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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Ge­gen­spur, auf der nor­ma­ler­wei­se das an­de­re Pferd lief und duck­te mich, be­reit, ihm die Lan­ze zu ent­rei­ßen und ihn vom Pferd zu zie­hen. Da er sein Vi­sier vor dem Ge­sicht hat­te, konn­te ich zwar we­der se­hen, wer er war, noch was er für einen Ge­sichts­aus­druck hat­te, aber die Stim­me kam mir be­kannt vor. Frank.
    Als es nä­her kam, wur­de das Pferd lang­sa­mer. Frank riß an den Zü­geln und trat auf die Brem­sen. „Ich weiß, was du im Schil­de führst, Schur­ke“, rief er aus. „Auf die­se Weis’ ist schon so manch tapf­rer Re­cke von ei­nem Bau­er ge­nas­führt wor­den. Ich ford’re dich her­aus. Leg’ Rüs­tung an, und schwing’ dich in den Sat­tel.“
    Wie­der riß er an den Zü­geln. Das me­cha­ni­sche Pferd blieb quiet­schend auf den Schie­nen ste­hen. Der Mann nahm Helm und Vi­sier ab und zeig­te sein grin­sen­des Ge­sicht. „Na, ha­be ich nicht den rich­ti­gen Ton­fall drauf? Mor­gen, Ge­or­ge.“
    „Mor­gen, Frank. Aber Spaß bei­sei­te. Ich hab jetzt einen Job; so was wie ’n De­tek­tiv-Job. Ich su­che einen Ver­miß­ten, der viel­leicht ir­gend­wo in einen Auf­zug­schacht ge­fal­len ist.“
    „Wie scha­de“, sag­te der Wis­sen­schaft­ler er­nüch­tert. „Wie kann ich dir hel­fen?“
    „Wenn ich mich in sei­ne Per­sön­lich­keit ein­stim­men könn­te, kann ich ihn mit ESP fin­den“, sag­te ich und lehn­te mich ge­gen das wei­che Fell des Pfer­des. „Aber ich ken­ne den Mann nicht. Ich muß wis­sen, wie er ist. Sein Na­me ist Carl Hod­ges.“
    „Was macht er doch gleich wie­der? Ich glau­be, ich er­in­ne­re mich an ihn.“ Frank schwang ein Bein über den Pfer­derücken und sprang zu Bo­den. Die Lan­ze mit dem Box­hand­schuh steck­te nun in ei­ner Hal­te­rung. Er zog die schwe­ren Hand­schu­he aus. Er war nur ein jun­ger Bur­sche mit ge­sun­der Aus­strah­lung.
    „Er macht Scha­dens­vor­aus­sa­gen“, sag­te ich. „Und er spielt ger­ne ein Spiel, das Stadt­schach heißt. Kennst du ihn?“
    Der an­de­re Mann hol­te sich ei­ne Tas­se Tee aus ei­nem Spen­der und kam zu uns her­über­ge­hum­pelt.
    „Stadt­schach? Es ist kein Stadt­schach, son­dern Stra­te­gie und Tak­tik, Spiel Fünf­und­zwan­zig, Sa­bo­ta­ge und Fünf­te Ko­lon­ne. Je­mand hat mal ge­sagt, es sei ein bil­den­des Spiel. Die Po­li­zei hat es an­ders ein­ge­stuft: als an­sta­chelnd zum Auf­ruhr und Tö­ten. Des­we­gen ist es ver­bo­ten. Wenn wir es spie­len, nen­nen wir es Stadt­schach. Ich ha­be es seit zwei Jah­ren nicht mehr ge­spielt.“
    Frank be­müh­te sich, sich zu er­in­nern. „Im letz­ten De­zem­ber ha­be ich es mit ei­nem Bur­schen ge­spielt. Wir sa­ßen im Un­ter­hal­tungs­raum. Wir schal­te­ten das Com­pu­ter-Ter­mi­nal ein und leg­ten voll los. Es war ein ma­ge­rer Kerl, et­was klei­ner, und er hielt den Mund ge­schlos­sen. Hat auch nicht viel ge­re­det. Er ge­wann.“
    „Hat­te wohl mehr drauf als du, was, Frank?“ frag­te Franks Part­ner.
    Die Be­schrei­bung paß­te auf Carl Hod­ges. Ich hör­te zu und ver­such­te mir vor­zu­stel­len, wie Carl Hod­ges mit Frank Schach ge­spielt hat­te. Bei­de be­nutz­ten für die Kal­ku­la­ti­on ih­rer Zü­ge die Com­pu­ter­tas­ta­tur.
    „Weiß ich nicht ge­nau“, sag­te Frank. „Wenn er einen Punkt ver­liert, ist er je­den­falls tief­trau­rig. Da er New York ein­fach zu gut kennt, sa­bo­tier­ten wir ei­ne an­de­re Stadt, ich glau­be Brüs­sel. Ich hät­te ge­win­nen kön­nen, aber mir fie­len dau­ernd ir­gend­wel­che Zü­ge ein, die ich ver­mei­den muß­te, weil ich sonst Fak­ten preis­ge­ge­ben hät­te, die wir im Auf­trag der UNO stu­diert und in den Gift­schrank ge­schlos­sen hat­ten. Man hat­te uns ver­gat­tert, da­mit wir bloß nicht dar­über re­de­ten. Und wenn ich dar­über nach­dach­te, was ich nun tun und nicht tun durf­te, ge­riet ich im­mer mehr ins Hin­ter­tref­fen. Ich konn­te Hod­ges’ Stra­te­gie nicht mehr fol­gen und ver­lor.“
    Ich schloß die Au­gen und stimm­te mich auf Frank ein. Vor­sich­tig ver­such­te ich mich durch den Irr­gar­ten sei­ner Er­in­ne­run­gen zu schlän­geln. Ge­spei­cher­te Ge­füh­le: Är­ger, Alarm­be­reit­schaft, Kampf­geist. Und die Ge­füh­le ei­nes an­de­ren. Der

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