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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Februarabend mitgeteilt wurde, innerhalb von zehn Sekunden auswendig lernen konnte. In einem zivilisierten Land weiß man manchmal eben doch Bescheid.
    »Sag mal, Ham.«
    »Alles, was du willst, alter Junge.«
    »Hatte Tessa nicht in Italien Geld fest angelegt?«
    »Haufenweise. Willst du die Auszüge sehen?«
    »Muss nicht sein. Gehört das jetzt mir?«
    »Hat es schon immer. Gemeinsame Konten, weißt du nicht mehr? Was mir gehört, soll auch ihm gehören. Hab ihr das auszureden versucht. Meinte, ich solle die Klappe halten. Typisch.«
    »Dann könnte dein Freund in Turin mir also was schicken, ja? An diese oder jene Bank? Irgendwo ins Ausland, zum Beispiel.«
    »Kein Problem.«
    »Oder an jemanden, den ich ihm nennen würde. Sofern der Ausweis vorgelegt wird.«
    »Es ist deine Kohle, Mensch. Tu damit, was du willst. Lass es dir gut gehen, das ist die Hauptsache.«
    Der Jockey ohne Pferd stand jetzt mit dem Rücken zum Anschlagbrett und gab vor, die Sterne zu betrachten. Die Frau im unförmigen Mantel blickte auf die Uhr. Justin dachte wieder an die Worte des langweiligen Ausbilders in seinem Sicherheitstraining. Beschatter sind Schauspieler . Am schwersten fällt es ihnen , nichts zu tun .
    »Ich habe da einen Freund, Ham. Ich habe ihn bisher nie erwähnt. Peter Paul Atkinson. Er genießt mein vollstes Vertrauen.«
    »Rechtsanwalt?«
    »Natürlich nicht. Dafür habe ich ja dich. Er ist Journalist beim Daily Telegraph . Ein alter Freund aus frühen Studientagen. Ich möchte, dass er uneingeschränkte Vollmacht in allen meinen Angelegenheiten hat. Falls ihr, du oder deine Leute in Turin, je Anweisungen von ihm bekommen solltet, bitte ich euch, sie so zu behandeln, als kämen sie von mir.«
    Ham druckste ein wenig herum und rieb sich die Nasenspitze. »Das geht nicht so einfach, mein Lieber. Es reicht nicht, einfach mit dem Zauberstab zu fuchteln. Dafür brauch ich seine Unterschrift und alles. Eine Handlungsvollmacht von dir. Wahrscheinlich sogar beglaubigt.«
    Justin ging zu Ham in die Sesselecke herüber und zeigte ihm den Atkinson-Pass.
    »Vielleicht könntest du die Einzelheiten hier abschreiben«, schlug er vor.
    Ham wandte sich zunächst dem Foto auf der Rückseite zu und verglich es, ohne dass sich sein Ausdruck merklich veränderte, mit Justins Gesicht. Dann widmete er sich den Angaben zur Person. Langsam blätterte er die mit zahlreichen Stempeln versehenen Seiten um.
    »Ist ja mächtig viel gereist, dein Kumpel«, bemerkte er stoisch.
    »Und wird dies auch weiterhin tun, vermute ich.«
    »Ich brauche eine Unterschrift. Ohne Unterschrift läuft überhaupt nichts.«
    »Lass mir einen Moment Zeit, dann bekommst du eine.«
    Ham erhob sich, gab Justin den Pass zurück und ging bedächtigen Schrittes zu seinem Schreibtisch. Er zog eine Schublade auf, der er einige offiziell aussehende Formulare und Schreibpapier entnahm. Justin legte den Pass aufgeschlagen unter die Leselampe und machte, während Ham ihm diensteifrig über die Schulter linste, erst ein paar Schreibübungen, bevor er seine Geschäfte einem gewissen Peter Paul Atkinson übertrug, c/o Kanzlei Hammond Manzini, London und Turin.
    »Ich lass es notariell beglaubigen«, sagte Ham. »Von mir.«
    »Eine Sache noch, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    »Himmel.«
    »Ich werde dir schreiben müssen.«
    »Soviel du willst, alter Junge. Würd mich freuen, von dir zu hören.«
    »Aber nicht hierher. Überhaupt nicht nach England. Und auch nicht an dein Büro in Turin, wenn ich dir das zumuten darf. Ich meine mich zu erinnern, dass du eine ganze Schar von Tanten in Italien hast. Könnte vielleicht eine von ihnen Post für dich entgegennehmen und sie sicher verwahren, bis du das nächste Mal zu Besuch kommst?«
    »Es gibt da so einen alten Drachen, wohnt in Mailand«, sagte Ham schaudernd.
    »Ein alter Drachen in Mailand ist genau das, was wir brauchen. Vielleicht kannst du mir die Adresse geben.«
    ***
    Mitternacht in Chelsea. In Blazer und grauer Flanellhose saß Justin, der pflichtbewusste Beamte, an dem scheußlichen Esstisch und ging im Schein eines noch aus Artus’ Zeiten stammenden Kronleuchters seiner Schreibtätigkeit nach. Mit Füllfederhalter auf kostbarem Briefpapier. Er hatte mehrere Entwürfe zerrissen, bevor er zufrieden war, doch noch immer kamen ihm sein Stil und seine Handschrift ganz fremd vor.
     
    Liebe Alison,
    vielen Dank für Ihre wohlerwogenen Vorschläge bei unserer Zusammenkunft heute Morgen. Das Ministerium hat in kritischen Situationen

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