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Der Eunuch

Titel: Der Eunuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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werde also in seinem wohltätigen Dunkel bleiben. Dagegen könne das Mädchen in Wien eine Überschätzung des türkisdien Staatsapparates hervorrufen. Doch sei das gar nicht sehr wahrscheinlich, weil es offenkundige Fälle gäbe, in denen die türkische Staatsmaschine nach abendländischen Begriffen versagt habe. Nein, Beschir bereute nichts. Das Mädchen sei Eugens
    Nichte, und es wäre unverantwortlich gewesen, nicht versucht zu haben, über sie und vor allem durch sie über ihn etwas zu erfahren. Je mehr man vom Gegner wisse, um so leichter sei er zu errechnen und zu besiegen.
    „Darf ich Ihr Lachen so verstehen, Dame Julienne“, fragte Beschir, „daß Sie keine Sehnsucht nach dem Wiener Steffel haben?“
    „Wie sollte ich, da ich Wien gar nicht kenne.“
    „Ich könnte Ihnen Stiche zeigen.“
    „Danke. Die habe ich selbst.“
    „Also zurück nach Ungarn? Möglichst ohne Geräusch?“
    „Wenn Sie wüßten, wie ich mich dort langweilte!“
    „Demnach Rückkehr mit viel Geräusch, was Sie sehr leicht nach Wien führen könnte, wo man Sie, wie Sie sagten, nicht will? - Das läge auch in unserem Interesse.“
    „Ich verstehe nur nicht den Grund von so viel Anteilnahme der Pforte an mir.“
    „Spricht man bei Ihnen nie von den Türken?“
    „Sehr oft sogar. Bei den Ungarn haben sie noch viel Sympathien!“ „Und bei den Deutschen?“
    „Für die sind sie gefährliche Teufel oder arme Teufel, die nicht mehr gefährlich sind.“
    „Aber Teufel in jedem Fall.“
    „In jedem Fall, mein Herr Beschir. Geben Sie sich nur keinen Illusionen hin.“
    „Und dann fragen Sie noch, welches Interesse wir an Ihrer Person haben? Sie befinden sich auf türkischem Boden. Demnach haben die Teufel Sie hierher verschleppt. Auf jeden Fall haben sie sich Ihrer Person bemächtigt, um sich Ihrer als Pfand zu bedienen! Bruch des Völkerrechtes! Des Friedensvertrages! Kein Friede, kein Nebeneinander zwischen Christen und Heiden möglich! Ist es nicht so?“
    „So wird man sagen. Aber das sind Worte.“
    „Es sind gefährliche Worte.“
    „Und Sie wollen mich trotzdem nicht heimlich über die Grenze
    abschieben?“ „Ganz zu verheimlichen wäre Ihre Rückkehr ebensowenig, wie es Ihr Verschwinden war. Eine heimliche Rückkehr würde den Skandal auf unsere Kosten am sichersten entfesseln. Das gerade wäre für die Hetzer der fetteste Brocken, den sie sich wünschen könnten. Sehen Sie das denn nicht ein, mein Kind?“
    „ Iich zweifle gar nicht, daß Sie recht haben. Aber die Hauptsache ist mir Dodo, daß IDI nicht abgeschoben werden soll.“
    „Haben Sie keine Angst. Im Augenblick wissen nur Sie und ich, wer Sie sind und wo Sie sind. Es war gut, daß Sie schwiegen. Im andern Fall freilich hätten Ihre Worte diesen Harem Rudi nicht verlassen. Alles kommt darauf an, daß nicht die andern, sondern wir Sie ,finden' und den Fund in ein und derselben Stunde allen Gesandtschaften mitteilen, möglichst zugleich mit dem Termin Ihrer Rückkehr.“
    Julienne überlegte. „Nicht übel, so eine Rückkehr von einem kaiserlichen Serail aus“, meinte sie dann.
    „Bei Allah, nein!“ rief Beschir. „Das ist doch der Grund, warum ich mit Ihnen rede. Sie dürfen niemals im kaiserlichen Serail gewesen sein, auch nicht in dem der Walide. Die Ungläubigen kennen keine Unterschiede und wollen sie auch gar nicht kennen. Ich höre die Hetze schon: ,Nichte des Prinzen Eugen als Sklavin im Sultanspalast', und alle abendländischen Spießer sind überzeugt, daß unser erhabener Padischah an nichts weiter denkt, als an ihre übelriechenden Weibsbilder. Verzeihen Sie, Julienne, aber ich redine mit Ihrem Verständnis. Daß Sie in den Prinzessinnenpalast kamen, war Zufall. Ebenso gut hätte sich Mußli auch eine andere greifen können. Aber daß der Harem der Walide Sie aufnahm, war Zwang. Wohin mit Ihnen, als Mußli mit seinen Kameraden Ihre Gemächer zu sprengen drohte? Ehe man ihn einließ, konnte man Sie gerade noch fortschaffen.“
    „Was wollte dieser Mußli denn von mir?“
    „Keineswegs Sie unter einen Glassturz stellen“, erwiderte Beschir ein wenig ungehalten.
    „Ach so?“ Julienne sah ein, daß sie verstehen müsse. „Dann war es freilich gut, daß man mich fortbrachte. Gut für Mußli, mein’ ich.“ „Es war auch gut für Sie“, erklärte ihr Beschir mit unverkennbarer
    Mißbilligung. „Wenn Sie jetzt eine Genugtuung verlangten - die Pforte könnte Ihnen keine geben.“
    „So mächtig sind diese Herren Janitscharen noch in Kon

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