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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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wollen und das Au ß enministerium dazu benutzen, den L ä ndern der Dritten Welt Angst zu machen, damit sie es nicht wagen, das gleiche Produkt zu einem Bruchteil der Kosten der gesch ü tzten Version herzustellen. Sicher, was Aids-Medikamente betrifft, haben sie sich zu einer kosmetischen Geste entschlossen. Aber was ist mit –
    ***
    Das weiß ich doch alles, denkt er und klickt zum Desktop zurück und von dort zu Eigene Dateien , Arnold .
    »Was ist das denn?«, fragt er scharf und hebt die Hände von der Tastatur, als wolle er jede Verantwortung von sich weisen. Zum ersten Mal in ihrer Beziehung verlangt Tessa von ihm ein Passwort, bevor sie ihn einlässt. Ein knapper Befehl: PASSWORT, PASSWORT, wie die blinkende Leuchtreklame eines Bordells.
    »Scheiße«, sagt Guido.
    »Hatte sie ein Passwort, als sie dir beigebracht hat, wie man mit dem Ding hier arbeitet?«, fragt Justin, ohne auf den skatologischen Ausbruch einzugehen.
    Guido legt eine Hand auf den Mund, beugt sich vor und tippt mit der anderen Hand fünf Zeichen ein. »Ich«, sagt er stolz.
    Fünf Sternchen erscheinen, sonst nichts.
    »Was machst du da?«, fragt Justin.
    »Meinen Namen eingeben. Guido.«
    »Warum?«
    »Das war das Passwort«, sagt er und verfällt nervös in wortreiches Italienisch. »Das I ist kein I. Sondern eine Eins. Das O ist eine Null. Tessa war ganz begeistert von dem System. In einem Passwort muss man mindestens eine Ziffer haben, hat sie behauptet.«
    »Und warum sind da nur Sternchen?«
    »Damit man nicht sehen kann, dass es Guido heißt! Sonst könnte mir ja einer über die Schulter gucken und das Passwort lesen! Aber es funktioniert nicht! Guido ist nicht ihr Passwort!« Er legt beide Hände vors Gesicht.
    »Also müssen wir raten«, schlägt Justin vor, um ihn zu beruhigen.
    »Raten? Wie denn? Was denn? Was glaubst du, wie oft man da raten darf? Vielleicht dreimal!«
    »Du meinst, wenn wir falsch raten, kommen wir nicht rein?«, fragt Justin in einem tapferen Versuch, das Problem auf die leichte Schulter zu nehmen. »He. Du. Immer mit der Ruhe.«
    »Genau, dann kommen wir nie rein!«
    »Na schön. Dann lass uns mal überlegen. Welche Ziffern sehen sonst noch wie Buchstaben aus?«
    »Die Drei könnte ein umgedrehtes E sein. Die Fünf ein S. Da gibt’s ein halbes Dutzend. Mehr. So ein Mist –« Immer noch hat er die Hände vor dem Gesicht.
    »Und was genau passiert, wenn wir zu oft falsch raten?«
    »Dann macht er dicht, lässt keinen Versuch mehr zu. Was dachtest du denn?«
    »Für immer?«
    »Für immer!«
    Justin hört die Lüge in seiner Stimme und lächelt.
    »Und du meinst, mehr als drei Versuche haben wir nicht?«
    »Bin ich vielleicht ein Lexikon? Oder ein Handbuch? Was ich nicht weiß, kann ich nicht sagen. Könnten drei sein. Könnten aber auch zehn sein. Ich muss jetzt zur Schule. Versuch’s doch mal bei der Hotline.«
    »Denk nach. Was hat sie nach Guido am liebsten?«
    Endlich nimmt Guido die Hände vom Gesicht. »Dich! Wen denn sonst? Justin!«
    »Das würde sie nicht machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil das hier ihr Reich ist, nicht meins.«
    »Das denkst du nur! Sei nicht lächerlich. Versuch’s mit Justin. Das klappt, ganz bestimmt!«
    »Denk nach. Was hat sie nach Justin am liebsten?«
    »Ich war nicht mit ihr verheiratet. Okay? Aber du!«
    Justin denkt Arnold , dann Wanza . Er versucht es mit Ghita und gibt das I als 1 ein. Nichts. Er stößt ein nervöses, verächtliches Schnauben aus, um anzudeuten, dass diese kindische Spielerei unter seiner Würde ist, tatsächlich aber laufen seine Gedanken in alle Richtungen, und er weiß nicht, welcher er folgen soll. Er denkt an Garth , ihren toten Vater, und an Garth , ihren toten Sohn, und schließt beide aus ästhetischen und emotionalen Gründen aus. Er denkt Tessa , aber die ist keine Egomanin. Er denkt ARNO1D und ARN0LD und ARN01D , aber Tessa wäre nicht so dumm, Arnolds Datei mit dem Passwort Arnold zu versperren. Er flirtet mit Maria , dem Namen ihrer Mutter, dann mit Mustafa , dann mit Hammond , doch keiner davon drängt sich ihm als Codename oder Passwort auf. Er blickt in ihr Grab hinab und sieht die gelben Freesien auf dem Deckel ihres Sargs unter der rötlichen Erde verschwinden. Er sieht Mustafa in der Küche der Woodrows stehen, den Korb umklammernd. Er sieht sich selbst, wie er sich, den Strohhut auf dem Kopf, im Garten in Nairobi und dann wieder hier auf Elba um die Blumen kümmert. Er gibt das Wort Freesie ein und tippt das I als 1. Sieben

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