Der Esper und die Stadt
das Ausmaß der Katastrophe zu verfolgen.
Die Stimme des Sprechers war nur ein Murmeln. Wenn wir daran vorbeikamen, wurde es lauter, um dann wieder zu versiegen.
„Die Brooklyn-Kuppel: fünfzehn bis fünfundsechzig Pfund Atomsphärendruck pro Quadratzoll. Aufwärtsexplosion. Es gab zuerst eine Implosion, dann eine Explosion.“ Die Stimme wurde wieder lauter, als uns der nächste langsame Sessel entgegenkam. Der Mann, der hier zusah, hatte das Gerät auf das Sicherheitsgeländer gestellt, damit er mehr sehen konnte. Der Ton war laut. „Schutt schwimmt in einem Umkreis von fast zwei Kilometern über dem Explosionsmittelpunkt. Die Rettungsboote der Küstenwache, Unterseeboote und Scuba-Taucher halten sich in dem Gebiet auf und suchen nach Überlebenden.“
Wir näherten uns einem Bildschirm, der das aus der Ferne aufgenommene Bild einer Explosion aufgenommen hatte, die sich wie ein Regenschirm am Horizont öffnete, und fuhren daran vorbei.
„Und so sah die Explosion vom Deck des Frachters Mary Lou aus.“
Ich machte es mir in meinem Sessel bequem und schloß die Augen, damit ich mich konzentrieren konnte. Wir mußten verhindern, daß sich das gleiche Desaster in der Jersey-Kuppel wiederholte. Wer immer dafür verantwortlich war, er würde sich darüber freuen, wenn er die Explosion auf dem Bildschirm sah. Wer dafür verantwortlich war, mußte sich an der Zerstörung erfreuen und Spaß am Tod und dem Blut der kleinen Stadt haben. Ich ließ mich einfach sinken. Ich war jemand. Ich ließ meinen Geist durch die Stadt tasten und suchte nach jemandem, der sich über die Explosion freute.
„Die Polizei untersucht den Explosionsfall immer noch“, sagte das Murmeln und wurde lauter, als wir den nächsten Fernsehzuschauer auf der Langsamspur passierten. Jemand gab dem Sprecher einen Zettel. „Ah, da kommt eine weitere Nachricht. Bell Telephone hat den Ermittlungsbehörden acht Aufzeichnungen aus öffentlichen Telefonzellen in der Brooklyn-Kuppel ausgehändigt. Diese Anrufe wurden in dem Moment getätigt, als die Kuppel vernichtet wurde.“
Hinter dem Sprecher wurde ein Gesicht eingeblendet. Es handelte sich um das vergrößerte Abbild einer telefonierenden Frau. Nach einem Augenblick der Gewöhnung nahm das Frauengesicht für den Betrachter normale Dimensionen an. Der Sprecher schrumpfte auf Ameisengröße zusammen und wurde nicht mehr wahrgenommen, als die Frau eilig sprach. „Ich halte es hier keine Minute mehr aus. Ich wäre ja schon gegangen, aber es geht nicht. Der Bahnhof ist völlig verstopft, und vor den Fahrkartenschaltern stehen lange Schlangen. So was habe ich noch nie gesehen. Jerry besorgt Fahrkarten. Hoffentlich beeilt er sich.“ Das ängstliche Gesicht der Frau sah sich nach zwei Seiten um. „Ich höre die komischsten Geräusche, wie Donner. Oder wie ein Wasserfall.“
Die Frau schrie auf, dann kippte der Hintergrund weg, und die Telefonzelle fiel zur Seite. Eine Hand flog am Objektiv der Kamera vorbei, die Finsternis kam in mehreren Lagen, dann zerbrach das Bild und wurde zu einem statischen Knistern. Der Bildschirm wurde grau, und der ameisenartige Sprecher, der genau davor saß, nahm seine Rede wieder auf. Die Kamera fuhr auf ihn zu, bis er wieder seine Normalgröße hatte. Er zeigte ein Schaubild.
Ich machte die Augen auf und reckte mich. Um mich herum schauten die Leute auf ihre Bildschirme und sahen sich die Bilder an, die ich gerade vor meinem geistigen Auge betrachtet hatte. Ich sah ein Schaubild jenes Platzes, an dem sich die Telefonzelle in der Brooklyn-Kuppel befunden hatte, und dann kam eine weitere Aufzeichnung von einem nichtsahnenden Menschen, der dem Tode
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