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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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siebten Monat schwanger. Mustafa steht dort, wo er immer zu stehen beharrt: gerade noch in der Küche, aber mit einem Ohr an der ein wenig geöffneten Tür, so dass er genau weiß, wann er noch einen Toast machen oder Tee nachschenken muss. Die Stunden am Morgen sind eine glückliche Zeit. Die am Abend auch. Aber morgens fließt das Gespräch am besten.
    »Justin.«
    »Tessa.«
    »Hörst du?«
    »Bin ganz Ohr.«
    »Wenn ich plötzlich Lorbeer rufen würde – einfach so –, was würde dir dazu einfallen?«
    »Gewürz.«
    »Weiter.«
    »Gewürz. Kranz. Cäsar. Herrscher. Sportler. Sieger.«
    »Weiter.«
    »Einen Lorbeerkranz aufsetzen – Lorbeeren ernten – sich auf seinen Lorbeeren ausruhen – Lorbeerbaum – Lorbeerzweig – Lorbeerbeere – warum lachst du nicht?«
    »Aber auf jeden Fall ist es ein deutsches Wort?«, hakt sie nach.
    »Deutsch. Substantiv. Maskulinum.«
    »Buchstabier es.«
    Er gehorcht.
    »Könnte es auch Holländisch sein?«
    »Schon möglich. Vielleicht. Nicht genauso, aber wohl sehr ähnlich. Hast du dich jetzt auf Kreuzworträtsel verlegt, oder was?«
    »Nein, nicht mehr«, antwortet sie nachdenklich. Und damit ist die Sache für Tessa, die Anwältin, erledigt, wie so oft. Ein Grab ist im Vergleich zu mir eine Plaudertasche .
    * **
    Kein J , kein G , kein A , heißt es in ihren Notizen weiter. Sie meint: Justin, Ghita und Arnold sind nicht anwesend. Sie ist mit Wanza allein im Krankenzimmer.
     
    15 : 23 Ein bulliger Weißer und eine große Frau , slawischer Typ , kommen rein ; beide in weißen Kitteln , der von der Slawin ist am Hals offen . Drei weitere männliche Personen .
    Alle in weißen Kitteln . Gestohlene Napoleon-Bienen auf den Taschen . Treten an Wanzas Bett und gaffen sie an .
    Ich : Wer sind Sie? Was machen Sie mit ihr? Sind Sie Ärzte?
    Sie ignorieren mich , starren Wanza an , lauschen auf ihren Atem , prüfen Herz , Puls , Temperatur , Augen , rufen › Wanza ‹.
    Keine Reaktion.
    Ich : Sind Sie Lorbeer? Wer sind Sie alle? Wie heißen Sie?
    Slawin : Das geht Sie nichts an .
    Abgang .
     
    Die Slawin ein Miststück . Schwarz gefärbte Haare , lange Beine . Wackelt mit den Hüften , kann nicht anders .
     
    Wie ein Mann, der bei einem Verbrechen ertappt wird, schiebt Justin Tessas Notizen hastig unter einen Stapel Papier, springt auf und heftet den Blick in ungläubigem Entsetzen auf die Tür des Ölraums. Jemand klopft energisch. Justin sieht die Tür im Rhythmus der Schläge erzittern und hört durch den Lärm die kommandierende, furchtbar vertraute Donnerstimme eines Angehörigen der herrschenden Klasse von England.
    »Justin! Komm raus, Alter! Versteck dich nicht! Wir wissen, dass du da drin bist! Zwei liebe Freunde bringen Trost und Geschenke!«
    Justin, erstarrt, ist zu keiner Reaktion fähig.
    »Was verkriechst du dich, Alter? Was sollen diese Spielchen? Ist nicht nötig! Wir sind’s! Beth und Adrian! Deine Freunde!«
    Justin nimmt die Schlüssel vom Sideboard, dann tritt er wie einer, der hingerichtet werden soll, blind ins Sonnenlicht hinaus und steht vor Beth und Adrian Tupper, dem großartigsten Schriftsteller-Duo der Epoche, den weltberühmten Tuppers aus der Toskana.
    » Beth . Adrian . Wie schön«, verkündet er und knallt die Tür hinter sich zu.
    Adrian packt ihn an den Schultern und senkt dramatisch die Stimme. »Justin, mein Lieber. Liebling der Götter. Hm? Hm? Sei ein Mann. Nur«, säuselt er im Ton zutraulichen Mitgefühls. »Du bist einsam. Erzähl mir nichts. Schrecklich einsam.« Justin ergibt sich in seine Umarmung und sieht Adrians winzige, tief liegende Augen neugierig über seine Schulter spähen.
    »Ach, Justin, wir haben sie ja so gern gehabt«, miaut Beth und zieht die Lippen kläglich nach unten, spitzt sie aber sogleich wieder, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
    »Wo ist Luigi?«, will Adrian wissen.
    »In Neapel. Mit seiner Verlobten. Sie wollen heiraten. Im Juni«, fügt Justin überflüssigerweise hinzu.
    »Sollte besser hier sein und dir helfen. Aber so ist das heute, mein Lieber. Keine Loyalität. Niemand will mehr dienen.«
    »Der Große ist dem Andenken unserer geliebten Tessa gewidmet, der Kleine ist für den armen Garth und soll daneben gepflanzt werden«, erklärt Beth mit dünner Stimme, die irgendwie ihr Echo verloren hat. »Ich dachte, wir pflanzen sie in Erinnerung an sie, stimmt’s, Adrian?«
    Im Hof steht ihr Pick-up, die Ladefläche voller rustikaler Holzscheite: Adrians Leser sollen glauben, er schwinge selbst das

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