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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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mußte. Und dabei war er mein Freund.
    „Ahmed“, sagte ich, „Würde ich nicht ein guter Aufspürer sein?“
    „Du würdest sogar ein großartiger Aufspürer sein, du Depp!“ Er warf einen Blick auf seinen Bericht. „Wahrscheinlich sogar der beste, den wir je hatten! Aber du kannst nicht zur Rettungsbrigade. Die Vorschriften verlangen nämlich, daß man anstelle von Stroh ein Gehirn im Schädel haben muß. Ich helfe dir, anderswo einen Job zu finden. Bleib’ in der Nähe. Sobald ich mit dem Bericht fertig bin, leihe ich dir fünfzig Mäuse. Lies irgendwas.“
    Ich kam mir klein und häßlich vor, aber ich mußte mich zusammennehmen, denn dies war meine letzte Chance, einen richtigen Job zu kriegen. Und außerdem war an dem, was ich zu tun versuchte, etwas Richtiges. Die Rettungsbrigade brauchte mich. Und auch die verlorengegangenen Leute würden mich brauchen.
    „Ahmed“, sagte ich und versuchte mich klar auszudrücken, „ich sollte in deiner Abteilung sein. Du müßtest doch einen Weg finden, um mich da reinzukriegen.“
    Es ist nicht einfach zu erkennen, wenn ein starker und selbstbewußter Bursche eine Veränderung durchmacht. Im allgemeinen weiß Ahmed, was er tut. Er fragt sich nie etwas. Er starrte auf seinen Bericht, hielt die Luft an und dachte angestrengt nach. Dann stand er auf, verließ den Schreibtisch und schritt auf und ab. „Was, zum Teufel, ist mit mir los? Bei mir ist ’ne Schraube locker. Die Schreibtischarbeit verschafft mir noch ’ne matschige Birne.“ Er schnappte sich den auf dem Schreibtisch liegenden Bericht. „Na, komm. Attacke auf die Vorschriften. Jetzt geht's gegen das Rathaus.“
     
    „Wir können Ihren Freund nicht einstellen.“ Der Chef der Rettungsbrigade schüttelte den Kopf. „Er würde die Prüfungen nicht bestehen. Sie haben’s selbst gesagt.“
    „Die Vorschriften verlangen, daß George eine schriftliche Prüfung ablegt.“ Ahmed beugte sich über den Schreibtisch und begleitete jedes Wort mit einem festen Hieb auf dessen Oberfläche. „Die Vorschriften sind aber einen Dreck wert; sie wurden von unfähigen Bürokraten erlassen, die verhindern wollen, daß niemand einen Job bekommt, der nicht genauso verkalkt ist wie sie! Vorschriften sind eine Waffe, die man immer dann einsetzt, wenn man es mit Leuten zu tun hat, die man nicht kennt und um die man sich einen Dreck schert. George kennen wir aber – und wir wissen, daß wir ihn haben wollen. Wie also können wir die Prüfer beschummeln?“
    Der Chef streckte abwehrend eine Hand aus. „Immer langsam, Ahmed! Ich schätze Enthusiasmus, aber vielleicht können wir George auf legalem Weg reinkriegen. Ich weiß, daß er eine hysterische Epidemie verhindert und den Krankenhäusern eine Menge Zeit und Ausgaben erspart hat. Der Computer schreibt uns einen Prozentsatz aller Ausgaben gut, die unsere Arbeit der Stadt erspart. Wenn er so weitermacht, würde ich ihn gerne bei uns sehen. Aber wir sollten nicht gegen Gesetze verstoßen, um ihn aufnehmen zu können. Wir sollten sie für uns nutzen.“
    Der Chef betätigte das Interkom und sprach in die summende Box hinein. „Geben Sie mir die Buchhaltung, ja?“ Kurz darauf kam eine Antwort aus dem Gerät, und der Chef sagte wieder etwas. Er war ein großer, eckig gebauter Mann, der allmählich Fett ansetzte. Seine Haut war schlaff, sein Haar grau. „Hör mal, Jack, wir benötigen die Dienste eines bestimmten Experten. Wir können ihn aber nicht anstellen, weil er, glaube ich, größen- und gewichtsmäßig nicht die Vorschriften erfüllt. Wie können wir ihn auf die Gehaltsliste setzen?“
    Der Mann am anderen Ende sprach knapp und geschäftsmäßig. „… Sonderfonds, Dienstleistungen auf Honorarbasis. Als Berater. Akte ‚Besondere geleistete Dienste. Zeitaufwand und Resultate’. Muß im Rahmen der Ausgaben bleiben, die die einzelnen Abteilungen mit Hilfe von außen für die Stadt einsparen, und so weiter und so weiter. Alles klar?“
    „Okay. Danke.“ Er schaltete die Klapperkiste ab und sagte zu Ahmed: „Alles klar. Ihr Freund ist drin.“
    Ich stand da, und mir taten die Füße weh. Da meine Hände leicht zitterten, hatte ich sie in die Tasche gesteckt und versuchte gelassen auszusehen. Die Wartezeit verbrachte ich damit, indem ich an Restaurants dachte; an all die guten Restaurants, in denen man für das letzte Geld die größten Portionen bekam. „Und wann kriege ich Geld?“ fragte ich Ahmed.
    „Nächsten Monat“, sagte er. „Am Ende eines jeden Monats

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