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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Un­ter­see­stadt kam nach drei­ßig Se­kun­den. Es war ein knir­schen­des Brül­len, ge­dämpft und lei­se, wie aus wei­ter Fer­ne.
    Ich mach­te die Au­gen wie­der zu und spür­te, wie sich um mich her­um die Welt ver­än­der­te und zu et­was an­de­rem wur­de.
    „Hast du was, Ge­or­ge?“ frag­te Ah­med auf­ge­regt. „Das wa­ren et­wa zehn Ki­lo­me­ter.“
    „Je­mand weiß, was da pas­siert ist. Ich emp­fan­ge ihn. Die Broo­klyn-Kup­pel ist ge­ra­de zu­sam­men­ge­bro­chen.“
    „Zwölf­tau­send Ein­woh­ner“, sag­te Ah­med und be­tä­tig­te grim­mig sei­nen Arm­band­sen­der, wäh­rend er sich einen Hör­stöp­sel ins Ohr schob. „Das Haupt­quar­tier ant­wor­tet nicht. Da sind nur Be­setzt­zei­chen. Vor ei­ner Ka­ta­stro­phe lee­ren sich meist die Plät­ze. Ei­ne Men­ge Leu­te schei­nen zu spü­ren, daß et­was auf sie zu­kommt. Ich rech­ne mit min­des­tens vier­tau­send To­ten.“
    Ich mach­te die Au­gen wie­der zu und er­forsch­te einen an­de­ren Ort. „Da hat je­mand einen Alp­traum“, sag­te ich. „Und kann nicht wach wer­den.“
    „Flipp’ jetzt nicht aus, Ge­or­ge, halt’ dich an die Fak­ten. Es sind ge­ra­de ei­ne Men­ge Leu­te ge­stor­ben. Schalt’ dich dar­auf ein. Ich ver­su­che uns An­wei­sun­gen zu ho­len.“
    Ich stand mit ge­schlos­se­nen Au­gen da und un­ter­such­te die­se Sa­che in mei­nem Kopf. Ir­gend­wo war ein Mann in ei­nem Alp­traum ge­fan­gen und lag im Halb­schlaf in ei­nem dunklen Ge­fäng­nis oder ei­nem Schrank. Es war so ähn­lich wie in ei­nem De­li­ri­um.
    Die wirk­li­che Welt war an die­sem hel­len Tag schon grau­sam ge­nug, aber die schwar­zen und sich win­den­den Frag­men­te in der In­nen­welt des Man­nes wa­ren noch schlim­mer. Es war et­was Wich­ti­ges an sei­nen Ge­dan­ken. Er hat­te die ent­fern­te Ex­plo­si­on eben­so ge­spürt wie die an­de­ren – und er wuß­te, was sie be­deu­te­te. Er hat­te sie er­war­tet.
    „Ich kann nicht raus­fin­den, wo er steckt“, sag­te ich, mach­te die Au­gen auf und gab mich wie­der der son­nen­be­schie­nen Welt hin, die mich um­gab.
    Ah­med kniff die Au­gen zu­sam­men, leg­te den Kopf schief und lausch­te den auf­ge­regt quä­ken­den Stim­men, die aus sei­nem Hör­stöp­sel ka­men.
    „Mach dir nichts draus, Ge­or­ge. Das ist wahr­schein­lich Carl Hod­ges. Der läuft uns nicht weg. Das Haupt­quar­tier über­mit­telt ge­ra­de all­ge­mei­ne An­wei­sun­gen für den Not­fall. Die Re­pa­ra­tur­trupps und In­spek­to­ren sol­len so­fort al­le ge­fähr­de­ten Punk­te der au­to­ma­ti­schen An­la­gen un­ter­su­chen und nach Be­schä­di­gungs- und Sa­bo­ta­ge­hin­wei­sen Aus­schau hal­ten. Man hat Re­pa­ra­tur- und In­spek­to­ren­teams in die Jer­sey-Kup­pel be­or­dert, da­mit sie sich dort um­se­hen und si­cher­stel­len, daß dort nicht das glei­che pas­sie­ren kann. Man hat ih­nen auf­ge­tra­gen, ih­re An­we­sen­heit als Rou­ti­ne-Si­cher­heits­über­prü­fung zu de­kla­rie­ren.“
    „Und was ma­chen wir? Was ist mit uns?“
    „War­te, ich hö­re zu. Sie ha­ben un­se­re Na­men ge­nannt. Wir ge­hen zur Jer­sey-Kup­pel und ver­su­chen den Sa­bo­teur aus­fin­dig zu ma­chen, der die Broo­klyn-Kup­pel sa­bo­tiert hat. Es ist nicht aus­zu­schlie­ßen, daß er in der Jer­sey-Kup­pel die glei­che Me­tho­de an­wen­det.“
    „Wel­che Me­tho­de?“
    „Das wis­sen sie noch nicht. Sie wis­sen nicht ein­mal ge­nau, ob es über­haupt einen Sa­bo­teur gibt. Das sol­len wir her­aus­fin­den.“
    „Wenn es ein Sa­bo­teur war, ist er jetzt viel­leicht wie­der an der Ar­beit.“ Wir muß­ten uns be­ei­len. Wir rann­ten zu den Stie­gen der Sub­way, ge­lang­ten auf die Un­ter­grund-Roll­bahn und schnapp­ten uns ein paar lee­re Ses­sel, die lang­sam ne­ben uns her­fuh­ren. Wir be­schleu­nig­ten und eil­ten auf die schnells­ten Spu­ren zu.
    Da­mit wir zur Jer­sey-Kup­pel ka­men, muß­ten wir mehr­mals die Spur wech­seln, bis wir auf die in­ners­ten Spu­ren ka­men, die am schnells­ten sind. Auf den lang­sa­me­ren Spu­ren ka­men uns Leu­te ent­ge­gen, die trag­ba­re Fern­se­her bei sich hat­ten und sie wie Zeit­schrif­ten vor sich hiel­ten, um auf den Bild­schir­men

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