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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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passiert. Du hast nichts verloren«, erklärte Guido heiter in seiner Computer-Piktogrammsprache und erweckte die Maschine mit einigen weiteren Eingaben erneut zum Leben. »Können wir jetzt online gehen? Bitte? «, bettelte er.
    »Wozu?«
    »Um ihre Post abzuholen, Herrgott noch mal! Hunderte von Leuten da draußen schicken ihr täglich E-Mails, und du willst sie nicht lesen. Was ist mit den Leuten, die dir Grüße und Beileidsbekundungen senden? Willst du nicht wissen, was sie zu sagen haben? Hier drin sind noch E-Mails von mir, die sie nie beantwortet hat! Die sie vielleicht nie gelesen hat!«
    Guido war den Tränen nahe. Justin fasste ihn an den Schultern und drückte ihn sanft auf den Hocker vor der Tastatur.
    »Erklär mir die Risiken«, sagte er. »Was kann schlimmstenfalls passieren?«
    »Gar nichts. Alles ist gesichert. Es gibt keinen schlimmsten Fall. Wir machen mit diesem Computer nur die simpelsten Sachen. Wenn wir abstürzen, ist alles wie vorher. Neue E-Mails speichere ich sofort. Alles andere hat Tessa gespeichert. Vertrau mir.«
    Guido verbindet den Laptop mit dem Modem und reicht Justin das Ende eines Kabels. »Zieh den Telefonstecker raus und steck das hier rein. Dann kann’s losgehen.«
    Justin gehorcht. Guido tippt und wartet. Justin sieht ihm über die Schulter. Hieroglyphen, ein Fenster, noch mehr Hieroglyphen. Pause zum Beten und Nachdenken, dann über den ganzen Bildschirm eine Botschaft, die wie eine Leuchtreklame blinkt und Guido zu einem empörten Aufschrei veranlasst.
     
    Risikogebiet!!
    ACHTUNG: GESUNDHEITSGEFAHR. GEHEN SIE NICHT WEITER. KLINISCHE TESTS HABEN HINWEISE DARAUF ERGEBEN, DASS WEITERE RECHERCHEN T Ö DLICHE NEBENWIRKUNGEN HABEN K Ö NNEN. MIT BLICK AUF IHRE SICHERHEIT UND IHRE SEELENRUHE IST IHRE FESTPLATTE VON TOXISCHEN STOFFEN GEREINIGT WORDEN.
     
    Einige trügerische Sekunden lang ist Justin nicht ernstlich besorgt. Unter günstigeren Umständen hätte er sich jetzt gern an den Zähltisch gesetzt und den Herstellern einen wütenden Brief wegen ihrer übertriebenen Ausdrucksweise geschrieben. Andererseits hat Guido ihm gerade demonstriert, dass Hunde, die bellen, nicht beißen. Und als er gerade ausrufen will: »Ah, die schon wieder, das ist ja wirklich das Letzte!«, sieht er, dass Guido den Kopf nach hinten sinken lässt wie ein Erschossener, seine Finger sich links und rechts neben dem Laptop zusammenkrümmen wie tote Spinnen und sein Gesicht wieder so bleich geworden ist wie in der Zeit vor den Transfusionen.
    »Schlimm?«, fragt Justin leise.
    Guido wirft sich nach vorn wie ein Pilot in einer Gefahrensituation und klickt sich durch die Notfallmaßnahmen. Offenbar vergeblich, denn er richtet sich wieder auf, schlägt sich mit der Hand an die Stirn, schließt die Augen und lässt ein Furcht erregendes Stöhnen hören.
    »Sag mir doch, was da los ist«, bittet Justin. »Nichts kann so schlimm sein, Guido. Sag’s mir.« Und als Guido immer noch nicht antwortet: »Du hast ihn ausgeschaltet. Richtig?«
    Guido nickt, völlig erstarrt.
    »Und jetzt ziehst du den Modemstecker raus.«
    Wieder ein Nicken. Immer noch ganz starr.
    »Warum tust du das?«
    »Ich muss neu booten.«
    »Was bedeutet das?«
    »Wir müssen eine Minute warten.«
    »Warum?«
    »Vielleicht zwei.«
    »Und was bringt das?«
    »Gibt dem Ding Zeit zum Vergessen. Es muss sich beruhigen. Das ist nicht normal, Justin. Das ist sehr schlimm.« Er spricht wieder sein Computer-Amerikanisch. »Das sind keine sozial benachteiligten Jugendlichen, die sich einen Spaß erlauben. Das sind total kranke Typen, die dir das angetan haben. Glaub mir.«
    »Mir oder Tessa?«
    Guido schüttelt den Kopf. »Da hasst euch jemand.« Er schaltet den Computer wieder ein, erhebt sich vom Hocker und holt tief Luft, es klingt wie ein umgekehrter Seufzer. Und Justin erblickt zu seiner Freude die vertrauten schwarzen Kinder, die ihm vom Bildschirm zuwinken.
    »Du hast es geschafft«, ruft er. »Guido, du bist ein Genie!«
    Aber noch während er das sagt, erscheint an Stelle der Kinder eine lustige kleine Sanduhr, die auf einen schräg stehenden weißen Pfeil gespießt ist. Dann verschwindet auch das Bild, und zurück bleibt blauschwarze Unendlichkeit.
    »Die haben ihn abgeschossen«, flüstert Guido.
    »Wie?«
    »Die haben einen Virus eingeschleust. Der Virus hatte den Befehl, die Festplatte zu löschen. Als Letztes haben sie die Nachricht hinterlassen mit dem Hinweis, was sie getan haben.«
    »Dann war es nicht dein Fehler«, sagt Justin

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