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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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dem Umschlag die Postfachnummer von Bluhms NGO, abgestempelt auf der ehemaligen arabischen Sklaveninsel Lamu.
     
    Mein über alles geliebter Arni ,
    ich vergesse nie unser Liebe und deine Umarmungen und deine Freundlichkeit zu mir . Welch ein Glück und Segen für mich , dass du unser schöne Insel für deine Urlaub hast gewählt ! Ich muss sagen Dank , aber ich sage Dank zu Gott für deine genereuse Liebe und Geschenke und für das Wissen , das wird kommen zu mir bei meine Forschung , für das ich danke dir , und für das Motorrad . Für dich mein Geliebter ich arbeite Tag und Nacht , immer mit Freude in Herz dass mein Geliebter bei jeden Schritt ist bei mir und mich liebt .
     
    Und die Unterschrift? Wie vor ihm Rob, versuchte Justin sie zu entziffern. Rob merkte in seiner Notiz an, die Handschrift, lang gezogen, flach und mit gerundeten Endschnörkeln, deute auf einen arabischen Schreiber hin. Die elegant geschwungene Unterschrift bestand offenbar aus drei Buchstaben: in der Mitte ein Vokal, vorne und hinten je ein Konsonant. Pip? Pet? Pat? Dot? Sinnlos, darüber zu spekulieren. Allem Anschein nach war es tatsächlich eine arabische Unterschrift.
    Aber war der Schreiber ein Mann oder eine Frau? War es denkbar, dass eine ungebildete Araberin aus Lamu sich so freimütig äußerte? Und dass sie Motorrad fuhr?
    Justin durchquerte den Raum und setzte sich an den Laptop; anstatt jedoch wieder Arnold aufzurufen, starrte er nur den leeren Bildschirm an.
    ***
    »Wen liebt Arnold eigentlich?«, fragt er sie mit geheuchelter Gleichgültigkeit, als sie an einem heißen Sonntagabend in Nairobi nebeneinander auf dem Bett liegen. Am Morgen desselben Tages sind Arnold und Tessa von ihrer ersten gemeinsamen Exkursion zurückgekehrt. Tessa hat sie als eine der wichtigsten Erfahrungen ihres Lebens bezeichnet.
    »Arnold liebt die ganze Menschheit«, antwortet sie träge. »Ohne Ausnahme.«
    »Schläft er auch mit der ganzen Menschheit?«
    »Schon möglich. Ich habe ihn nicht gefragt. Soll ich?«
    »Nein. Besser nicht. Vielleicht frage ich ihn selbst.«
    »Das wird nicht nötig sein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    Und küsst ihn. Und küsst ihn noch einmal. Bis sie ihn ins Leben zurück geküsst hat.
    »Und frag mich das nie wieder«, sagt sie dann noch, das Gesicht in seiner Schulterbeuge, ihre Arme und Beine über seinen. »Sagen wir einfach, Arnold hat sein Herz in Mombasa verloren.« Und drängt sich mit gesenktem Kopf und geraden Schultern noch näher an ihn heran.
    * **
    In Mombasa?
    Oder in Lamu, hundertfünfzig Meilen nördlich davon?
    Justin ging zum Zähltisch zurück und nahm sich jetzt Lesleys Hintergrundbericht vor: »BLUHM, Arnold Moise, Dr. med., vermisst, Opfer oder Verdächtiger.« Keine Skandale, keine Ehe, soweit bekannt kein Lebensgefährte, keine Lebensgefährtin. Zielperson hatte in Algier in einem Wohnheim für junge Ärzte beiderlei Geschlechts ein Einzelapartment bewohnt. Keine Bezugsperson bei seiner NGO ermittelt. Als nächste Verwandte der Zielperson wird seine adoptierte belgische Halbschwester angegeben, wohnhaft in Brügge. Arnold hatte nie Reise- oder sonstige Spesen für einen Partner geltend gemacht und nie etwas anderes als eine Junggesellenunterkunft in Anspruch genommen. Die demolierte Wohnung der Zielperson in Nairobi war nach Lesleys Bericht »eine Mönchsklause mit äußerst asketischer Einrichtung«. Die Zielperson lebte dort allein und ohne Personal. »Zielperson scheint im Privatleben ohne jeden Komfort auszukommen, auch ohne warmes Wasser.«
    ***
    »Im Muthaiga Club sind alle überzeugt, dass unser Baby von Arnold dort platziert wurde«, erklärt Justin Tessa mit liebenswürdiger Stimme, während sie in einem indischen Restaurant am Stadtrand sitzen und Fisch essen. Sie ist im vierten Monat schwanger, und obwohl ihre Unterhaltung kaum darauf schließen lässt, ist Justin so vernarrt in sie wie nie zuvor.
    »Was heißt › alle im Muthaiga Club‹?«, fragt sie.
    »Elena, die Griechin, nehme ich an. Die hat es Gloria gesagt, und Gloria hat es Woodrow gesagt«, fährt er fröhlich fort. »Was ich da eigentlich machen soll, ist mir nicht ganz klar. In den Club gehen und es auf dem Billardtisch mit dir treiben, wäre eine Möglichkeit, falls du für so was zu haben bist.«
    »Also doppeltes Risiko«, sagt sie nachdenklich. »Und doppelte Vorurteile.«
    »Doppelt? Wieso?«
    Sie senkt den Blick und schüttelt sanft den Kopf. »Diese Mistkerle kennen doch nichts als Vorurteile

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