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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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redet nicht, schaltet eine Maschine ein und sieht sich imaginäre Menschen an. Werde Mitglied in der Anachron-Kommune – lebe in einer imaginären Welt! Irre!“
    „Aber so sieht die Zivilisation nun mal aus“, sagte Ahmed. „Ich muß sie doch nicht etwa bekämpfen, oder? Niemand da, der gerettet werden muß?“
    „Niemand“, murmelte ich. „Alle.“
    „Er hat doch wohl nicht gesagt, daß die Technokraten-Partei einen Spezialplan hat, um uns Untermenschen noch alle in dieser Woche auszulöschen, oder?“
    „Nein.“
    „Dann gibt es auch keine gewaltsame, ungesetzliche Verschwörung, die seinen gewaltsamen Sabotageakt rechtfertigen würde. Wenn die Autisten uns dadurch hinters Licht führen, indem sie uns faul gemacht haben, sind wir selbst daran schuld, wenn wir uns wie Einfaltspinsel vorkommen.“
    Sein Tonfall wurde schärfer. „Wie sahen Larrys Pläne aus?“
    Langsam nahm ich Larrys Stimmung auf. Er versuchte einer gefühllosen, geknebelten Person etwas beizubringen. Das Fühlen. Das Verstehen von Gefühlen. „Er hat nicht gesagt, was er tun will, Ahmed. Er sagte, daß Katastrophen gut sind, weil sie die Leute aus ihrem Dämmerschlaf wecken. Die Leute sterben nur dann, wenn sie bereits tot und zu steif zum Wegrennen sind. Er bringt jemandem was über Dichtung bei. Ich weiß nicht, wo.“
    „Ich glaube, ich verstehe ihn besser als du, George. Ich wette, er hat einen Anschlag auf den Zentralcomputer vor. Ich habe der Kriminalpolizei gerade von meiner Vermutung erzählt. Ich habe es getan, als hätte ich einen Tip von jemandem bekommen, der es wissen muß. Könnte er noch einmal in das Gebäude reinkommen?“
    „Ja.“ Ich hatte plötzlich eine klare Erinnerung. Ich sah mich, wie ich für Larry und seine Bande einen Plan zeichnete. Und die Alarmanlagen. „Ja. Er kann da rein.“
    „Was hat er vor?“
    Diesmal war es leicht, mich auf Larry einzustimmen. Ich fing dieses warme, zufriedene Gefühl auf. „Er ist schon drin. Du hast recht. Er glaubt, die Anlage wüßte alles und könnte ihm helfen – als wäre sie ein Mensch. Die gleichen Gefühle hat er in bezug auf mich. Er glaubt, daß die Techniker vorsätzlich dafür gesorgt haben, daß die Anlage nicht sprechen kann wie ein Mensch, damit sie weiter in ihrer verrückten und abstrakten Sprache reden können, die keine Gefühle hat. Er schafft eine Kreuzverbindung zwischen den literarischen und übersetzerischen Dienstleistungssystemen und der sozial-wissenschaftlichen Datenbank und bittet den Computer, ihm in verständlicher Sprache zu erklären, warum er die Gesellschaft haßt und was er in Wirklichkeit will. Und er soll in Gedichtform antworten!“
    „Ich rechne mit einer Explosion! Ist Larry bewaffnet? Hat er ein Schießeisen?“
    „Er hat eins. Und er kann das Gebäude dazu bewegen, auf seiner Seite zu kämpfen, Ahmed.“ Ich stimmte mich kurz auf den Geistesinhalt der Konstrukteure ein, die das Sicherheitssystem des Gebäudes entworfen hatten, um meine Erinnerung an das, was ich Larry erzählt hatte, aufzufrischen. Dann erklärte ich Ahmed, daß das Gebäude Sicherheitstüren hatte und mit Eisenrolläden ausgerüstet war, um gegen Aufruhr, Bomben und Großbrände gefeit zu sein. Es hatte auch zahlreiche Innentüren und eine Schaumsprühanlage, falls mal ein Feuer ausbrach. Ahmed fragte mich aus, und ich erzählte ihm, wie man an den Verteidigunsanlagen vorbeikam.
    „Warte mal.“ Ahmed sprach mit jemandem und kam wieder ans Telefon zurück. „Man hat versucht in das Gebäude reinzukommen, um nachzusehen, ob Larry drin ist. Er hat überall die Rolläden runtergelassen – auch die vor den Türen. Die Männer wären beinahe im Löschschaum ertrunken. Sie sitzen jetzt zwischen zwei Türen fest und atmen durch eine Leitung, die die Rettungsbrigade ihnen durch ein Wasserrohr zugeschoben hat.“
    „Ich wünsche ihnen alles Gute.“ Ich gähnte. Die Sonne ging auf, und statt zu schlafen war ich die ganze Nacht mit einem Messer im Rücken herumgelaufen. Ahmeds Stimme am Telefon sagte: „Jetzt wollen sie, daß ich einen Versuch unternehme. Ich glaube, ich weiß auch schon, was ich mache.“
    „Versuch’ es mal.“ Ich gähnte schon wieder. „Am besten machst du dich klatschnaß. Dann werden die Sensoren auch nicht auf die Idee kommen, dich mit Schaum zu besprühen oder dich hinter irgendwelchen Feuertüren zu isolieren. Larry hat nur den Thermostaten des Feuersystems umgestellt.“
    „Na, dann geh’ ich mal.“ Ahmed hängte ein.
    Ich

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