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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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Beil. Darauf liegen zwei junge Pfirsichbäume mit Plastiksäcken um die Wurzelballen.
    »Beth hat eine phantastische Antenne«, tönt Tupper vertraulich. »Die richtige Wellenlänge, mein Lieber. Ständig auf Empfang, stimmt’s, Darling? ›Wir müssen ihm Bäume mitbringen‹, hat sie gesagt. So was weiß sie einfach. Sie weiß es.«
    »Wir könnten sie jetzt gleich einpflanzen, dann wäre das erledigt«, schlägt Beth vor.
    »Nach dem Essen«, sagt Adrian bestimmt.
    Ein schlichtes Bauernpicknick – Beths Care-Paket, wie sie es nennt: ein Brot, Oliven, für jeden eine Forelle aus unserer Räucherei, Darling, nur wir drei, und dazu eine Flasche von deinem herrlichen Manzini-Wein.
    Höflich bis in den Tod, führt Justin sie zur Villa.
    * **
    »Man kann nicht ewig trauern, mein Lieber. Nimm die Juden.
    Sieben Tage, und dann ist Schluss. Danach sind sie wieder auf den Beinen, voller Tatendrang. Das ist bei ihnen Vorschrift , Darling, verstehst du?«, erklärt Adrian seiner Frau, als wäre sie schwachsinnig.
    Sie sitzen unter den Putten im Salon und essen die Forellen vom Schoß, um Beths Vorstellung von einem Picknick gerecht zu werden.
    »Das ist bei denen alles schriftlich festgelegt. Was zu tun ist, wer es zu tun hat, für wie lange. Und dann geht’s wieder an die Arbeit. Justin sollte es genauso machen. Man darf sich nicht zurückziehen, Justin. Das darf man einfach nicht. Viel zu negativ.«
    »Ich ziehe mich ja gar nicht zurück«, wendet Justin ein und verflucht sich, weil er eine zweite Flasche Wein aufgemacht hat.
    »Was tust du denn dann? «, fragt Tupper und durchbohrt Justin mit seinen kleinen runden Augen.
    »Na ja, Tessa hat eine Menge unfertige Sachen hinterlassen«, erklärt Justin lahm. »Da ist als Erstes natürlich ihr Nachlass. Und die Wohltätigkeitsstiftung, die sie gegründet hat. Und allerhand Kleinigkeiten.«
    »Hast du einen Computer?«
    Den hast du gesehen?!, dachte Justin mit heimlichem Entsetzen. Nein, unmöglich! Dafür war ich zu schnell, das weiß ich ganz genau!
    »Die wichtigste Erfindung seit der Druckerpresse, mein Lieber. Habe ich Recht, Beth? Keine Sekretärin, keine Ehefrau, gar nichts. Was für einen benutzt du? Am Anfang haben wir uns noch dagegen gesträubt, stimmt doch, Beth? Ein Fehler.«
    »Wir haben die Möglichkeiten nicht gleich erkannt«, erklärt Beth und trinkt einen sehr großen Schluck Wein für eine so kleine Frau.
    »Ich habe einfach den genommen, der hier rumstand«, antwortet Justin, wieder halbwegs im Gleichgewicht. »Tessas Anwälte haben mir einen Stapel Disketten übergeben, und ich habe mich so gut es ging da durchgearbeitet.«
    »Du bist also fertig. Zeit, nach Hause zu gehen. Zögere nicht. Geh. Dein Land braucht dich.«
    »Nun ja, ganz fertig bin ich noch nicht, Adrian. Ein paar Tage werde ich schon noch benötigen.«
    »Weiß man beim Außenministerium, dass du hier bist?«
    »Anzunehmen«, sagt Justin. Wie macht Adrian das bloß? Lässt mir keine Ausrede. Schnüffelt in meinem Privatleben rum, das ihn absolut nichts angeht, und ich stehe daneben und lasse es zu.
    Eine Atempause, in der sich Justin zu seiner ungeheuren Erleichterung einen außerordentlich langweiligen Bericht darüber anhören muss, wie das größte Schriftsteller-Duo der Welt gegen jede natürliche Neigung zum Internet bekehrt worden ist – zweifellos die Generalprobe für ein weiteres fesselndes Kapitel eines toskanischen Märchens und einen weiteren Gratiscomputer von den Herstellern.
    »Du läufst davon, mein Lieber«, ermahnt ihn Adrian streng, als sie die Pfirsichbäume vom Wagen abladen und zur cantina schleppen, so dass Justin sie später einpflanzen kann. »Es gibt so etwas wie Pflicht. Altmodisches Wort heutzutage. Je länger du’s rausschiebst, um so schwieriger wird’s. Geh nach Hause. Man wird dich mit offenen Armen empfangen.«
    »Warum können wir sie nicht jetzt einpflanzen?«, fragt Beth.
    »Zu traurig, Darling. Das macht er sicher lieber allein. Der Himmel schütze dich, mein Lieber. Die richtige Wellenlänge. Das Wichtigste überhaupt.«
    Also, was war das jetzt?, will Justin von Tupper wissen, als er dem entschwindenden Pick-up nachblickt: reiner Zufall oder eine Verschwörung? Bist du gesprungen, oder hat man dich gestoßen? Hat der Blutgeruch dich hierher gelockt – oder hat Pellegrin dich geschickt? In verschiedenen Phasen seines allzu öffentlichen Lebens war Tupper unter anderem für die BBC und eine üble britische Zeitung tätig gewesen. Aber er hatte auch

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