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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Mö­we ge­schlos­sen hat­te. Ich klet­ter­te an den stei­len Trä­gern ab­wärts und ging da­bei vor­sich­tig zu Wer­ke. Ich tas­te­te mit Fin­gern und Ze­hen und fand ei­ne Ei­sen­lei­ter, die an der Tur­me­cke an­ge­bracht war. Ich klet­ter­te auf dem schnells­ten Weg nach un­ten und ge­lang­te an einen Far­ben­schrank und ein Te­le­fon. Et­wa drei Me­ter ober­halb der Fahr­bahn sah ich den Rad­fah­rern und Fuß­gän­gern zu, als ich die Ret­tungs­bri­ga­de an­wähl­te und Judd Oslow ver­lang­te.
    „Chef, ich hab’s satt, Ur­laub zu ma­chen.“
    „Heu­te mor­gen sa­hen sie wie ei­ne Lei­che aus. Wie lan­ge ha­ben Sie ges­tern nacht ge­ar­bei­tet?“
    „Halb vier.“
    „Ir­gend­was über Carl Hod­ges raus­ge­kriegt?“
    „Kaum was.“ Ich sah den sum­men­den Hub­schrau­bern und Flug­zeu­gen zu, die hoch über mir am Him­mel kreuz­ten. Ich war nicht son­der­lich wild dar­auf, über mein Ver­sa­gen in der letz­ten Nacht zu re­den.
    „Wo sind Sie jetzt?“
    „In ei­nem An­strei­cher-Krä­hen­nest auf der Ge­or­ge-Wa­shing­ton-Brücke.“
    „Ist das Ih­re Art von Aus­ru­hen – ei­ne Brücke zu be­stei­gen?“
    „Ich bin weg von den Leu­ten. Ich klet­te­re gern.“
    „Okay, Ih­re Sa­che. Sie sind in der Nä­he des Pres­by­te­ri­an Me­di­cal Cen­ter. Mel­den Sie sich dort auf dem Bü­ro der Bri­ga­de und fül­len Sie die Be­rich­te für die letz­te Wo­che aus. Für ein paar Din­ge, die Sie er­le­digt ha­ben, wür­den wir Sie mög­li­cher­wei­se ger­ne be­zah­len. Die Aus­kunfts­da­me wird Ih­nen beim Aus­fül­len der For­mu­la­re hel­fen. Sie wird Ih­nen si­cher ge­fal­len, Ge­or­ge. Sie hat nichts ge­gen Bü­ro­kram. Ge­ben Sie ihr die Chan­ce, Ih­nen zu hel­fen.“
    Die hüb­sche Se­kre­tä­rin mit dem rund­li­chen Ge­sicht und dem lo­cki­gen Haar freu­te sich gar nicht, mich wie­der­zu­se­hen. Sie hör­te auf zu lä­cheln und be­en­de­te ihr Ge­spräch mit den an­de­ren Bü­ro­le­u­ten. Dann war sie nur noch ge­schäfts­mä­ßig. „Ja? Was kann ich für Sie tun, Mr. Sand­ford?“
    Nach dem gest­ri­gen Wirr­warr woll­te ich gern, daß sie bes­ser von mir dach­te. „Ich schrei­be mich S-a-n-f-o-r-d. Mei­ne Po­st­adres­se ist die Kar­mi­sche Bru­der­schaft auf der Neun­ten Ave­nue, zwi­schen der 17. und 18. Stra­ße. Ich möch­te einen Be­richt ma­chen, und zwar über ei­ne Ar­beit, die ich ges­tern er­le­dig­te, nach­dem ich hier war.“
    Sie füll­te flink den Kopf ei­nes Stan­dard­for­mu­lars aus und wirk­te rich­tig glück­lich. Man muß ei­nem Mä­del nur et­was ge­ben, das es für einen er­le­di­gen kann.
    „Was ha­ben Sie für einen Dienst­grad?“
    „Spe­zia­list, Ka­te­go­rie J. Be­ra­ter. Bei der Ret­tungs­bri­ga­de.“
    „Wen be­ra­ten Sie?“
    „Ah­med Kos­va­ka­tats, neh­me ich an. Ich ha­be für ihn ge­ar­bei­tet, um ihn auf­zu­spü­ren, aber ich konn­te nicht mit ihm re­den. Er war ver­mißt.“
    Sie hör­te mit dem Tip­pen auf und sah mich un­er­bitt­lich an. „Wer er­teil­te Ih­nen den Auf­trag zu die­ser Tä­tig­keit, Mr. San­ford?“
    „Judd Oslow, der Chef der Ret­tungs­bri­ga­de. Aber ich ha­be ihn an­ge­ru­fen. Ich rief ihn um zehn Uhr an, und da er­zähl­te er mir, daß Ah­med ver­mißt wur­de. Da fing ich an. Ich war fer­tig ge­gen vier.“
    Sie tipp­te über­haupt nichts da­von nie­der. Sie wur­de blaß, biß sich auf die Ober­lip­pe und strahl­te schlech­te Vi­bra­tio­nen aus. Ich glau­be, sie hat­te Angst da­vor, so wü­tend zu wer­den, wie sie ger­ne ge­wor­den wä­re. Dann sag­te sie mit ro­bo­ter­haf­ter Stim­me: „Wen ha­ben Sie zwi­schen zehn und vier Uhr be­ra­ten – oder von wem wur­den Sie in die­ser Zeit kon­sul­tiert?“
    Da ver­such­te ich ihr Tat­sa­chen zu ge­ben, und nichts da­von schi­en in die blö­den klei­nen Spal­ten ih­rer Vor­dru­cke hin­ein­zu­pas­sen. „Ich bin ei­ne Men­ge her­um­ge­lau­fen und ha­be nach­ge­dacht; dann hat­te ich al­ler­hand zu klet­tern. Ich muß­te auch ei­ne Zeit­lang war­ten. Dann fes­sel­te ich ei­ne Gei­sel, Ak­bar His­ham; spä­ter muß­te ich ihn schlep­pen und wie­der klet­tern. All das war Schwer­ar­beit; Ar­beit für die Ret­tungs­bri­ga­de. Aber der

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