Tricks sein könne.
    Ahmed hängte ein und dachte nach. Larry hatte Vergnügen daran gehabt, sich mit George zu unterhalten. Er würde wollen, daß George weiterlebte. Ein Barbiturat-Koma war eine harte Sache. Wenn George sich der Bande entgegengestellt hatte, hatten sie ihn vielleicht mit einem Schlafmittel außer Gefecht gesetzt.
    Ahmed stieg mit einem Polizeihubschrauber auf und suchte sich – immer noch halb im Schlaf – einen Weg in jene finsteren Zonen, die eine Fackel nicht zu durchdringen vermochte. Er schlug sich blindlings durch ein bis zu seinen Schultern reichendes, verfilztes Dickicht aus umgestürzten Bäumen und wuchernden Schlingpflanzen. Von der sich über ihm auftürmenden Klippe fielen Erdbröckchen auf ihn herab und beschmutzten sein Haar. Irgend etwas war da gefallen.
    Er bückte sich, um einen langen, ebenmäßigen Gegenstand zu untersuchen, schlug mit dem Gesicht gegen einen Ast, ertastete mit den Händen einen glatten Stamm, ließ den Strahl seiner Taschenlampe auf ein Gewirr von Zweigen fallen, und als er die Hand danach ausstreckte, fing sein Armbandsender an zu summen.
    Es bereitete Ahmed einige Schwierigkeiten, die Hand ans Ohr zu pressen, ohne daß ihm die Zweige ins Gesicht schlugen.
    „Ahmed Kosvakatats“, murmelte er als Antwort auf den Anruf.
    „Bericht von der Hospitalleitung“, sagte eine gutgelaunte, aber unpersönliche Stimme. „Der Computer für Fragen der allgemeinen Statistik hing zwei Stunden an einer Doppelidentität fest. Er spuckte zwei Namen und zwei Lebensläufe eines DOA aus, der in einem Rettungseinsatz zum Generalhospital an der 165. Straße gebracht wurde. Beide haben George Sanfords Fingerabdrücke. Keinen Puls. Er ist in der Wiederbelebung.“
    Ein paar panische Minuten später brachte Ahmed den Polizeihubschrauber dazu, auf der Plattform des Hospitaldaches eine harte Landung zu

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